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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jäger
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nicht gewohnt, dass Menschen auf sie hören und ihre Meinung respektieren.
    »Du kennst deine Mutter besser als ich. Ich habe meine Bedenken geäußert und dennoch bist du der Überzeugung, dass es besser für sie wäre. Zudem ist sie eine regierungstreue Ärztin. Wenn wir sie davon überzeugen können ...«
    »... kann sie uns helfen, die anderen zu überzeugen«, vollendet Hailey seinen Satz triumphierend. Die Aussicht darauf, sich nach all den Jahren mit ihrer Mutter zu versöhnen, erwärmt ihr Herz. Sie nährt die Hoffnung, dass ihre Mutter nicht immer der zynische und egoistische Mensch war, der sie nun ist. Vielleicht wollte sie einfach nicht noch einen geliebten Menschen an die Regierung verlieren. Dieser Aspekt entschuldigt das Verhalten ihrer Mutter in Haileys Augen nicht, aber endlich kann sie es nachvollziehen.
    Wenn sie ein Familienmitglied ohne verständliche Gründe an die Regierung verloren und somit ihre Unnachgiebigkeit gespürt hätte, würde auch sie dafür sorgen, dass jeder den sie liebt, sich an die Regeln hält, um weitere Verluste zu vermeiden. Allerdings würde sie mit offenen Karten spielen.
    Eleonore hätte ihr jederzeit sagen können, dass ihr Vater wegen verbotenen Experimenten exekutiert wurde. Sicherlich wäre es für Hailey hart gewesen, aber sie hätte die Regierung mit anderen Augen gesehen.
    Seit sie denken kann war die Regierung für sie ein weit über ihr schwebender Greifvogel, der nur auf die richtige Gelegenheit wartet. Aber er war so weit oben, dass sie ihn nicht richtig wahrnehmen konnte.
    Hätte sie gewusst, dass dieser Greifvogel bereits in ihrem Leben zugeschlagen hat, wären ihre Augen immer nach oben gerichtet gewesen.
    Nun setzt sie darauf, dass die Wahrheit über ihren Vater, ihrer Mutter die Augen öffnet und sie so dazu bringt, ihnen zu helfen. Nervös kaut Hailey auf der Innenseite ihrer Backe herum. Der kleine Vogel ist mit einem Stock im Schnabel zurückgekehrt. Scheinbar hat er sich dazu entschlossen, es seinem Vorfahren gleich zu tun und hier ein Nest zu bauen. Als er das umgekippte Nest entdeckt, flattert er erfreut mit den Flügeln und stößt ein glückliches Piepsen aus.
    Er hüpft darauf zu und fängt an, einzelne Äste herauszuziehen und zu seinem eigenen Nest zu verarbeiten.
    Lächelnd sieht Hailey ihm dabei zu.
    Laute Schritte ertönen von der Treppe und schrecken den Vogel auf. Empört zwitschernd fliegt er davon.
    »Hailey?«, hallt Macys Stimme durch den Raum. Haileys Grinsen wird breiter. Sie hat lange darüber nachgedacht, ob sie Macy die Wahrheit über ihren Vater sagen möchte.
    Einerseits ist sie zwar ihre beste Freundin, doch andererseits möchte Hailey dieses Geheimnis gerne für sich behalten. Es gibt ihr das Gefühl, ihren Vater in einer besonderen Weise zu kennen, die sie sonst nur mit Caleb teilt. Dass sie es ihrer Mutter verraten möchte, ist ein Schritt, den sie zu gehen bereit ist, um diese für sich zu gewinnen.
    »Hey Macy«, erwidert sie lächelnd und schließt das Mädchen in die Arme. Ein angenehmer Duft nach Rosen steigt ihr in die Nase und versetzt ihrem Herz einen neidvollen Stich. Während ihre Freundin frisch gewaschen und verliebt strahlt, starrt Hailey vor Dreck. Obwohl sie sich selbst nicht riechen kann, ist ihr klar, wie sehr sie stinken muss.
    Peinlich berührt löst sie sich von Macy und geht auf Abstand.
    »Alles klar?«, frag Macy verblüfft über die plötzliche Distanziertheit.
    Hailey sieht auf den Boden und tritt schließlich wieder einen Schritt auf Macy zu. Vorsichtig beugt sie sich zu ihrem Ohr vor. Eine ihrer blonden Locken kitzelt in ihrer Nase.
    »Ich habe mich seit Tagen nicht gewaschen. Ich stinke«, flüstert sie hastig und geht dann einen Schritt zurück. Macy bricht in schallendes Gelächter aus. Verwirrt hebt Caleb den Kopf. Bis jetzt hat er keinen Ton von sich gegeben.
    »Was ist so lustig?«
    »Ach Hailey denkt sie ...«
    Schnell schüttelt Hailey den Kopf und sieht Macy bedeutungsvoll in die Augen. Ihre beste Freundin versteht sofort.
    »Egal«, flötet Macy. »Ist Jules schon da?«
    »Offensichtlich nicht«, entgegnet Caleb und stützt sich auf seine Unterarme, um seinen Oberkörper aufzurichten.
    In diesem Moment poltern schwere Stiefel die Treppe hinauf und Jules stürmt zur Tür herein.
    Gespannt richten sich drei Augenpaare auf ihn.
    »Und?«, bringt Hailey schließlich als Erste hervor.
    Ein Schweigen breitet sich aus, nur unterbrochen von Jules heftigem Schnaufen. Er muss ziemlich schnell

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