Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
keinen eingesetzt bekomme.«
Stille.
»Bist du dir sicher?«, fragt Caleb verunsichert. »Nicht, dass ich ihm Lügen unterstelle, aber bei so etwas kannst du dich nicht einfach auf leere Worte verlassen.«
»Das sind keine leeren Worte. Mat hat versucht, mich zu beschützen. Ich trage keinen Peilsender.«
Dennoch tastet Hailey ihre Haut ab.
»Wie du meinst«, erwidert Caleb resigniert. »Pass bitte einfach auf dich auf.«
Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Liebevoll und voller Sorge. Haileys Kehle ist wie zugeschnürt.
»Und du auf dich.«
Sie weiß nicht, was sie sonst sagen soll.
»Melde dich bitte wieder, sobald du kannst«, sagt Caleb mit deutlich festerer Stimme.
»Das werde ich.«
Ein unbehagliches Schweigen dringt aus dem Telefon und macht Hailey nervös.
»Hailey?«
Hoffnungsvoll umklammert sie den Hörer fester.
»Ja?«
Sie spürt, dass etwas anders ist. Sein Tonfall ist weich und die Luft vibriert vor Spannung. Für einen Augenblick bleibt es still und Hailey fragt sich, ob sie sich geirrt hat. Sie öffnet ihren Mund, um etwas zu sagen, doch da ertönt Calebs Stimme:
»Bitte komm zurück, ja? Ich glaube, ich liebe dich.«
Dann ist die Leitung unterbrochen.
»Du glaubst, dass du sie liebst?« Macy glotzt ihn mit offenem Mund an. »Wie kann man so etwas denn glauben ? Und weshalb hast du einfach aufgelegt? Vielleicht wollte sie dir noch etwas sagen?«
Caleb ignoriert das blonde Mädchen und wendet sich an ihren Freund.
»Meinst du, du kannst den Peilsender finden?«
Jules wirkt ebenfalls verwirrt, fasst sich aber schnell wieder. Prüfend legt er den Kopf schief und betrachtet Caleb von oben bis unten.
»Vielleicht. Aber nicht hier. Ich müsste dich untersuchen und wenn ich ihn gefunden habe ...«
»Solltest du ihn auch entfernen, schon klar«, seufzt Caleb und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. »Aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn ich wirklich einen Peilsender trage, können wir auf keinen Fall in dein Labor, sonst stellen sie eine Verbindung her.«
»Das ist nicht mein Labor«, protestiert Jules. »Aber du hast recht. Ich werde versuchen, die nötigen medizinischen Instrumente zu bekommen und dann«, zögerlich hält er inne, »müssen wir woanders hin.«
»Und wo?«, mischt Macy sich ein. »Wir können nirgendwo hin, ohne erwischt zu werden.«
»Dann müssen wir wohl hier operieren.«
Jules lacht, bis er Calebs ernsten Gesichtsausdruck bemerkt.
»Ernsthaft?«
»Ernsthaft.«
Perplex starrt Hailey die Tasten des Telefons an. Das Belegtzeichen dröhnt laut in ihrem Ohr. Ein gleichmäßiges Summen wie von tausend Bienen. Schnell legt sie den Hörer zurück auf die Gabel und weicht ein Stück zurück.
Ich glaube, ich liebe dich.
Gefolgt von einem unangenehmen Brummen. Für einen Augenblick ist ihr Herz stehengeblieben, dann hat ihr Verstand realisiert, dass Caleb aufgelegt hat.
Ihr Kopf schwirrt und gleichzeitig fühlt sie sich wie in rosafarbener Watte verpackt. Die Welt um sie herum strahlt noch schöner und heller als zuvor. Sie weiß nicht, ob sie sich über diese Worte freuen sollen.
Der Moment für das erste Ich liebe dich hätte nicht unpassender sein können und doch klopft Haileys Herz freudig in ihrer Brust.
»Ich dich auch«, flüstert sie und sofort erröten ihre Wangen, als ihr klar wird, dass Caleb sie nicht hören kann.
»Hat er deshalb aufgelegt? Hatte er Angst, dass ich seine Gefühle nicht erwidere?« , grübelt Hailey und ist versucht, erneut anzurufen. Ihre Hände wandern in ihre Hosentaschen. Enttäuscht lässt sie den Kopf hängen. Sie hat schon alle Münzen aufgebraucht.
»Vielleicht ...«, murmelt sie und untersucht das Telefon nach einer Münzrückgabe. Als sie die kleine Klappe gefunden hat, greift sie hoffnungsvoll zu – und ins Leere.
Enttäuscht zieht sie sich zurück und geht zurück zum Haus. Als sie die Tür öffnet, wirbelt ihr eine gehetzte Eleonore entgegen.
»Das Wasser funktioniert«, flötet sie.
»Wenn der Strom nicht funktioniert, weshalb tut es dann das Wasser?«, hinterfragt Hailey mit einer hochgezogenen Augenbraue.
»Wasser und Strom laufen hier unabhängig voneinander. Dafür ist es zwar nicht so warm, aber es funktioniert auch bei Stromausfällen. Die kommen hier nämlich sehr häufig vor.«
Schweigend sehen die beiden Frauen sich an.
»Ich habe die Tüte mit deinen Klamotten vor die Badezimmertür gestellt. Gleich oben rechts das erste Zimmer.«
»Dann gehe ich jetzt mal duschen.«
Zehntes
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