Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
nicht wahr sein. Drei Kinder, und jedes in einem anderen Reifestadium. Quengelgeist, Egal-Alter und Zickenplage. Super!
Die Küche beinhaltete nicht nur einen großen, alten Holzesstisch, sondern auch einen alten Holzkochofen aus Urgroßmutters Zeiten. Hoffentlich war der nur Deko. Wie sollte man denn darauf kochen?
„Also, Kinder, das ist Antonia, euer neues Kindermädchen. Ab heute innerhalb der Woche und auch mal am Wochenende eure neue Ansprechpartnerin für alle anfallenden Probleme“, so sprach Herr Brügge, und wie er hinter der Zeitung aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.
Die Kinder blickten mich an. Das Mädchen verzog abschätzend den Mund und stand auf mit den Worten: „Ich geh dann mal. Kommst du gleich mit, kleine Natter?“ Sie meinte offensichtlich ihren blonden Bruder. Der schob sich ein letztes Stück Brot in den Rachen, sagte kurz mit Seitenblick zu mir: „Tach!“, quetschte sich an mir vorbei und trat seiner Schwester in den recht schmalen Po.
„Und du bist eine Schwarze Mamba. Alter Giftzahn!“
Na, tolle Aussichten. Ein Kleinkrieg der Kriechtiere. Die Umgangssprache in dieser Familie schien evolutionstechnisch betrachtet bei den Reptilien stehen geblieben zu sein. Auf jeden Fall. Ich hörte die Wohnungstür knallen, und eine Art Frieden senkte sich über das Haus. Dachte ich.
„Ich gehe nist in den Kindergarten. Ha, hahahah. Fang mich doch, Eierloch!“
Der kleine Winzling stand vor mir und steckte mir tatsächlich die Zunge raus.
„Wollen Sie denn nichts dazu sagen, Herr Brügge? Sie als elterliche Bezugsperson?“ Ich starrte auf die Wettervorhersage der Zeitung.
„Das ist nun Ihre Aufgabe, Antonia. Aber vielleicht sollten wir erst einmal rein inhaltlich über Ihren Arbeitsablauf und Ihr Honorar reden. Wir machen das sowieso alles erst einmal auf Probe. Ein halbes Jahr. Einverstanden?“
Ich nickte, während er seine Zeitung zusammenfaltete und das kleine Monster ins Kinderzimmer zum Anziehen schickte. Was jenes anstandslos tat. Sich noch mal mit rausgestreckter Zunge nach mir umblickend, trippelte er summend davon.
„Ich habe die Kinder im Griff, jedoch nicht die Zeit, mich ausreichend um die Belange der Kleinen zu kümmern. Leider haben die Kinder einen unendlichen Verschleiß an Kindermädchen. (Aha, und dann ein halbes Jahr Probe? Schaff ich doch nie!) Darum werde ich es Ihnen nicht nachtragen, wenn Sie vorzeitig das Handtuch werfen würden. (Siehste!) Sie wären nicht die erste.“
Ich setzte mich an den Tisch und tauchte meine Hand erst einmal in eine Milchpfütze. Herr Brügge war so nett, mir ein Stück Küchenrolle zu reichen, während er weiter dozierte.
„Ich werde Sie sozial absichern. Den Vertrag können Sie morgen unterschreiben, der ist schon im Computer gespeichert, zwar noch mit dem Namen ihrer Vorgängerin, aber kann ich ja austauschen, muss ihn nur noch ausdrucken. Dafür erwarte ich, dass Sie die Woche über hier klar Schiff machen. Eine Putzfrau kommt Dienstag und Donnerstag jeweils vormittags, sie kümmert sich an diesen Tagen morgens um Konrad und bringt ihn in die Kita, wenn ich ihn nicht mitnehmen kann. Sie brauchen an diesen Tagen erst zur Abholung vom Krümelmonster hier zu sein. Ansonsten erwarte ich Sie an den anderen Tagen morgens, sagen wir gegen 7:30 Uhr. Wenn eines der Kinder krank ist, sind Sie dessen Krankenschwester. Ihre Arbeitszeit ist variabel bis 16 oder 20 Uhr, auch mal länger, wenn ich entsprechende Verabredungen habe. Gegebenenfalls auch am Wochenende oder wenn ich auf Geschäftsreisen bin. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie solange als Kinderbetreuung tätig sind, bis ich wiederkomme, also 24 Stunden täglich. Sie können dann im Gästezimmer wohnen. In den Vormittagsstunden steht Ihnen frei zu tun und zu lassen, was Sie wollen. Aber Einkäufe machen und Kochen müssten Sie ebenfalls. Was eben anfällt. Umfangreiche Überstunden werden extra bezahlt oder können in Absprache auch abgebummelt werden.“
Er ratterte seinen Vortrag so gekonnt und flink hinunter, als hätte er ihn bereits zwölffach von sich gegeben. Was wohl auch der Fall war. Soziale Absicherung, ein wichtiger Faktor. Krankenkasse, Rentenbeitrag.
„Wie viel würde ich denn verdienen?“
„1.600 EUR netto während der Probezeit, je nach Aufwand, Überstunden als Pauschale extra, und Krankenkasse und Versicherung sind dann schon bezahlt. Einverstanden?“, ich nickte mechanisch.
„Da Sie selber ja keine Familie haben, wie mir Ihre Tante versicherte,
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