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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggy Sehl
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auch schon bessere Tage gesehen hatte. Seinen Kopf umkranzten die rötlichen Zotteln, im Gesicht sein ungepflegter Mehrtagebart. Der hatte sich wahrlich um keinen Deut verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ja, war ja auch noch nicht so lange her, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
    „Da können Sie ja gleich zur Tat schreiten. Der kleine Strolch da hinten wird einen gewissen Teil ihres Aufgabenbereiches umfassen. Sammeln Sie ihn wieder ein, der Fratz muss zur Kita. Dann mal los...“, er drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Inneren des Hauses.
     
    Verzweifelt suchte ich in dem etwas verwilderten Garten nach dem kleinen Jungen in Unterhosen, der sich irgendwo im Unterholz versteckt hielt.
    „Hallo, kleiner Mann, hallo, die liebe Tante sucht dich. Gib mal piep an.“
    Ich fühlte mich wie ein Landminenexperte auf der Suche nach leicht explodierenden Sprengkörpern. Vorsichtig setzte ich einen Schritt vor den anderen, um nur ja nicht aus Versehen auf den Winzling zu treten, der sich wahrscheinlich aus lauter Schadenfreude unter einem Grashalm versteckt hatte. Nachdem ich jeden Quadratzentimeter Rasenfläche abgesucht hatte, wagte ich mich an die Sträucher, welche wild wuchernd den Gartenzaun vom Rest des Grundstückes trennten. Ich fand sie. Zwei kleine nackte Füßchen guckten unter einem Johannisbeerstrauch hervor.
    „Na dann komm mal raus. Lass uns reingehen, hier draußen ist es doch noch etwas frisch.“
    „Nein!“
    „Das ist ein beeindruckendes Wort, aber im Moment nicht gestattet. Also los jetzt!“
    „Nein, nein, nein!“
    „Hm...“ Ich dachte nach. Und dann wandte ich etwas an, das unerfahrene, aber wie ich schon mehrfach festgestellt hatte, auch versierte Frauen in der Kindererziehung gerne anwenden: Erpressung!
    „Wenn du rauskommst, kriegst du auch ein Gummibärchen.“
    „OK!“
    Der kleine Kerl schälte sich aus dem Johannisbeergestrüpp hervor und streckte mir eine klebrige schokoladenbeschmierte Hand entgegen. Ich hatte gesiegt.
    In seinen verstrubbelten Haaren hingen kleine Zweige und vertrocknete Blätter des letzten Jahres. Seine Nase lief, und ich musste dem Drang widerstehen, ein Taschentuch herauszuholen, um ihm den Schnodder aus dem Gesicht zu wischen. Man soll das Kind ja nicht gleich verschrecken. Süß war er ja, aber irgendwie hatte er wirklich was von einem kleinen Schlingel an sich. Mit großen grünen Augen blickte er mich abschätzend an.
    „Was gab es denn heute bei euch zum Frühstück?“
    „Sokocreme und Toast. Wo ist mein Gummibärchen?“
    Ich kramte in meinem Beutel und fand tatsächlich in einer Seitentasche noch eine angefangene Tüte mit Weingummi. Hart wie Stein. Der Wicht steckte sich zwei Weingums zwischen die fein gezeichneten rosa Lippen und kräuselte die kleine Stubsnase.
    „Hart, und kleben.“
    „Ja!“
    „Smecken blöd!“
    „Kann ich leider nichts machen.“
    Er spuckte mir die verknietschten Weingummis vor die Füße und guckte mich von unten an.
    „Wer bist denn du?“
    „Antonia. Kannst aber auch Toni oder Anton zu mir sagen. Ich bin dein neues Kindermädchen.“
    „Das von mir alleine oder von Amalie und Nat auch?“
    „Was, ihr seid drei Kinder?“ (Schrecken in meinen Augen.)
    „Ja.“
    „Wie heißt du denn?“
    „Konrad. Und nu gehe ich wieder rein. Is kalt hier. Ja und ich gehe nist in den Kindergarten. Nein, tue ich nist.“
    Das kleine Würmchen zog sich seine Shorts höher über den Bauch und rannte zurück ins Haus. Puh, geschafft, aber ach, drei Kinder. Drei Kinder! Drei Kinder! Die Zahl Drei wiederholte sich als Mantra in meinen Hirnwindungen. Wenn die alle so, so „wild“ wären, dann könnte ich mir gleich den Strick holen. Genau dies dachte ich bei mir, während meine Füße mich schweren Schrittes gen Hölle führten. Vorsichtig trat ich in den Hausflur, stolperte über einen Ranzen, trat auf ein quietschendes Badetier und merkte, wie sich irgendwas Kaugummiartiges unter die Sohle meines rechten Schuhes klebte. Weiter tastete ich mich, dem Stimmengewirr folgend, durch das Gebäude.
    „Na, Antonia, haben Sie uns endlich gefunden?“
    Rasmus Brügge schaute mir hinter einer Morgenzeitung vorblickend entgegen. Ich stand im Türrahmen zu einer riesigen Küche, an deren altem Tisch Herr Brügge, der kleine Konrad, ein etwa zehnjähriger blonder Junge und ein etwas älteres, schlankes Mädchen mit kurzen Strubbelhaaren und Sommersprossen saßen. Herr im Himmel, bitte hilf, das kann doch

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