Traummann mit Vergangenheit
ich’s doch. Siehst du – das beweist nur meine Theorie. Meine Theorie besagt nämlich, dass jeder Mann einen fürchterlichen Charakterfehler hat. Das Geheimnis einer erfolgreichen Ehe besteht darin, dass die Frau diesen Charakterfehler entdecken muss, bevor die beiden aneinander gefesselt sind. So kann sie entscheiden, ob sie damit leben kann. Tja, und du bist geschieden. Da haben wir’s doch.“
Typisch Nora, dachte er. „Hast du eigentlich für alles eine Theorie?“
„So ziemlich.“
„Da gibt es nur ein Problem.“
Sie hob eine Hand. „Ich weiß schon, was du sagen wirst. Du willst wissen, ob Frauen auch fürchterliche Charakterfehler haben.“
„Natürlich“, murmelte er. „Warum sollte ich etwas anderes denken?“
Sie stützte das Kinn in die Hand und lächelte. „Erzähl mir mehr von deinem fürchterlichen Charakterfehler. Was hat deine Ehe zerstört?“
„Nichts.“ Stephen zuckte mit den Achseln. „Das versuche ich dir schon die ganze Zeit zu erklären. Ich bin nicht geschieden. Ich bin Witwer.“
8. KAPITEL
Nora fiel aus allen Wolken.
Ein Witwer? Stephen?
Sie blinzelte. Verzweifelt bemühte sie sich darum, ruhig zu wirken, obwohl sie nicht atmen oder denken oder irgendetwas verstehen konnte. Er hatte seine Frau geliebt, und dann war sie gestorben, hatte ihn allein und in Trauer zurückgelassen?
„Aber sie muss noch so jung gewesen sein“, sagte sie.
„Das war sie auch“, stimmte er zu. „Vierunddreißig. Courtney war ein Jahr älter als ich.“
Courtney. Nora wiederholte den Namen im Stillen. „Das klingt hübsch und zierlich.“
Ein sanftes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Stimmt. Außerdem verdammt klug. Sie war eine brillante Chirurgin, die mit ihren Händen zaubern konnte.“
„Habt ihr euch an der Uni kennengelernt?“
„Ja.“ Er biss von seinem Sandwich ab und kaute. „Sie war ein paar Jahre über mir. Courtney hat ziemlich früh eine Klasse übersprungen. Ihre Fachrichtung erforderte eine lange Ausbildung, und sie hat immer gesagt, dass sie praktizierende Ärztin sein wollte, bevor sie 40 war.“
Nora wusste, dass sie sich wegen ihrer nächsten Frage hassen würde. Aber sie konnte nicht anders: „Was war denn ihre Fachrichtung?“
„Neurochirurgie für Kinder.“
Sie schob den Teller weg und griff nach ihrem Weinglas. „Natürlich“, murmelte sie. Eine brillante, schöne Frau, die ihr Leben darauf ausgerichtet hatte, Kindern zu helfen.
Während sie am Kragen ihres Bademantels herumzupfte, wünschte sie sich, dass sie sich nicht ganz so nackt und verletzlich fühlen würde. Nicht zu vergessen einfältig. Sie war eine Friseurin aus einer kleinen Stadt in Texas. Mit den meisten Leuten aus ihrem Bekanntenkreis konnte sie mithalten. Nicht aber mit einer brillanten Chirurgin.
Nora räusperte sich. Was sollte sie jetzt sagen? „Wie, äh, lange wart ihr denn verheiratet?
„Fast sieben Jahre. Wir haben in Boston gelebt. Courtney hatte gerade eine Dozentenstelle angetreten, als wir herausgefunden haben, dass sie schwanger war.“
Nora hatte noch das Weinglas an den Lippen. Bei seinem letzten Satz verschluckte sie sich fast.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er und machte Anstalten, aufzustehen.
„Ja“, brachte sie schließlich mit atemloser, erstickter Stimme hervor. „Erzähl weiter.“
Stephen zögerte. „Der Zeitpunkt war nicht der beste für Courtney“, sagte er. „Das Baby, meine ich. Sie wollte diese Dozentenstelle unbedingt haben. Und das bedeutete viel mehr Arbeit als sonst. Unglücklicherweise war die Schwangerschaft körperlich sehr schwierig für sie.“
Nora spürte, dass sich noch mehr dahinter verbarg. Aber sie wollte auf keinen Fall nach Details fragen. Mehr als die Wahrheiten, die sie bis jetzt gehört hatte, konnte sie nicht verkraften. Der Gedanke an ein Kind tat ihr im Herzen weh. Ein eigenes Baby! Nora sehnte sich so sehr danach …
„Courtney hatte im siebten Monat eine Fehlgeburt.“
Nora starrte ihn an und konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. „Sie hat das Baby verloren?“
Stephen nickte. „Ich hatte eine Doppelschicht. Als ich herausgefunden habe, dass es Schwierigkeiten gab und ins Krankenhaus gefahren bin, waren beide schon tot: Courtney und das Baby.“
Schmerz verdunkelte seine Augen, obwohl er die Worte scheinbar beiläufig ausgesprochen hatte. „Das also sind alle meine düsteren Geheimnisse. Wahrscheinlich nicht so aufregend, wie du gedacht hast.“
„Ihr müsst sehr glücklich
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