Traummann mit Zuckerkuss
den Mixer gab. » Sollen wir nicht erst mal die Flasche Wein leeren, bevor wir richtig loslegen?«
Issy schüttelte den Kopf. » Das würde sicher nicht gut gehen«, sagte sie. » O Gott, wenn ich nur jemanden kennen würde, der gerne…« Sie hielt inne und sah Pearl an. » Oder ich telefoniere kurz mit…«
Pearl wusste augenblicklich, woran sie dachte.
» Nicht sie. Egal wer, aber nicht sie.«
» Außer ihr bleibt uns aber keiner«, erklärte Issy. » Absolut niemand. Ich hab schon alle angerufen.«
Pearl seufzte und blickte dann wieder in die Schüssel.
» Wann genau ist die Hochzeit?«
» Morgen früh um zehn.«
» Am liebsten würde ich jetzt heulen.«
» Ich auch«, erklärte Issy. » Oder jemanden anrufen, der Ahnung von Zeit und Organisation hat.«
Pearl wollte es ja nur ungern zugeben, aber Issy hatte wirklich recht gehabt. Die dürre Blondine war in einer makellosen Küchenuniform hereinmarschiert– dem Überbleibsel eines einwöchigen Kochkurses in der Toskana, den ihr ihr Mann geschenkt hatte, um diese Zeit mit seiner Geliebten zu verbringen– und arrangierte augenblicklich eine Art Fließbandproduktion, die außerdem auch noch auf die Backzeiten abgestimmt war.
Als sie etwas später endlich den Dreh raushatten, stellte Pearl das Radio an, und plötzlich tanzten sie in einer Reihe zu Katy Perry, während sie mit Butter und Mehl hantierten, backten und glasierten, Blech um Blech aus dem Ofen holten, ohne aus dem Takt zu kommen, und der Kuchenberg vor ihnen stetig weiterwuchs. Aus alten Verpackungen improvisierte Caroline eine riesige Etagere und schlug sie wunderschön in Hochzeitspapier ein, das sie beim Kiosk geholt hatte. Dabei erzählte sie ohne Unterlass von der 900Pfund teuren Torte, die sie für ihre Hochzeit extra von einem italienischen Patissier aus Mailand hatte anfertigen lassen, von der sie schließlich aber kein Stück abbekommen hatte, weil sie den gesamten Tag damit verbrachte, mit einem Freund ihres Vaters zu sprechen, der wissen wollte, wie seine Tochter in der Marketingbranche Fuß fassen konnte, während ihr fieser Ex sich mit seinen alten Collegefreunden betrank, unter denen sich auch seine Exfreundin befand, und es nicht einmal für nötig hielt, ihr zu Hilfe zu eilen.
» Ich hätte wissen sollen, dass die Sache zum Scheitern verurteilt war«, sagte sie
» Und warum hast du das nicht sofort geschnallt?«, fragte Pearl schnippisch. Caroline sah sie an.
» O Pearl, wenn du je verheiratet gewesen wärst, würdest du das verstehen.«
Vom Milchkühlschrank aus knurrte die Angesprochene sie leise an.
Sie hüllten die Cupcakes in eine schlichte Vanilleglasur, die Issy scheinbar mühelos voller Perfektion auftrug, und schrieben darauf mit Silberkügelchen die Initialen für Leanne und Scott, ihren Bräutigam. Das war das Allerschlimmste. Um halb elf ordnete Pearl die Kügelchen einfach irgendwie an und behauptete, das bedeute L/S. Aber der Kuchenberg wuchs, die Cupcakes wurden ausbalanciert und bildeten tatsächlich eine beeindruckende Hochzeitstorte, die sie mit rosafarbenem Glitzerzucker bestäubten.
» Weitermachen, los, los!«, rief Caroline. » Jetzt rührt doch mal um, als würdet ihr es ernst meinen.«
Pearl warf Issy einen Blick zu. » Ich fürchte, sie glaubt jetzt schon, dass sie hier arbeitet.«
» Und ich denke, das tut sie auch«, antwortete Issy leise.
Caroline strahlte und hielt einen Moment inne.
» Oh«, lächelte sie. » Danke. Das ist… das ist meine erste gute Nachricht seit Langem.«
» Oh, schön«, sagte Issy und ging bei ihrer neuen Angestellten nahtlos zum Du über. » Ich habe mir auch ein bisschen Sorgen um dich gemacht, du siehst so furchtbar dünn aus.«
» Okay, das wäre dann die zweite«, sagte Caroline. Pearl rollte mit den Augen. Aber als sie nach Mitternacht endlich fertig w ar en, wusste sie, dass sie es ohne Caroline nicht geschafft hätten.
» Danke«, grunzte Pearl widerwillig.
» Das geht schon in Ordnung«, sagte Caroline. » Nimmst du dir ein Taxi?«
Pearl verzog das Gesicht. » Da, wo ich wohne, fahren die Taxis nicht hin.«
» Ach, tatsächlich?«, fragte Caroline. » Du wohnst auf dem Land? Wie nett.«
Issy schob Caroline hinaus, bevor sie sich noch tiefer hineinritt, und bat sie, zunächst einmal mittags eine Stunde für Pearl und sie zu übernehmen, bevor sie, wenn alles gut ging, zur allgemeinen Zufriedenheit ihre Arbeitszeiten verlängern würde.
» Ganz klar«, nickte Caroline. » Dann verlege ich auch gerne
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