Traummann mit Zuckerkuss
Knirps.
» Ja, aber bei den Knoten fällst du doch ständig hin.« Der Mann klang gereizt.
» Aber ich will die so.«
» Versuch doch lieber, über einen Pflasterstein zu stolpern, dann können wir wenigstens die Stadt verklagen.«
Austin richtete sich auf und war so erstaunt, Issy zu sehen, dass er beinahe einen Schritt rückwärts auf die Straße gemacht hätte.
» Oh, hallo«, sagte er.
» Hallo.« Issy tat alles Menschenmögliche, um auf keinen Fall rot zu werden. » Hm, hi.«
» Hi«, grüßte Austin wieder. Dann herrschte kurz Schweigen.
» Wer bist du denn?«, fragte der kleine Junge unhöflich.
» Hallo. Na, ich bin Issy«, stellte sie sich vor. » Und wer bist du?«
» O Mann, ich bin doch Darny«, sagte der Junge. » Du bist sicher drauf und dran, eine von Austins doofen Freundinnen zu werden, oder?«
» Darny!«, rief Austin in warnendem Tonfall.
» Und dann kommst du zu uns nach Hause, kochst was Schreckliches und flötest mit alberner Stimme: ›Oh, es ist so tragisch, dass der kleine Darny Mama und Papa verloren hat, da muss ich mich einfach um ihn kümmern.‹ Küsschen, Küsschen, Küsschen, Knutsch, Knutsch, gähn, und dann wollen sie mir auch noch vorschreiben, wann ich ins Bett gehen soll!«
Austin wäre in diesem Moment am liebsten im Boden versunken. Aber Issy sah gar nicht beleidigt aus, eher so, als würde sie gleich loslachen.
» Das machen die mit dir?«, fragte sie. Darny nickte aufmüpfig. » Das klingt ja wirklich blöd. Nein, so bin ich gar nicht. Ich arbeite mit deinem Bruder zusammen und wohne hier die Straße rauf, das ist alles.«
» Oh«, sagte Darny. » Ich denke, das ist dann okay.«
» Das denke ich auch.« Sie lächelte Austin an. » Alles in Ordnung?«
» Klar, sobald ich mir diesen Zehnjährigen hab entfernen lassen.«
» Hahaha«, machte Darny. » Das fand ich gar nicht lustig«, erklärte er dann Issy. » Ich hab nur so getan, das war sarkastisch gemeint.«
» Oh«, antwortete diese. » Das mache ich auch manchmal.«
» Was treiben Sie denn so?«, fragte Austin.
» Das wird Sie freuen: Ich habe doch tatsächlich die ganze Nacht durchgearbeitet«, verriet Issy. » Ich habe das Catering für eine Hochzeit hier in der Nähe übernommen. Und außerdem noch jemanden eingestellt. Eine tolle Frau… etwas schwierig im Umgang, aber sonst…«
» Oh, das ist ja super«, lobte Austin und lächelte strahlend. Issy begriff, dass er sich wirklich, wirklich für sie freute. Nicht nur vom Standpunkt des Bankers aus, sondern auch als Mensch.
» Nein, was machst du denn jetzt?«, warf Darny da ein. » Das war es, was er wissen wollte. Wir gehen nämlich ins Aquarium. Kommst du mit?«
Austin zog die Augenbrauen hoch. Das war ja das Neuste! Normalerweise zeigte Darny unmissverständlich, dass er Erwachsene nicht mochte, und war besonders frech zu ihnen, um ihrem besorgten Getue zuvorzukommen. Dass er jemanden spontan einlud, das hatte es noch nie gegeben.
» Na ja, ich überlege, nach Hause zu gehen und mich ins Bett zu legen«, gab Issy zu.
» Tagsüber?«, staunte Darny. » Zwingt dich denn jemand dazu?«
» Nein, ehrlich gesagt nicht.«
» Okay«, sagte Darny. » Na, dann komm doch mit.«
Issy sah Austin an.
» Oh, ich sollte eigentlich besser…«
Austin wusste, dass das nicht sehr professionell war. Wahrscheinlich hatte sie ja nicht einmal Lust dazu. Aber er konnte nicht anders. Er mochte sie. Er würde sie einladen. Einfach so.
» Komm«, duzte er sie auf einmal. » Ich kaufe dir auch einen Frappuccino.«
» Das ist Bestechung«, lächelte Issy. » Durch die ich aber meinen Samstag gerne unter Fischen verbringe.«
Da bog auch schon der Bus um die Ecke, und nach einem kurzen Moment stiegen alle drei ein.
Im Aquarium war es ruhig– der erste schöne, sonnige Tag des Jahres hatte die meisten Leute nach draußen gelockt–, und Darny war von den Glaskästen voller Fische völlig fasziniert: Es gab dort flinke Scharen silberner Winzlinge und einen riesigen, beeindruckenden Quastenflosser, der aussah, als stamme er aus der Zeit der Dinosaurier. Austin und Issy unterhielten sich ganz leise, weil in der dunklen, warmen Umgebung ein ruhiger Tonfall und kleine Vertraulichkeiten irgendwie angebracht zu sein schienen. Im Dämmerlicht war es einfacher, miteinander zu reden, vielleicht weil sie einander kaum erkennen konnten. Nur der Umriss von Issys Lockenmähne wurde von den Quallen pink und strahlend erhellt, und das Meeresleuchten aus den Becken spiegelte sich in
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