Traummann mit Zuckerkuss
meinen Lesekreis hierher. Und meine Nähgruppe. Und meine Jamie at Home -Tupperpartys. Und die Treffen vom Rotary Club. Und meinen Kurs über die Kunst der italienischen Renaissance.«
Issy nahm sie in den Arm. » Du hast dich wohl sehr allein gefühlt, was?«
» Ganz furchtbar einsam.«
» Ich hoffe, das wird jetzt besser.«
» Danke.« Und Caroline nahm sogar die große Tüte mit Cupcakes an, die Issy ihr in die Hand drückte.
» Jetzt guck mich nicht so an«, sagte Issy zu Pearl, obwohl die hinter ihr stand. » Du hast ja fast recht, das muss ich zugeben. Aber fast recht zu haben heißt nicht, immer recht zu haben.«
Der nächste Morgen war strahlend schön, man hatte das Gefühl, dass sich die ganze Stadt für die Hochzeit in Schale geworfen hatte. Issy und Pearl hockten in einem Taxi, das sich ganz langsam durch die Straßen schob, und hatten furchtbare Angst, ihr Kuchenturm würde in sich zusammenfallen, aber es blieb alles heil. Sie stellten das Gebilde mitten auf einen riesigen Tisch, der mit rosafarbenen Sternchen und Luftballons verziert war.
Linda und Leanne eilten herbei. Als die Braut, die in ihrem trägerlosen Kleid jung und hübsch erblühte, das Werk aus Hunderten von zarten, in sanfte Glasur gehüllten Cupcakes erblickte, fiel ihr die Kinnlade herunter, und ihre frisch gebleichten Zähne erstrahlten.
» Oh«, hauchte sie, » wie schön! Das ist ja wunderschön! Ich bin so glücklich! Damit macht ihr mich so glücklich! Danke! Vielen, vielen Dank!« Und dann nahm sie die beiden in den Arm.
» Leanne!«, brüllte Linda. » Jetzt müssen wir dein Augen-Make-up schon wieder erneuern, ich fasse es nicht. Du weißt doch, dass wir diese Visagistin nach Stunden bezahlen, oder?«
Leanne tupfte sich hastig die Tränchen weg.
» Tut mir leid, sorry, aber ich bin den ganzen Morgen schon so nah am Wasser gebaut. Hach, das ist alles so verrückt. Aber ihr beide… ihr habt mir die Hochzeit gerettet.«
Eine Frau huschte herein und begann, an Leannes Haaren herumzuhantieren.
» Der Wagen ist unterwegs«, warf jemand anderes ein. » Noch fünfundvierzig Minuten.«
Leanne riss panisch den Mund auf. » O mein Goooott«, rief sie. » O mein Gooott!« Sie griff nach Pearls und Issys Hand. » Wollt ihr nicht bleiben? Bitte, bleibt doch.«
» Würde ich ja gerne«, sagte Issy, » nur…«
» Ich muss nach Hause zu meinem Jungen«, erklärte Pearl mit Nachdruck. » Aber ich wünsche euch beiden alles Gute.«
» Das wird euer großer Tag«, fügte Issy hinzu und legte einen Stapel Visitenkarten neben dem Kuchen auf den Tisch.
Linda umarmte sie beide. Dann stiegen sie die Treppe hinauf und traten hinaus in einen wunderschönen Londoner Vormittag. Tauben sonnten sich auf den Bürgersteigen, die Leute eilten an ihnen vorbei und holten sich einen Kaffee, sie gingen zum Markt und kauften Stoff für einen Sari, Fleisch für den Grillabend, Bier fürs Fußballspiel, Ziegenkäse für eine Dinnerparty, die Zeitung, um sie im Park zu lesen, und natürlich ein Eis für die Kinder. Draußen warteten bereits Leannes Freundinnen, junge, bildhübsche Mädchen in Kleidern so bunt wie Pfauenfedern und mit sorgfältig gestyltem Haar. Ihre hohen Riemchensandalen und nackten Schultern waren für eine Hochzeit im Mai ganz schön gewagt. Die jungen Frauen quietschten vor Aufregung, machten einander über ihr Aussehen Komplimente und spielten nervös mit Handtaschen, Zigaretten und dem Konfetti herum.
Immer nur beim Catering, niemals die Braut, dachte Issy ein wenig bedauernd.
» Na, so langsam reicht es mir auch«, verkündete Pearl fröhlich und zog die Schürze aus. » Ich werde gleich meinen Jungen in den Arm nehmen und ihm erklären, dass er seine Mutter von nun an öfter sehen wird, wo doch jetzt die böse Hexe des Westens hier arbeitet.«
» Lass doch die Sprüche«, rief Issy lachend. » Es wird gut mit ihr laufen. Und jetzt verschwinde!«
Pearl gab ihr einen Kuss auf die Wange.
» Geh nach Hause und ruh dich ein bisschen aus!«, riet sie.
Aber Issy hatte gar keine Lust, sich hinzulegen. Der Tag war wunderschön, und sie war unruhig und kribbelig. Sie hatte sich eigentlich überlegt, einfach in den nächsten Bus zu steigen und ein wenig herumzufahren, als sie an der Haltestelle eine vertraute Gestalt entdeckte. Der Mann beugte sich gerade hinunter und fummelte an den Schnürsenkeln eines dünnen kleinen Jungen mit abstehendem rotbraunem Haar und wütendem Gesichtsausdruck herum.
» Ich mag die so«, erklärte der
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