Traummann mit Zuckerkuss
als sonst. Mein Gott, diese Frau!
Schließlich ging Issy dann doch nicht shoppen. Stattdessen kaufte sie sich einen Bagel mit Frischkäse und geräuchertem Lachs, einen Champagner-Pikkolo mit Strohhalm– auch wenn es dafür vielleicht noch zu früh war– und eine Zeitschrift und setzte sich in einem Park in die Sonne. Sie versuchte, die Rufe der glücklichen Kinder anderer Leute zu genießen, die die Enten fütterten, und auch das unruhige, zittrige Gefühl, das sie überkam, wenn sie an Austins versehentlichen Beinahe-Kuss dachte.
Viele Freunde schickten ihr per Facebook Geburtstagsgrüße, was zwar nicht damit zu vergleichen war, wenn sie persönlich vorbeigeschau hätten, um mit ihr zu feiern, aber besser als nichts, und ihr Handy piepste jedes Mal fröhlich, wenn eine neue Nachricht hereinkam. Nach dem Bagel kaufte sie sich noch ein Eis, legte sich dann hin und beobachtete die Wolken. Sie überlegte, dass sie es seit letztem Jahr tatsächlich weit gebracht hatte, wirklich. Also musste sie jetzt aufhören, so mürrisch zu sein und… nein. Das half auch nicht weiter. Ihr war von dem Champagner ein wenig schlecht, und plötzlich fühlte sie sich inmitten des belebten Parks und all der lauten Menschen furchtbar einsam.
» Kopf hoch, Liebes«, munterte sie einer von Kates Bauarbeitern auf.
Issy drehte sich zu Pearl um. Sie war zurück im Laden und hatte Caroline nach Hause geschickt, nachdem diese Pearl, immer wieder von Kunden unterbrochen, eine komplizierte Geschichte über ihren Urlaub in der Dominikanischen Republik erzählt hatte. Auf irgendeine völlig bescheuerte Art und Weise hatte Caroline wohl angenommen, dass sie damit Pearls Bewunderung und Zuneigung gewinnen würde, was aber beides nicht der Fall war.
» Neunmal«, sagte Issy.
» Neunmal was?«, fragte der Handwerker, der gerade das Smartie von seinem Zimt-Cupcake saugte. » Hm, die sind echt lecker.«
» Jetzt ist schon neunmal jemand hereingekommen und hat ›Kopf hoch, Liebes‹ zu mir gesagt.«
» Und dreimal ›So schlimm wird es bestimmt gar nicht‹«, fügte Pearl überflüssigerweise hinzu.
Issy sah sich im Café um. Es war viel los. Auf dem Weg zurück hatte sie spontan einen Strauß Lilien gekauft, um sich etwas aufzumuntern, und der Duft der Blumen erfüllte den Raum. Auch wenn das völlig gegen die Brandschutzbestimmungen verstieß, wie Pearl bemerkt hatte, standen hier an diesen seltenen warmen Tagen Tür und Fenster weit offen. Das Café war frisch und sommerlich, erfüllt vom Klappern des Geschirrs und anderen geselligen Geräuschen. Sie hatten ein paar neue geblümte Teller gekauft, um die leichteren Zitronen- und Orangenküchlein mit den kandierten Früchten besser zur Geltung zu bringen, die sich an warmen Tagen so gut verkauften, und die sahen einfach toll aus. Issy bemerkte, dass die beiden Studenten, die den nassen Frühling über mit ihrem kostenlosen WLAN an ihrer Diplomarbeit gearbeitet hatten, zusammengekuschelt dasaßen und tippten, wenn sie sich nicht gerade küssten. Sie nahm mal an, dass die sich jetzt mehr als nur die Internetverbindung teilten. Na ja, wenigstens war nicht jeder an ihrem Geburtstag einsam, dachte sie traurig.
» Also, was ist denn los?«, fragte der Bauarbeiter und nippte in aller Seelenruhe an seinem Cappuccino. Issy biss sich auf die Lippe. Kate würde sie umbringen. Sie hatte Caroline doch ernsthaft gebeten, den Männern keinen Kaffee mehr zu servieren, als » Freundschaftsdienst«. Woraufhin Caroline ihr erklärt hatte, dass nach einer Nutzen-Kosten-Analyse keine Marketingexpertin, die ihr Geld wert war, auf so einer Basis ein Geschäft führen würde. Dann hatte Kate die Nerven verloren und herausgebrüllt, dass sie vor ihrer Zeit als Mutter zweier individueller Kinder einen Abschluss in Betriebswirtschaftlehre gemacht hatte und nun wirklich keine Belehrungen von einer verlassenen Ehefrau brauchte. Issy war dazwischengegangen, bevor Kate ihre Nähgruppe womöglich noch irgendwo anders hin verlegte und sie dadurch wertvolle Kundschaft verlor. Allerdings folgte auch sie Carolines Ansatz und bediente jeden , der zur Tür hereinkam, egal, was andere Leute darüber dachten.
» Was hat Ihnen denn die Petersilie verhagelt?«, fragte der Arbeiter weiter.
» Ehrlich gesagt ist gerade meine gesamte Familie gestorben«, knurrte Issy weitaus zickiger als sonst. Aber es war wirklich nervtötend, mit welchen Sprüchen ihr die Leute kamen. Der Arbeiter sah pikiert aus.
» Oh, tut mir leid, das war gar
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