Traummann mit Zuckerkuss
nicht so gemeint«, lenkte sie augenblicklich ein. » Es ist nur– ich habe heute Geburtstag. Und ich bin Single, und meine Freunde sind alle nicht da, und ich fühle mich ein bisschen einsam, das ist alles.«
» Echt?«, fragte der Arbeiter, der etwa achtundzwanzig war und auf eine freche Art gar nicht schlecht aussah. » Kommen Sie doch mit mir und den Jungs mit. Wir machen nach Feierabend einen drauf.«
» An einem Donnerstagabend? Kate wird in die Luft gehen«– diese Rüge wäre Issy beinahe herausgerutscht, sie konnte sich aber gerade noch zurückhalten und lächelte lediglich.
» Wie jetzt– ein Haufen Handwerker und ich?«
» Manche Frauen stehen da drauf«, meinte der Arbeiter.
» Heute ist eben dein Glückstag«, grinste Pearl. » So, ihr Männer, jetzt raus aus unserem Laden, ihr macht uns ja den Fußboden ganz dreckig.«
» Lass uns doch noch hierbleiben, Omi«, bettelten die Männer. » Bitte.«
Aber Pearl scheuchte sie schon hinaus.
» Wenn ihr das Haus dieser netten Lady fertig macht, dann verkaufen wir euch auch weiter Kuchen. Capito?«
» Sie ist aber gar keine nette Lady!«, wandte der Arbeiter ein. Dem hätte Issy am liebsten zugestimmt, nachdem Kate mehrmals demonstrativ draußen vor dem Laden auf- und abmarschiert war, mit dem Fuß getrommelt und vor sich hingeschnauft hatte, wenn die Männer sich zu viel Zeit ließen.
» Darum geht es doch gar nicht«, meinte Pearl. » Wenn ihr für die Arbeit bezahlt werdet, dann macht sie gefälligst auch vernünftig. Danach gibt es dann wieder Cupcakes. So, jetzt raus hier!«
Der Bauarbeiter zwinkerte Issy zu. » Wenigstens ist der Kuchen lecker– der Service ist nämlich unter aller Sau.«
» Verschwindet endlich!«, verscheuchte sie Issy. » Und seid brav.«
» Wir sehen uns dann im Fox and Horses«, rief der Bauarbeiter noch zum Abschied. » Ab halb fünf!«
Pearl schüttelte den Kopf und bediente dann endlich die junge Frau aus der Zeitarbeitsfirma in derselben Straße.
» Im Ernst, ich werd die nicht mehr reinlassen.«
Issy seufzte. » Nicht zu fassen, aber das war das beste Angebot, das ich heute bekommen habe.« Sie wandte sich wieder an Pearl. » Trotzdem danke. Ich würde Kates Gruppe nur ungern verlieren.«
» Herzlichen Glückwunsch«, sagte die junge Frau aus der Zeitarbeitsfirma, die immer so aussah, als hätte sie nur ungefähr zwei Stunden geschlafen und bräuchte in allem einen Ex tr aschuss Koffein, sogar in ihrem Kaffeeküchlein. » Geburtstage sind schrecklich. Meinen letzten hab ich damit verbracht, den Ghost Hunters -Marathon auf Living zu gucken. Ich konnte kein Auge zutun«, fügte sie hinzu. » Ich hab nämlich Schlafstörungen.«
» Nach Ghost Hunters würde ich auch kein Auge zukriegen«, meinte Pearl.
» Oh, Schätzchen«, murmelte Issy und überlegte verzweifelt, was sie am Abend tun konnte, wenn sie nicht auch vor dem Fernseher enden wollte. » Ein Extraschuss?«
» Ja, bitte. Noch mal herzlichen Glückwunsch.«
Gegen Feierabend hatte Issy nicht einmal Lust, das Café zuzumachen. Sie hetzte die letzten Kunden kaum, die noch vor ihren Laptops saßen oder die Zeitungen fürs Altpapier zusammenfalteten. Sie trödelte herum und bereitete alles für den nächsten Tag vor. Pearl sah sie an.
» Ich geh jetzt Louis abholen, okay?«
» Okay.«
» Möchtest du… würdest du vielleicht gerne mitkommen und bei uns essen?«
Issy konnte Pearls Mitleid nicht ertragen. Das war kein schöner Zug, das war ihr klar. Das bedeutete nämlich, dass sie eigentlich Pearl für die Bedauernswerte von ihnen beiden hielt. Aber sie kam nicht dagegen an.
» Nein, nein… oder, ja, natürlich würde ich gerne mitkommen«, fügte sie rasch hinzu. » Ja, gerne. Aber, du weißt schon, nicht heute Abend.«
Pearl nickte. » Okay. Dann ciao!«
Die Türklingel ging, und dann war sie verschwunden. Draußen wurden die Schatten immer länger, aber es war trotzdem noch ein schöner Nachmittag. Was soll’s, dachte Issy, drehte das Schild mit der » Geschlossen«-Aufschrift nach außen um und sperrte hinter sich ab. Das war doch albern. Sie hatte den ganzen Tag nur vor sich hingemurrt. So, das musste jetzt ein Ende haben. Ohne groß darüber nachzudenken, zog sie vom Café aus los und ging wieder in Richtung High Street. Dort hatte eine Freundin von Caroline eine kleine Boutique eröffnet. Selbst wenn diese Straße sie immer noch ein wenig nervös machte, würde sie dort hingehen und sich in dem Geschäft ein wenig umsehen, und das reichte
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