Traummann mit Zuckerkuss
denn?«
» Louis«, erklärte Darny und schoss einen Pfeil in die Deckenbeleuchtung, wo er stecken blieb. Die beiden Brüder betrachteten ihn interessiert.
» Hm«, machte Darny.
» Das ist mir jetzt immer noch nicht klar«, drängte Austin. » Was denn für ein Louis?«
» Der Junge aus dem Café.«
Austin kniff die Augen zusammen. » Wie, der kleine Louis? Der ist doch noch ein Baby.«
» Du hast ganz schön viele Vorurteile«, meinte Darny. » Ich fände es ziemlich blöd, nur Freunde in meinem Alter zu haben.«
» Der hat heute Geburtstag? Und er hat dich eingeladen?«
» Ja«, sagte Darny. » Als du da mit dem Geld reingegangen bist.«
Austin hatte in der Woche zuvor im Café vorbeigeschaut. Nach Issys Party hatte er sie wiedersehen wollen, und wenn auch nur, um sicherzugehen, dass zwischen ihnen alles in Ordnung und die ganze Sache nicht allzu peinlich war. Und obwohl er sich das nur ungern eingestehen wollte, vermisste er sie auch. Jedes Mal, wenn er an dem inzwischen florierenden Alte-Männer-Pub vorbeikam, musste er daran denken, wie traurig oder aufgeregt oder einfach gefühlvoll sie schon morgens beim Frühstück war. Eins war klar, er verbrachte wirklich gerne Zeit mit ihr. Oder zumindest war es so gewesen. Das war jetzt ja wohl auch Vergangenheit, sie würde wohl kaum wieder zum Frühstück vorbeikommen.
Jedenfalls hatte er eines Tages auf dem Heimweg von der Schule kurz beim Café reingeschaut, aber sie war nicht da gewesen, sondern nur Pearl und diese furchteinflößende Frau mit den vorstehenden Wangenknochen, die ihn mit einer seltsam atemlosen Stimme bedient und ihm tief in die Augen geschaut hatte. Das sollte wohl sexy rüberkommen oder war vielleicht einfach nur ein hungriger Blick, das konnte er nicht so genau sagen. Und es stimmte schon, Darny und Louis hatten auf dem Fußboden zusammen gespielt. Louis hatte verkündet, dass er eine Maus gesehen hatte, woraufhin Pearl am liebsten im Boden versunken wäre– offensichtlich hatte der Kleine im Kindergarten eine Geschichte über eine Maus gehört, aber » Maus, Maus!« in einem Lokal zu rufen, in dem Essen serviert wurde, war nun wirklich nicht gut fürs Geschäft. Darny hatte die nächsten Male, die sie ausgegangen waren, in jedem Café oder Fastfood-Restaurant » Maus, Maus!« gerufen, und es stimmte schon, er hatte sich damit nicht viele Freunde gemacht.
» Hm«, brummelte Austin. Es war ein wunderschöner Julitag, und er hatte für diesen Nachmittag auch nichts anderes vor.
» Wir müssen auch mal wieder mit dir zum Friseur«, sagte er jedoch zu Darny.
» Nichts da!«, widersprach sein kleiner Bruder, der sich die Haare inzwischen ständig aus dem Gesicht streichen musste, um etwas sehen zu können.
Austin seufzte. » Ich setze mich dann zum Arbeiten nach vorne, okay? Und hör nicht so laut Musik.«
» Maus, Maus!«, rief Darny knurrig.
Austin machte sich darüber Gedanken, ob er Louis wohl ein Geburtstagsgeschenk besorgen musste, während er die Post aufmachte, die er während der Arbeit eilig eingesteckt hatte. Er starrte das Schreiben einige Minuten an, bevor er es endlich begriffen hatte. Das war ein Darlehensantrag von einer Immobilienentwicklungsfirma namens Kalinga Deniki… aktuell und ordnungsgemäß ausgefüllt. Er warf einen Blick auf die Adresse. Und dann noch einen. Das konnte doch nicht sein. Pear Tree Court. Aber nicht eine einzige Hausnummer, sondern das ganze Gässchen. » Ein neues Lifestyle-Paradigma, leben und arbeiten mitten in Stoke Newington, im Herzen eines bunten und geschäftigen Viertels«, hieß es da.
Austin schüttelte den Kopf. Das klang ja schrecklich. Dann warf er einen Blick auf den Namen am unteren Rand des Formulars und schloss bestürzt die Augen. Das konnte doch nicht sein. Das gab’s doch nicht. Aber da stand es. Graeme Denton.
Völlig entgeistert ließ Austin das Blatt sinken. Auf gar keinen Fall. Das war doch sicher nicht Issys Graeme. Aber natürlich war er das. Graeme. Und das hieß, wie er auf der Geburtstagsparty schon gesehen hatte, Issy und Graeme. Zusammen.
Demnach hatten sie die ganze Sache gemeinsam ausgeheckt. Das war also ihr Plan. Die Gegend mit dem kleinen Cupcake Café aufzuwerten und später daran zu verdienen. Es war, das musste er zugeben, wirklich schlau eingefädelt. Der Laden hatte den Wert der Anlage auf jeden Fall gesteigert. Die beiden würden den Profit einstreichen, dann weiterziehen und die Nummer woanders von Neuem abziehen. Unglaublich. Er war geradezu
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