Traummann mit Zuckerkuss
bei ihnen um die Ecke einzuladen. Es wäre ganz anders gelaufen, wenn sie bei sich zu Hause gefeiert hätten. Dann hätten die anderen Mütter sich rausgeredet und irgendetwas von Schwimmstunden und einem schon lange geplanten Besuch der Großeltern gemurmelt. Als Erste an einer exklusiven Backparty teilnehmen zu können, das zog natürlich. Dass es dabei um Louis ging, war vermutlich nebensächlich.
» Wer kommt denn sonst noch?«, fragte Issy. Sie war ganz begeistert von der Vorstellung, sich zur Expertin in Sachen Kindergeburtstag zu mausern.
» Meine Mutter«, sagte Pearl, » und der Pfarrer. Und noch ein paar Leute aus der Gemeinde.«
Sie verriet Issy nicht, dass sie von ihren Freundinnen kaum jemanden gefragt hatte. Es war ja nicht etwa so, dass ihr das Café oder Louis’ neue Freunde peinlich waren. Aber viele von ihnen hätten es sowieso nicht geschafft, die hatten mehr als ein Kind zu versorgen und dabei nicht so viel Hilfe wie sie mit ihrer Mutter. Und sie wollte auch einfach nicht, dass man sie für eine Angeberin hielt, weil sie für Louis eine große, extravagante Party schmiss und offensichtlich fand, dass der Mäckdoof um die Ecke für ihren Jungen nicht gut genug war (was ja auch stimmte). Die Leute sollten nicht denken, dass sie sich jetzt für was Besseres hielt. Immerhin würde Louis bald in die Schule kommen, und bei ihnen in der Siedlung war das Leben schon hart genug.
Vor allem aber erwähnte Pearl Ben nicht. Das brachte sie einfach nicht übers Herz. Obwohl er in letzter Zeit so nett gewesen war. So lieb. Sie hatten ihn neuerdings oft zu Gesicht bekommen und sogar zu hoffen gewagt… Na ja, schließlich arbeitete er sich drüben an der Olympiabaustelle langsam hoch und verdiente gutes Geld. Ihre Mutter konnte die Sozialwohnung behalten, aber es hinderte sie beide doch nichts daran… na ja, sich vielleicht zusammen etwas zu mieten. Ein kleines Apartment hier in der Gegend. Nicht zu weit weg von Bens Arbeit, aber so nah am Café, dass Louis hier im Kindergarten bleiben konnte… und nächstes Jahr vielleicht einen Platz an einer der tollen Schulen in der Gegend bekam, diesen von Licht und Kunst erfüllten Lehranstalten, in denen glückliche Kinder in schmucken Uniformen ein und aus gingen. Die waren hier nicht zu übersehen. Pearl fürchtete jedoch, das Schicksal hätte für sie so große Pläne nicht vorgesehen. Das war schließlich weit mehr, als sie sich vor nur einem Jahr je erträumt hätte. Und sie hatte Angst, dass es Unglück brachte, wenn sie darüber redete. Aber Ben wusste, wo die Party stattfand. Und er hatte versprochen vorbeizuschauen.
» Also, es wird jedenfalls toll«, versicherte Issy ihr und begann, die Zutaten auf kleine Schälchen zu verteilen. Sie hatte auch in ein Dutzend niedliche Schürzen investiert, bei deren Anblick sich die Frauen gar nicht mehr einkriegten. Pearl starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Was war bloß mit Issy los?
» Mein Burtstag!«, verkündete Louis laut, weil das die letzten drei Minuten ja keiner mehr erwähnt hatte.
» Ach, tatsächlich, kleiner Mann?«, fragte Doti, der gerade zur Tür hereinkam. » Dann habe ich ja vielleicht auch ein paar Geburtstagswünsche für dich!«
Er öffnete seinen Postsack und förderte ein halbes Dutzend Umschläge in leuchtend bunten Farben hervor. Die Frauen und Louis scharten sich um den Briefträger. Einige der Briefe waren an Louis adressiert, auf anderen stand einfach nur » An den kleinen Jungen im Cupcake Café«. Pearl blinzelte.
Issy nahm Louis auf den Arm. » Hast du etwa allen erzählt, dass du heute Geburtstag hast?«, fragte sie ihn feierlich.
Louis nickte. » Am Samstag. Mein Burtstag am Samstag. Ich sage: ›Komm Samstag zur Burtstagsfeier. Ich mache meine Pa rt y im Café.‹«
Pearl und Issy tauschten besorgte Blicke.
» Aber ich schließe den Laden doch für ein halbes Dutzend Kleinkinder«, murmelte Issy.
Pearl beugte sich zu Louis vor.
» Wen hast du denn alles zu deinem Geburtstag eingeladen, Baby?«, fragte sie sanft.
» Na, mich zum Beispiel«, erklärte Doti. » Ich dachte, ich schaue nachher noch mal vorbei, wenn ich mit meiner Runde fertig bin. Ich hab auch ein tolles Geschenk für dich, junger Mann.«
» Jippie!«, rief Louis, lief zum Briefträger hinüber und umarmte seine Knie. » Ich mag Geschenke, Herr Postbote!«
» Nun, das ist gut.«
Doti sah noch einmal in seine Tasche. » Oh, da sind ja noch ein paar.«
» O Gott.« Pearl rollte mit den Augen. » Er hat
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