Traummann mit Zuckerkuss
Sie ganz genau.«
» Es tut mir so leid«, beteuerte Issy. » Ich hab die Immobilienhaie hergelockt. Das war zwar nicht meine Absicht, aber es ist trotzdem meine Schuld.«
Der Eisenwarenhändler schüttelte wieder den Kopf.
» Nein, das lag nicht an Ihnen«, beruhigte er sie erneut. » Wissen Sie, nach Stoke Newington fuhr man von London aus früher mal einen halben Tag. Es war eine hübsche kleine Ortschaft, weit weg von der großen Stadt. Und selbst als ich hierherkam, war hier zwar alles ein bisschen rau und heruntergekommen, aber man konnte tun und lassen, was man wollte. Nach seiner eigenen Fasson selig werden. Gegen den Strom schwimmen, seinen eigenen Weg gehen.«
Chester servierte den Kaffee mit Sahne und in zwei winzigen, eleganten Porzellantässchen.
» Jetzt aber wird überall renoviert und aufgewertet. Vor allem Gegenden mit ihrem ganz eigenen Charme, so wie diese hier. Vom alten London ist leider nicht mehr viel übrig.«
Issy senkte den Blick.
» Seien Sie nicht traurig, junge Dame. Das neue London bringt auch viel Gutes mit sich. Jetzt sehen Sie sich doch an, Sie haben noch so viel vor sich.«
» Ich weiß aber gar nicht, wo ich jetzt hin soll.«
» Hm, damit wären wir dann schon zwei.«
» Moment mal, wohnen Sie hier etwa illegal?«, fragte Issy. » Könnten Sie nicht das Nutzungsrecht für das Lokal beantragen?«
» Nein«, meinte Chester. » Allerdings müsste hier irgendwo noch ein Mietvertrag herumliegen…«
Sie saßen da und nippten an ihrem Kaffee.
» Aber irgendetwas müssen Sie doch tun können«, überlegte Issy.
» Den Fortschritt kann man eben nicht aufhalten«, seufzte Chester und ließ klimpernd den Löffel sinken. » Glauben Sie mir, ich muss es wissen.«
Ausnahmsweise kam Austin heute einmal pünktlich. Und er hatte sich richtig in Schale geworfen, soweit er das eben hinbekam, ohne Darny zu verraten, wo er das Bügeleisen aufbewahrte. Nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Er konnte nicht glauben, dass er das wirklich durchziehen würde. Damit setzte er womöglich alles aufs Spiel. Und wofür? Für eine blöde kleine Firma, die sich ja irgendwann doch größere Räumlichkeiten suchen würde. Für eine Frau, die ihn keines Blickes mehr würdigte.
Janet war natürlich schon da, effizient und heiter wie immer. Auch sie war bei der Geburtstagsparty gewesen und wusste, was heute auf dem Programm stand. Sie schaute ihn an.
» Das ist doch schrecklich«, verkündete sie ungewöhnlich aufgebracht. » Einfach furchtbar, was dieser Typ vorhat.«
Austin blickte sie an.
» Was er dieser netten Frau und dem hübschen Lädchen antut, nur um das Gässchen in eine weitere seelenlose Wohnanlage für blöde Manager zu verwandeln, das ist doch übel. Das wollte ich nur sagen.«
Austins Mundwinkel zuckten.
» Danke, Janet. Das hilft mir wirklich weiter.«
» Und Sie sehen heute so schick aus.«
» Sie sind nicht meine Mutter, Janet.«
» Sie sollten diese Frau anrufen.«
» Ich werde sie nicht anrufen«, widersprach Austin. Inzwischen würde Issy ihn nicht einmal mehr mit der Kneifzange anrühren, und er musste mit Bedauern zugeben, dass sie dafür auch einen guten Grund hatte.
» Sollten Sie aber.«
Austin ließ sich die Sache durch den Kopf gehen, während er den Kaffee schlürfte, für den Janet extra den weiten Weg zum Cupcake Café auf sich genommen hatte. Das Gebräu war längst kalt, aber er stellte sich vor, daran noch ein wenig von Issys süßem Duft erschnuppern zu können. Er ging sicher, dass ihm dabei auch keiner zusah, und sog den Geruch dann mit geschlossenen Augen tief in sich ein.
Janet klopfte an.
» Er ist hier«, verkündete sie und führte Graeme dann mit ungewöhnlich frostiger Miene herein.
Der Immobilienentwickler bemerkte es gar nicht. Er wollte das alles nur möglichst rasch abhaken. Diese alberne lokale Mikrofinanzierung, kleine Banken und das Theater bei zeitraubenden, furchtbar verworrenen Darlehensangelegenheiten hasste er mehr als alles andere in seinem Job.
Gut. Also, er brauchte hier nur noch den Stempel für das Geld, musste dann Mr Boekhoorn anrufen und die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Und dann vielleicht mal Urlaub machen. Einen richtigen Männerurlaub, das war es, was er jetzt brauchte. Seine Kumpel hatten auf die Nachricht von seiner Trennung nicht mit den erwarteten Sympathiebekundungen reagiert. Tatsächlich schienen viele von ihnen inzwischen ernst zu machen und hockten traut mit der Freundin zu Hause
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