Traummann mit Zuckerkuss
charmant–, es wehte einfach ein neuer Wind, denn jetzt lagen Unterlagen von Immobilienmaklern und eine Ausgabe von Schwangerschaft und Geburt herum.
Langsam hatte Issy den Eindruck, dass sich die Welt für jeden weiterdrehte, nur für sie nicht. Und als sie in ihre pinkfarbene Küche marschierte und sich auf das riesige weiche Sofa sinken ließ, konnte sie dort einfach nicht mehr so entspannen wie früher– wieder einmal war sie eine Fremde in ihrem eigenen Zuhause. Was lächerlich war, das wusste sie. Aber vor allem schämte sie sich, weil sie bei ihrem ersten und einzigen Versuch, mit einem Mann zusammenzuleben, so schnell und kläglich gescheitert war.
Graeme war nie der Richtige für sie gewesen, Helena wusste jedoch, dass es ihre Freundin nicht aufbauen würde, wenn sie ihr das unter die Nase rieb. Ihr Gesellschaft zu leisten war hingegen eine gute Idee, also tat Helena ihr Bestes, auch wenn sie alle fünf Minuten einzuschlafen drohte.
» Und was hast du jetzt vor?«, fragte sie, praktisch wie immer. Issy starrte auf den Fernseher, sah aber nichts.
» Na, am Montagmorgen mache ich auf… Aber was danach kommt, weiß ich noch nicht.«
» Du hast es schon einmal gepackt«, meinte Helena. » Du schaffst das wieder.«
» Ich bin aber müde«, seufzte Issy. » So müde.«
Helena brachte sie ins Bett, obwohl Issy befürchtete, kein Auge zumachen zu können. Stattdessen verschlief sie den halben Sonntag. Die warmen Strahlen, die am nächsten Tag durch die Vorhänge hereinfielen, stimmten sie optimistisch. Zumindest verhalten optimistisch.
» Ich könnte ja versuchen, mich nach einem Job als Bäckerin umzusehen«, überlegte sie. » Das Problem ist nur, dass meine Arbeitszeiten dann noch schlechter wären und es auch schon eine Million tolle Patissiers in London gibt, und…«
» Jetzt hör mit dem Gejammer auf!«, unterbrach sie Helena.
» Vielleicht hatten ja doch alle recht– wäre ich mal Fußpflegerin geworden!«
Am Montagmorgen lag ein Umschlag auf der Fußmatte. Ja, da war es also. Das Kündigungsschreiben von Mr Barstow. Und an den Straßenlaternen rund um den Hof hingen laminierte Schilder, die die Umrisse des Bauprojekts markierten. Issy brachte es nicht über sich, sich das genauer anzusehen. Sie begann den Tag, indem sie ganz automatisch ihr Backprogramm abspulte und sich eine erste Tasse Kaffee kochte. Die üblichen Handgriffe würden sie hoffentlich von der langsam aufsteigenden Panik ablenken. Es würde schon alles gut werden. Sie würde etwas finden. Sie würde mit Des sprechen, der wüsste sicher etwas. In ihrer Verwirrung rief sie ihn an, bevor ihr klar wurde, dass es erst kurz nach sieben war. Der Immobilienmakler ging jedoch sofort dran.
» Oh, Entschuldigung«, sagte Issy.
» Das ist schon in Ordnung«, meinte Des. » Ich bin schon seit Stunden auf. Wegen der Zähne.«
» O Gott«, sagte Issy. » Haben Sie sich schon einen Termin geholt?«
» Hm, es geht um Jamie. Der zahnt mal wieder.«
» Ja, ja, natürlich.« Issy schüttelte den Kopf. » Hm…«
» Tut mir leid«, beteuerte Des augenblicklich. » Tut mir leid. Rufen Sie an, um mich anzuschreien?«
» Weshalb denn?«, fragte Issy.
» Na, vermutlich kümmern wir uns doch um den Verkauf der neuen Wohnungen. Tut mir leid. Das war nicht meine Entscheidung, so ist eben…«
Darüber hatte Issy noch gar nicht nachgedacht, sie rief ja nur an, um nach einem freien Lokal zu fragen. Aber klar.
» … das Geschäft«, ergänzte sie dumpf.
» Ja«, meinte Des. » Ich dachte, Sie hätten es gewusst.«
» Nein«, erwiderte Issy mit teilnahmsloser Stimme. » Habe ich nicht.«
» Es tut mir leid«, wiederholte Des, und das hörte sich so an, als meinte er es wirklich ernst. » Schauen Sie sich schon nach einem neuen Lokal um? Soll ich ein bisschen rumtelefonieren? Ich höre mich einfach mal um und versuche, etwas Passendes für Sie zu finden, in Ordnung? Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann. Aber wissen Sie– aus diesen Spekulationsgeschäften wird oft gar nichts… Ich wollte Sie nicht unnötig beunruhigen. Es tut mir wirklich leid.«
Man hörte Jamie über das Telefon brüllen.
» Jamie tut es auch leid.«
» Das ist schon okay«, meinte Issy. » Sie können jetzt aufhören, sich zu entschuldigen, es war ja nicht Ihre Schuld. Und wenn Sie etwas hören… ja, bitte.«
» In Ordnung«, sagte Des. » Okay. Sorry. Ja. Genau.«
Er entschuldigte sich immer noch, als Issy auflegte.
Pearl sah finster drein. » Kopf hoch!«,
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