Traummann mit Zuckerkuss
sagte Caroline. » Irgendwas findet sich schon.«
» Das ist es ja gar nicht«, erwiderte Pearl. Sie hatte Ben seit zwei Tagen nicht mehr gesehen. Am Samstag war er mit seinen Freunden unterwegs gewesen und verstand gar nicht, warum sie daraus so eine große Sache machte. Louis würde doch noch oft Geburtstag haben, und er hatte ihm ja auch ein Geschenk gekauft (eine riesige Autorennbahn, die gar nicht in die Wohnung passte). Pearl hatte sich seine Entschuldigung angehört und ihm dann die Tür vor der Nase zugemacht.
» Ich kann nicht fassen, dass er den Geburtstag seines Jungen verpasst hat«, erklärte sie Caroline, die ihre Bemerkung nur mit einem Grunzen quittierte.
» Das ist doch gar nichts. Mein Ex hat es nicht zu einem einzigen Geburtstag geschafft, nicht zu Konzerten, Schulaufführungen oder Sporttagen… nicht ein einziges Mal. Er musste immer ›arbeiten‹«, schnaufte sie. » Von wegen.«
» Na, eben«, meinte Pearl. » Deshalb ist er ja auch dein Ex.«
» Damit hat das gar nichts zu tun«, stellte Caroline klar. » Keiner von den Vätern hier macht bei so was mit. Die sind viel zu sehr damit beschäftigt, die großen, schicken Häuser abzubezahlen. Hier in der Gegend weiß kein Kind, wie sein Daddy aussieht. Abgeschossen hab ich ihn wegen seiner Affäre mit dieser üblen Schlampe. Die ja übrigens auch zeigt, dass er so gar keinen Geschmack hat. Ha, wenn man einen Mann dafür fallen lassen würde, dass er seine Kinder vernachlässigt…«
Die Tür öffnete sich mit einem Klingeln. Es war einer von den Bauarbeitern, derjenige, der seinen Sohn zu Louis’ Party mitgebracht hatte.
» Kopf hoch, Liebes«, grüßte er wie immer.
Mit wohlmeinendem Blick musterte ihn Caroline von oben bis unten. Sie betrachtete seine wohl gerundeten Brustmuskeln, das freche Grinsen und die Hand ohne Ehering.
» Bei dieser Aussicht geht’s mir schon gleich viel besser«, flötete sie und lehnte sich über die Theke, womit sie ordentlich Busen gezeigt hätte, wenn da denn welcher gewesen wäre. » Wenigstens einmal am Tag was Nettes…«
» Ihr Schickimickitussis«, murmelte der Arbeiter und grinste geschmeichelt. » Lassen Sie doch mal einen Kaffee rüberwachsen, Süße.«
Pearl rollte mit den Augen.
Aber dann dachte sie über Carolines Worte nach. Auf der Party waren jede Menge Hausmädchen und einige aufgebrezelte Mütter gekommen, und Austin natürlich, aber tatsächlich kaum Väter. Sie seufzte.
» Hat er dich gedemütigt, indem er mit einer von deinen Freundinnen im Bett war?«, fragte Caroline, als der Arbeiter weg war, ihr aber ein Zwinkern und seine Telefonnummer dagelassen hatte.
» Noch nicht«, musste Pearl zugeben.
» Na, das ist doch schon mal was«, meinte Caroline. » Ich würde ihn noch nicht ganz abschreiben.« Sie schwenkte einen Brief. » Du glaubst nicht, was ich heute Morgen bekommen habe.«
» Was denn?«
» Ein Schreiben von seinen Anwälten. Wenn meine Arbeit sicher wäre, könnte ich zu Hause wohnen bleiben. Dann wäre ich nämlich nahe genug dran, um die Kinder selbst abzuholen, und bräuchte kein Hausmädchen.« Caroline schüttelte den Kopf. » Aber jetzt bin ich wieder ganz am Anfang. Ich stehe ohne Job da, habe aber bewiesen, dass ich arbeiten kann, also muss ich auch ran, den Hintern hochkriegen. Mein Gott. Kein Wunder, dass mir so ein kleiner Flirt ganz guttut.«
Sie seufzte.
» Hm«, knurrte Pearl und widmete sich wieder ihren Papieren.
» Was machst du da eigentlich?«, fragte Issy, als sie die Treppe hinaufkam.
» Ich setze ein Schreiben an die Baubehörde auf.«
» Oh«, machte Issy.
» Hältst du das für keine gute Idee?«
» Eher nicht. Außerdem kenne ich Kalinga Deniki. Wenn das nicht längst unter Dach und Fach wäre, würden die sich die Mühe gar nicht machen.«
» Okay, gut, dann leg eben die Hände in den Schoß«, stichelte Pearl und schrieb weiter. Im Café war es ruhig, der erste morgendliche Ansturm war vorbei, und es dauerte noch, bis am späten Vormittag die üblichen Mütter vorbeischauen würden.
Issy starrte aus dem Fenster und stieß einen tiefen Seufzer aus.
» Und jetzt hör auf zu seufzen, das nervt.«
» Klar, das ist ja auch viel besser, als alle fünf Minuten rumzuschnauben!«
» Ich schnaube doch gar nicht.«
Issy zog die Augenbrauen hoch, griff dann aber lieber nach ihrer Kaffeetasse und ging hinaus in den Hof, von wo aus sie das Café kritisch betrachtete. Seit es wärmer war, hatten sie den Außenbereich ein wenig aufgemotzt. Das
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