Traummann mit Zuckerkuss
vorbeischaust.«
Wie hübsch sie doch ist, dachte Graeme. Nicht heiß wie diese Nachtclubbräute mit Minis, die kaum den Arsch bedeckten, und ihren langen blonden Mähnen. Die sahen sexy aus, wirklich scharf… aber wenn er ganz ehrlich war… dann machten sie ihm manchmal auch ein wenig Angst. Issy hingegen– sah einfach nur hübsch aus. Gemütlich. Wie jemand, mit dem man gerne Zeit verbrachte.
Eigentlich hätte Issy cool sein und sich lieber erst in ein paar Tagen mit ihm zum Essen verabreden sollen, um sich selbst ein wenig Bedenkzeit zu gönnen.
Aber sie war nicht cool. Das wusste sie. Und er auch. Es brachte doch nichts, jetzt wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen. Entweder war er dabei oder nicht. Sie hatte keine Zeit, jetzt durch monatelange Spielchen herauszufinden, wo er stand.
Er küsste sie flüchtig auf die Wange, und sie roch Fahrenheit, ihr Lieblingsaftershave. Er wusste, wie gerne sie den Duft mochte, und hatte ihn extra für sie aufgelegt.
Sie griff nach dem Glas, das er ihr hinhielt, und hockte sich auf die Kante des schwarzen Ledersessels, einer Le-Corbusier-Imitation. Wieder erfüllte sie die gleiche Mischung aus Angst und Aufregung wie bei ihrem ersten Besuch, wieder war sie in diesem eleganten Apartment mit diesem sinnlichen, attraktiven Mann allein, den sie so sehr mochte, dass sie kaum klar denken konnte.
» Da sind wir also«, bemerkte er. » Nicht über einen Schreibtisch hinweg mit dir zu kommunizieren ist irgendwie seltsam.«
» Stimmt. Fehlt dir da der Kick?«, fragte Issy, hätte sich dann aber am liebsten auf die Zunge gebissen. Das war jetzt nicht der Zeitpunkt für schnippische Bemerkungen.
» Hör mal, du hast mir gefehlt«, erklärte Graeme. Unter seinen geraden schwarzen Augenbrauen blickte er sie direkt an. » Ich weiß… ich denke… ich hab dich vielleicht als selbstverständlich hingenommen.«
Sie wussten beide, was für eine Untertreibung das war.
» Du hast mich als selbstverständlich hingenommen«, stellte Issy fest. » Das ›vielleicht‹ kannst du dir sparen.«
» Okay, okay«, lenkte Graeme ein. Er legte ihr die Hand auf den Arm. » Es tut mir leid, okay?«
Issy zuckte mit den Achseln. » Wie auch immer.«
» Issy, jetzt schmoll doch nicht, du bist doch keine zwölf mehr. Wenn du sauer auf mich bist und was zu sagen hast, dann spuck es aus.«
Issy zog eine Schnute. » Ich bin sauer auf dich.«
» Und mir tut es leid. Du weißt ja, das liegt alles an diesem verdammten Job.«
Er verstummte. Issy wurde auf einmal klar, dass sie jetzt an der Reihe war, dass nun der Moment gekommen, ihre Fragen zu stellen: Was bin ich für dich? Ganz ehrlich. Wohin führt das mit uns? Denn wenn wir uns jetzt wieder darauf einlassen, dann muss das was Ernstes sein. Unbedingt. Mir bleibt nämlich nicht mehr viel Zeit, und ich will mit dir zusammen sein.
Jetzt war der Augenblick, um das alles zu sagen. Ihr war klar, dass sie vermutlich nie wieder so einen verletzlichen Graeme zu Gesicht bekommen würde. Jetzt war der passende Zeitpunkt, um die neuen Regeln ihrer Beziehung festzulegen, er musste es jetzt aussprechen.
Sie saßen schweigend da.
Und Issy fragte nicht. Sie brachte es einfach nicht fertig. Stattdessen spürte sie, wie sich schon wieder die altbekannte Röte über ihre Wangen legte. Warum war sie bloß so feige? Wovor hatte sie nur solche Angst? Sie würde ihn fragen. Bestimmt.
Graeme durchquerte den Raum. Noch bevor Issy den Mund aufmachen konnte, stand er unmittelbar vor ihr, und seine Augen, seine schönen blauen Augen sahen sie direkt an.
» Schau dich doch nur an«, bemerkte er wenig taktvoll. » Du wirst ja rot. Einfach zauberhaft.«
Wie immer, wenn man sie auf ihr Erröten ansprach, wurde es dadurch nur noch schlimmer. Issy machte den Mund auf, um etwas zu sagen, in dem Moment hieß Graeme sie jedoch durch eine Geste schweigen und beugte sich ganz, ganz langsam vor, um sie heftig auf die Lippen zu küssen, genau so, wie sie es in Erinnerung hatte, wie es sie seit Wochen in ihren Träumen verfolgt hatte.
Issy gab sich dem Kuss hin, zunächst widerwillig, dann mit allen Sinnen. Ihr wurde klar, wie sehr ihr Körper die Berührung vermisst hatte, wie sie sich nach dem Gefühl von fremder Haut auf ihrer Haut gesehnt hatte, dass sie zwei Monate lang niemand berührt hatte. Sie hatte einfach vergessen, wie gut sich das anfühlte, wie toll er sich anfühlte, wie gut er roch. Unwillkürlich stieß sie einen Seufzer aus.
» Ich hab dich vermisst«,
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