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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lizzie Beaton
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schaute das Telefon an, als wollte sie sehen, was es wohl tun würde. Natürlich klingelte es weiter und erschreckte sie noch einmal. Die Vorstellung, dass der Anrufer eine Nachricht hinterlassen würde, konnte sie nicht ertragen, also streckte sie langsam, ganz langsam die Hand aus. Helena erhaschte gerade noch rechtzeitig einen Blick auf ihre Miene, die verschiedene Emotionen widerspiegelte– sowohl Entsetzen als auch Verlangen–, und wäre am liebsten eingeschritten, hätte sie davon abgehalten ranzugehen. Der seltsame sechste Sinn, den Freundschaften mit sich bringen, hatte ihr sofort verraten, wer da anrief. Aber es war schon zu spät.
    » Graeme?«, sagte Issy mit rauer Stimme.
    Lass es gut sein, sagte Helena sich selbst. Issy hatte ihr doch wegen Imran so viele gute Ratschläge gegeben. Und wie lange hatte es gedauert, bis sie endlich von ihm abgelassen hatte? Achtzehn Monate. Bis zu seiner Hochzeit. Sie seufzte.
    » Baby, wo hast du denn nur gesteckt?«, fragte Graeme, als hätten sie vor zwei Stunden das letzte Mal miteinander gesprochen und er hätte sie im Einkaufszentrum aus den Augen verloren.
    Issy konnte nicht wissen, wie schwer Graeme dieser Anruf gefallen war. Zunächst hatte er sich eingeredet, dass die Sache ohnehin früher oder später vorbei gewesen wäre; er war noch nicht bereit für eine feste Bindung, und es war ja auch nicht so, als ob das zwischen ihnen etwas Ernstes gewesen wäre. Und außerdem hatte er ja auch viel zu tun.
    Aber als dann die Wochen verstrichen waren und er nichts von ihr gehört hatte, da hatte sich bei ihm nach und nach ein Gefühl eingeschlichen, das ihm neu war. Sie fehlte ihm. Er vermisste ihre Sanftheit, ihr aufrichtiges Interesse an ihm und allem, was er tat, und natürlich auch ihre Kochkünste. Er war mit den Jungs ausgegangen und hatte ein paar wirklich heiße Bräute aufgerissen, aber letztendlich war ihm klar geworden, wie leicht, wie einfach es war, mit Issy Zeit zu verbringen. Sie nervte ihn nicht, lag ihm nicht mit ihren Problemen in den Ohren oder wollte sein Geld ausgeben. Er mochte sie. So einfach war das. Und obwohl er im Leben eigentlich lieber nach vorne schaute, hatte er beschlossen, sie anzurufen. Einfach nur, um sie zu sehen. Nach einem langen Tag hatte sie manchmal für ihn ein Bad eingelassen und ihn massiert. Das wäre jetzt auch nicht schlecht. Und was da im Büro passiert war… Das war doch rein geschäftlich gewesen, oder nicht? Man hatte sie entlassen, weil es im Moment eben schlecht aussah. Inzwischen hatte sie doch bestimmt längst eine neue Arbeit. In seinem überschwänglichen Empfehlungsschreiben hatte er sie weitaus mehr gelobt, als sie wegen ihrer beruflichen Fähigkeiten eigentlich verdient hätte, und Callie Mehta hatte sich ebenfalls sehr für sie eingesetzt. Mittlerweile war sie bestimmt darüber hinweg. Als er schließlich zum Telefon gegriffen hatte, war Graeme davon überzeugt gewesen, dass alles ganz einfach war.
    Issy sah ihre Mitbewohnerin ganz bewusst nicht an, stand auf und verließ den Raum, das Telefon noch immer in der Hand. Sie brauchte lange, um etwas zu sagen– und zwar so lange, dass Graeme schließlich » Hallo? Hallo? Bist du noch dran?« in den Hörer rief.
    Während der vergangenen Wochen hatte sie sich nachts im Bett hin- und hergeworfen, und dabei wurde das Schamgefühl und der Schmerz darüber, dass sie ihre Arbeit verloren hatte, von der Trauer und der Frustration wegen ihrer Trennung von Graeme überschattet. Es war unerträglich gewesen. Schrecklich. Sie hasste ihn. Sie hasste ihn. Er hatte sie benutzt, als wäre sie einfach nur eine weitere von der Firma zugesagte Vergünstigung.
    Aber das stimmte doch gar nicht, meldete sich irgendwo in ihr eine leise Stimme. Da war noch etwas anderes gewesen. Wirklich. Etwas Echtes. Er hatte ihr Dinge anvertraut…
    Aber hatte er ihr das alles nur erzählt, weil sie eine willige Zuhörerin gewesen war? Ein verlässliches Ventil, um seinem Ärger Luft zu machen? War es für ihn nicht einfach praktisch gewesen, eine professionelle Vertraute zu haben, die auch noch für ihn kochte und mit ihm schlief? Eine zweckmäßige Begleitung auf seinem Weg die Karriereleiter hinauf– immerhin war er erst fünfunddreißig. Er hatte noch jahrelang Zeit, bevor er daran denken musste, sich fest zu binden. Und warum sollte jemand, der so gut aussah und so erfolgreich war, überhaupt Interesse an ihr haben? Das waren die Gedanken, die ihr um vier Uhr morgens durch den Kopf spukten, und

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