Traummann mit Zuckerkuss
ganz den Korallen gegolten hatte, aber es war das Beste, was er auf die Schnelle hatte finden können, und die Bank hatte ihm auch die Hypothek seiner Eltern überschrieben. Seit er hier angefangen hatte, war er jedoch die Karriereleiter ständig hochgeklettert, es hatte sich nämlich herausgestellt, dass er über einen ausgezeichneten Spürsinn für vielversprechende Projekte und gute Investitionen verfügte, und wenn seine Kunden ihn erst einmal kannten, vertrauten sie ihm blind und blieben der Bank treu.
Seine Vorgesetzten waren sicher, dass große Taten auf ihn warteten, obwohl sie sich wirklich wünschten, er würde öfter zum Friseur gehen.
» Also«, begann er, nachdem er einen Stift aus seiner Tasche gezogen und einen Taschentuchfussel heruntergepustet hatte. » Was kann ich für Sie tun?«
Er warf einen Blick in die Unterlagen und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass diese zu einem ganz anderen Café gehörten.
Er nahm die Brille ab. Offensichtlich war das heute nicht sein Tag.
» Hm, warum beginnen wir nicht ganz von vorn«, improvisierte er.
Issys sah ihn eindringlich an. Sie hatte sofort durchschaut, was da passiert war.
» Haben Sie denn meine Akte nicht?«
» Ich höre das alles gerne vom Kunden selbst. So kann ich mir ein besseres Bild machen.«
Issys Mund zuckte. » Tatsächlich?«
» Tatsächlich«, wiederholte Austin mit Bestimmtheit, lehnte sich vor und umfasste die Mappe mit seinen großen Händen. In seinen Augen blitzte ob des gemeinsamen Scherzes der Schalk, und Issy war plötzlich furchtbar aufgeregt, weil sie nun die Möglichkeit hatte, ihre Geschichte ausführlich zu erzählen. Auf jeden Fall würde sie jetzt herausfinden, ob ihr Traum auch nur die geringste Chance auf Erfüllung hatte.
» Okay«, sagte sie. » Also…«
Und sie schilderte ihm alles– ließ dabei allerdings den Teil aus, in dem sie mit ihrem Boss ins Bett gegangen war, und stellte das Café mehr als ein lebenslanges Ziel dar, das durch jede Menge finanzielle Hintergrundanalysen abgesichert war. Sie stellte fest, dass ihr Projekt immer echter und plausibler klang, je mehr sie darüber sprach, wie bei einer kreativen Visualisierung. Sie hatte den Eindruck, als würde sie ihren Traum zum Leben erwecken.
» Ich hab Ihnen auch Kuchen mitgebracht«, fügte sie hinzu, als sie fertig war. Austin winkte ab.
» Sorry, aber den kann ich nicht annehmen. Das könnte ja so aussehen, also ob…«
» Als ob ich Sie damit bestechen wollte?«, fragte Issy überrascht.
» Tja, genau, Kuchen, Werkzeug, Wein, was auch immer.«
» Wow.« Issy starrte die Dose auf ihrem Schoß an. » Das wäre mir nie in den Sinn gekommen.«
» Wie jetzt, hatten Sie den Kuchen etwa nicht mitgebracht, um mich damit zu bestechen?«
» Also, doch, natürlich, wo Sie es jetzt erwähnen.«
Sie lächelten sich an. Austin strich sich durchs Wuschelhaar. » Pear Tree Court… helfen Sie mir kurz auf die Sprünge, ist das nicht dieses winzige, etwas abseits liegende Gässchen an der Albion Road?«
Issy nickte heftig. » Sie kennen es also?«
» Ja, schon…«, gab Austin zu, der mit jedem Zentimeter der Gegend genauestens vertraut war. » Aber… in dieser Sackgasse herrscht nicht gerade Massenandrang, nicht wahr?«
» Es gibt da schon ein paar Geschäfte«, wandte Issy ein. » Wenn du es baust, kommt er zurück.«
Austin lächelte.
» Ich fürchte nur, dass der Rat eines toten Baseballspielers nicht unbedingt als solide Geschäftsgrundlage taugt.«
Beinahe hätte Issy sich vergessen, bemerkt, wie toll sie den Film fand, und ihn gefragt, ob er den Streifen auch mochte. Denn man konnte wirklich gut mit ihm reden, wenn man bedachte, dass er ein Banker war. Sie hatte solche Angst vor diesem Treffen gehabt, aber jetzt, wo sie hier war…
» Ich meine, ich bin nicht sicher, ob das… kann ich noch einmal Ihre Zahlen sehen?«
Austin studierte sie sorgfältig. Die Miete war tatsächlich günstig und die Backzutaten nicht besonders teuer. Issy würde leicht Personal finden, wenn sie das Backen selbst übernahm. Die Gewinnspanne war hingegen unglaublich niedrig angesetzt, an der absoluten Schmerzgrenze. Und das für so eine Schufterei. Er kniff die Augen zusammen und sah wieder zu Issy hinüber. Es kam dabei auf sie an. Wenn sie viel Arbeit hineinsteckte, ihr ganzes Leben dem Kuchen und nichts als dem Kuchen widmete… Aber selbst dann war es nur gerade eben möglich. Vielleicht.
» Die Sache sieht so aus«, begann er.
Er hatte seinen nächsten
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