Traummann mit Zuckerkuss
B
F V
Mit leuchtenden Augen sah Issy Zac an.
» Ich danke dir so sehr«, strahlte sie.
Dem Designer war die Aufmerksamkeit offensichtlich unangenehm.
» Jetzt sei nicht albern«, meinte er. » Das stammt doch weitestgehend von dir. Und außerdem habe ich mit dieser Karte als Arbeitsprobe schon so einige Aufträge an Land gezogen.«
Dann schlug Helena mit lauter Stimme vor, auf das Wohl des Cupcake Cafés zu trinken, und alle stießen an. In einer kurzen Rede erklärte Issy dann, dass sie erst einmal ihr Darlehen an die Bank zurückzahlen wollte, bevor ihr wirklich nach Feiern war (was Austin mit erhobenem Glas begrüßte), bedankte sich aber bei allen für ihr Kommen. Die Anwesenden applaudierten mit vollem Mund, sodass die Cupcake-Krümel flogen. Gramps unterhielt sich angeregt mit verschiedenen Gästen, bis Keavie ihn wieder zurück ins Heim brachte.
Issy sah hinaus. Im Eingang zum Gässchen stand eine Gestalt. Der sah ja aus wie… nein, das konnte doch nicht sein. Das Licht der Straßenlaternen spielte ihr da sicher einen Streich. Da war bestimmt nur jemand vorbeigegangen, der ein wenig wie Graeme aussah, weiter nichts.
Graeme hatte sich eingeredet, dass er sich nur nach einem neuen Fitness-Studio umsehen wollte, in dem er nach der Arbeit trainieren konnte, in Wirklichkeit war er aber nicht erstaunt gewesen, als seine Füße ihn die Albion Road entlangführt hatten. Hingegen überraschte es ihn, den Laden voller Menschen zu sehen– schließlich wurde ihm klar, dass das eine Party sein musste, und er stellte verblüfft fest, wie sehr es ihn kränkte, dass Issy eine Feier organisiert und ihn nicht dazu eingeladen hatte. Er konnte kaum fassen, wie vollendet und professionell das Café wirkte. Ein hübsches, einladendes Lokal, dessen warmes Licht auf das Kopfsteinpflaster fiel. Er sah sich die angrenzenden Gebäude an, es war aber schwer zu sagen, ob sie bewohnt waren oder nicht. Das Café war hingegen etwas Handfestes und Echtes, etwas Greifbares und Zauberhaftes. Normalerweise sah Graeme solche Projekte nur in Quadratmetern, in Kategorien wie Gewinn und Verlust, A, B oder C. Es ging darum, Dinge an den Höchstbietenden weiterzuverkaufen, und darum, unsichtbare Geldbeträge von hier nach da und schließlich zum Teil auch auf sein Konto zu verschieben. Normalerweise dachte er nicht darüber nach, was die Leute mit den Lokalen anfingen, wenn sie ihnen gehörten, ob sie etwas Schönes daraus machen würden.
Plötzlich ertönte aus dem Inneren des Cafés ein lautes Lachen, in dem er sofort Issys erkannte. Er spürte, wie er in den Jackentaschen die Hände zu Fäusten ballte. Warum hatte sie bloß nicht auf ihn gehört? Das musste doch schiefgehen. Sie hatte überhaupt kein Recht dazu, sich so fröhlich und sorglos anzuhören. Wie konnte sie es nur wagen, nicht zu ihm zurückzukehren und ihn um seine Meinung zu bitten? Er starrte Pear Tree Court an und biss sich auf die Lippe. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging zurück zu seinem Sportwagen.
Im Café wurde noch mehr Perlwein ausgeschenkt, und alle waren sich einig, dass das Cupcake Café ein großer Erfolg werden würde. Pearl nickte weise und fügte hinzu, dass dem mit Sicherheit so war, solange sie nur kostenlos Alkohol ausschenkten. Es gelang Issy, sich mit jedem Einzelnen zu unterhalten und sich bei allen zu bedanken, was bei dem ganzen Trubel allerdings bedeutete, dass sie mit niemandem in Ruhe sprechen konnte. Als Pearl sich schließlich den schlummernden Louis schnappte und bedeutsam auf ihre Uhr deutete, war Issy klar, was das hieß: » Ab nach Hause und ins Bett, du musst morgen um sechs Uhr wieder hier sein.« Also küsste sie alle auf die Wange, selbst Austin von der Bank, der schockiert tat, aber nicht unangenehm berührt schien. Helena zog die Augenbrauen hoch und fragte, ob das wohl eine gute Art und Weise war, ihren Dispo zu erhöhen. Nachdem sie aufgeräumt und abgeschlossen hatte, war Issy jedoch nach Hause getänzelt und hatte dabei auf Wolken geschwebt. Ihren Laden, ihr Café voller Menschen zu sehen, die aßen und plauderten und lachten und einfach Spaß hatten– das war alles, was sie sich je erträumt hatte. Nachdem sie endlich zu Hause waren und Helena sie ins Bett gesteckt hatte, lag sie noch lange wach und starrte die Decke an. Sie hatte Kopf und Herz voller Pläne, Träume, Ideen und Vorstellungen von der Zukunft, einer Zukunft, die in… Ah, sie sah auf den Wecker. Die in
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