Traummoerder
kommen, Liebling. Bitte, denk positiv. Du bist unschuldig, und das wird sich auch im Laufe der Verhandlung als immer klarer erweisen. Dank Leadbeater wurde der Prozess ziemlich früh angesetzt. Fountain ist sehr optimistisch, und er hat uns gebeten, unser Leben weiterzuführen, als wäre das alles nur ein schlimmer Albtraum – einer, aus dem wir bald erwachen. Wir dürfen unsere Angst nicht zeigen.«
Kapitel 58
Als Tim Leadbeater die Beweisliste durchlas, war er entsetzt, weil offenbar wurde, dass ihn sein Mandant wieder angelogen hatte. Er rief Fountain an, um ihm zu sagen, dass er sich aus dem Fall zurückzuziehen gedachte, doch Fountain bat ihn, es sich noch einmal zu überlegen. Sie arrangierten für drei Tage später einen Termin bei Dermot Nolan zu Hause, und dieses Mal sollte Nick Hoyle auch dabei sein.
Die Atmosphäre war äußerst angespannt.
»Mr. Nolan«, begann Leadbeater, »ich habe die Beweisliste aus dem Büro des Staatsanwalts erhalten und musste leider feststellen, dass Sie nicht ganz ehrlich zu mir waren. Ich habe heute auf dieser Unterredung bestanden, um mir klar zu werden, ob Sie sich weiterhin von mir vertreten lassen möchten. Wenn ja, dann verlange ich aufrichtige und direkte Antworten auf all meine Fragen. Sollte ich das Gefühl haben, dass Sie ehrlich sind, werde ich für Sie tun, was ich kann. Sollte ich jedoch dahinterkommen, dass Sie mir wichtige Dinge vorenthalten, werde ich Sie unverzüglich bitten, sich einen anderen Anwalt zu suchen. Haben Sie das verstanden?«
Dermot krächzte ein »Ja«.
»Gut. Dann kommen wir gleich zum Punkt. Augenscheinlich hat die Polizei während der Hausdurchsuchung ein paar Zahnfragmente gefunden. Eine Untersuchung hat ergeben, dass die Zähne Phoebe Blasé, deren sterbliche Überreste man kürzlich ausgegraben hat, zuzuordnen sind. Bitte erklären Sie mir ganz präzise, wie diese Zahnfragmente in Ihren Schreibtisch gelangt sind.«
»Sie wurden in meinem Schreibtisch gefunden?«, fragte Dermot ungläubig.
»Exakt. Unter einer Schachtel mit bunter Malkreide.«
»Aber dort waren sie nicht, als ich das letzte Mal nachgesehen habe.«
Leadbeater und Fountain wechselten einen Blick. Dies war nicht die Antwort, die sie erwartet hatten.
»Demnach wussten Sie, dass sie dort waren?«, fragte Leadbeater.
»Ich habe sie von meinem zweiten ›Ausflug‹ mitgebracht.«
Neela starrte Dermot an. Davon hatte er ihr nie erzählt. Warum nicht?
Dermot spürte Neelas Blicke, weigerte sich aber, ihnen zu begegnen. Und schließlich stellte Fountain die Frage, die ihr auf dem Herzen lag. »Haben Sie Ihrer Frau erzählt, dass Sie Spuren von diesem ermordeten Mädchen – der ›Zahnfee‹ – gefunden haben?«
Dermot zögerte.
»Sie müssen all unsere Fragen wahrheitsgemäß beantworten, Mr. Nolan. Das ist das absolut notwendig. Es mag schmerzlich für Sie sein, aber wir müssen jedes Detail wissen, um Ihre Unschuld nachweisen und begründen zu können«, fuhr Fountain fort.
»Nein, ich habe ihr nichts davon erzählt«, antwortete Dermot.
»Ich verstehe«, meinte Leadbeater. »Können Sie uns den Grund dafür nennen?«
»Es war mir lieber, dass sie dachte, ich hätte nichts gefunden. Auf diese Weise konnte ich sie überzeugen, dass das Tagebuch reine Fiktion ist.«
»Und Sie hatten Ihre Ansicht diesbezüglich zu diesem Zeitpunkt bereits geändert?«, hakte Leadbeater nach.
»Ganz recht.«
»Und Sie dachten, Ihre Frau würde darauf bestehen, dass Sie Ihre Funde der Polizei melden, ja?«
»Ja.«
»Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe: Sie dachten, dass Phoebe Blasé tatsächlich an dem Ort, den Arnold beschrieben hat, ermordet wurde. Des weiteren hielten Sie das Tagebuch für echt. Trotzdem haben Sie beschlossen, Stillschweigen zu wahren, das Buch als Ihres herauszugeben und die Familie von Phoebe Blasé im Unklaren zu lassen?«
Dermot nickte kaum merklich, dann ließ er beschämt den Kopf hängen. Neela sah ihn entgeistert an. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, obwohl es keineswegs heiß im Zimmer war.
»Und dann haben Sie die Zähne in Ihrem Schreibtisch versteckt. Wieso?«
»Den Grund weiß ich selbst nicht. Es war eine Dummheit – vielleicht wollte ich etwas haben, was ich der Polizei zeigen könnte, wenn ich das Buch doch nicht schreiben sollte.«
»Die Staatsanwaltschaft wird mit Sicherheit behaupten, dass die Zähne eine Art Trophäe sind. Eine Art Erinnerung an den Mord.«
»Ich dachte, ich wäre sie
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