Traummoerder
Figur aus Dermots Worst Nightmares nach der anderen wurde untersucht. Goode fand für jede fiktionale Gestalt das Pendant aus dem realen Leben. Dann brachte er Dermot mit Hilfe der Beweise mit dem Tatort in Verbindung und fragte die Geschworenen, was sie daraus schlössen. »Der Blitz schlägt auch nicht zehnmal in die gleiche Stelle ein«, pflegte er zu sagen. Und an den Gesichtern der Juroren konnte man erkennen, dass sie genauso dachten wie der Vertreter der Anklage.
Leadbeater setzte seine Argumentation fort und erklärte ein ums andere Mal: »Der wahre Mörder läuft noch da draußen herum.« Er wollte den Geschworenen mit einem drehbuchreifen Szenario Angst machen, erinnerte an Jack the Ripper und behauptete, ein »Schwarzer Mann« würde in der Nacht durch die »Stadt der Engel« streifen und sich die nächsten Opfer aussuchen.
Schipp starrte beinahe unaufhörlich das Telefon in seinem Büro an, aber wenn es klingelte, wurden seine Hoffnungen zerstört – der Informant mit der heiseren Stimme meldete sich nicht. Schipp sah, dass es mit seiner Karriere bergab ging. Er musste mit dem Mann Verbindung aufnehmen – aber wie?
Nick war immer für Neela und Dermot da und behauptete ständig, dass keine Jury der Welt ohne konkreten Beweis einen Schuldspruch aussprechen würde.
Kandinski arbeitete nach seiner Schicht zu Hause, oft bis tief in die Nacht, um die Verbindung zwischen den Opfern aufzuspüren – eine Verbindung, die auf ein Motiv für die Morde, einen Grund für den ganzen Wahnsinn liefern könnte.
Am Ende der zehnten Prozesswoche entdeckte Kandinski endlich durch Zufall das Verbindungsglied, nach dem er gesucht hatte – gerade als Goode und Leadbeater ihre Schlussplädoyers vorbereiteten. Mike jubilierte so laut, dass Dawn im ersten Stock erschrak und glaubte, ihm sei etwas Schreckliches passiert. Noch ehe sie aus dem Bett kam, war er die Treppe hinauf und zu ihr ins Schlafzimmer gelaufen.
»Ich glaube, ich habe die Verbindung gefunden!«, sagte er atemlos.
»Das ist schön, Liebling«, meinte Dawn verschlafen. »Aber wird das Nolans Unschuld beweisen?«
»Das weiß ich noch nicht. Zunächst habe ich das Glied zwischen zwei der Opfer erkannt. Und als ich wusste, wonach ich suchen musste, konnte ich drei in Verbindung bringen. Dann vier«, erklärte er überschwänglich. »Ich habe Dermot immer für unschuldig gehalten.«
»Ja … das weiß ich.« Inzwischen war sie hellwach.
»Wenn ich dieses Verbindungsglied aufweisen und damit das Motiv benennen kann, komme ich der Sache vielleicht auf den Grund und finde heraus, wer der wahre Täter ist.«
Wenige Stunden später saßen Mike und Dawn am Frühstückstisch. »Ich möchte, dass du etwas Wichtiges für mich erledigst, Dawn«, sagte er.
»Und was?«
»Ich möchte, dass du die Nolans anrufst. Gleich jetzt, dann erwischst du sie noch, ehe sie zum Gericht fahren. Verlang Neela – stell sicher, dass du mit ihr persönlich sprichst.«
»Und was soll ich ihr sagen?«
»Als Erstes sagst du ihr, wer du bist, dann fragst du sie, ob du sie privat – inoffiziell – treffen kannst.«
»Ist das klug, Mike? Bekommst du keine Schwierigkeiten im Büro, wenn du so was machst?«
»Ehrlich – das ist mir egal. Aber ich glaube es nicht. Sag ihr, dass ich über einen Hinweis gestolpert bin und die Verbindung zwischen einigen Opfern gefunden habe, dass ich ziemlich aufgeregt bin, weil ich jetzt ungefähr weiß, wen ich suchen muss.« Er legte das Schulterhalfter mit der Waffe um. »Hast du dir alles gemerkt? Und sprich nur mit Neela Nolan darüber, ja?«
»Klar. Ich erledige das sofort.«
Als er die Straße hinunterfuhr, telefonierte Dawn bereits mit Neela.
Kapitel 62
Schipp saß im Presseraum und beobachtete im Plasma-Fernseher, wie Leadbeater eindrucksvolle Zeugen aufmarschieren ließ. Alle sagten aus, dass Dermot ein stiller, sanfter, intelligenter, freundlicher und amüsanter Mann war und dass er diese Morde niemals verübt haben konnte, weil es seinem Charakter widersprechen würde. Schipps Telefon klingelte.
»Mr. Schipp?«
Das war er! Die Stimme. Adrenalin durchflutete Schipp, während er im Stillen um einen weiteren Tipp flehte.
»Was haben Sie heute für mich?«
»Eine interessante Information. Aber ehe ich sie Ihnen anvertraue, müssen Sie mir etwas versprechen.«
»Ich tue mein Möglichstes. Mal sehen, ob ich Ihnen dieses Versprechen geben kann «, entgegnete Schipp.
»Versprechen werden jeden Tag gebrochen. Ich möchte es mal so
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