Traummoerder

ausdrücken: Ich könnte Ihnen für einen gewissen Zeitraum weiterhin nützliche Informationen geben. Sollten Sie allerdings meine Hinweise nicht so nutzen, wie ich es vorschlage, werden Sie nie wieder auch nur ein Wort von mir hören. Und ich werde mich mit Ihren Konkurrenten in Verbindung setzen.«
    »Das wird nicht nötig sein. Lassen Sie mich nur wissen, was Ihnen vorschwebt.«
    »Sie alle haben versucht, die Identität des Mannes zu entschlüsseln, der vom Dach des People’s Bank Gebäudes gestürzt ist – des Mannes, von dem Mr. Nolan als Mr. Arnold spricht.«
    »Ja, das stimmt. Wir konnten keinen passenden Zahnbefund finden.«
    »Und ich weiß auch, warum«, erwiderte die Stimme.
    »Können Sie’s mir verraten?«
    »Natürlich. Aber wenn ich Mr. Arnolds Identität enthülle, dürfen Sie niemandem sagen, von wem Sie diese Information haben. Sie müssen eisern dabei bleiben, dass Sie das durch gewissenhafte Recherche herausbekommen haben.«
    Das passte Schipp ganz gut – zur Hölle mit Nolans Chancen auf einen fairen Prozess. Er würde ohnehin nur eine Information an die Polizei weitergeben. »Okay. Einverstanden.«
    »Sie müssen der Polizei sagen, dass Ihnen in den Sinn kam, der Tote könne irgendwann einmal in einer Einrichtung gewesen sein. Deshalb haben Sie gründlich in den Krankenakten aller Kliniken in Kalifornien geforscht. Das bedeutete mehrere Wochen akribischer Arbeit. Schließlich besuchten Sie das Universal Psychiatric Hospital in L.A. Das Personal dort war sehr hilfsbereit, und ein Pfleger sagte Ihnen, dass die Beschreibung, die Sie angegeben haben, auf einen Mann passen würde. Er war aus der Abteilung des Pflegers entlassen worden. Sein Name lautete Christopher Sheldon. Er war achtundsechzig Jahre alt und hatte die mentale Reife eines Zehnjährigen. Er wurde nur entlassen, weil in dieser Klinik Bettenknappheit herrschte.« Die heisere Stimme verstummte für einen Moment. »Wenn man genauer darüber nachdenkt, könnte das ein wunderbarer Anhaltspunkt für eine politische Story über unser Gesundheitssystem sein. Was meinen Sie?«
    »Ja, das könnte es sein. Aber wollen Sie damit sagen, dass der Mann, der vom Dach gefallen ist, Christopher Sheldon hieß und erst vor kurzem aus dem Universal entlassen wurde?«
    »Ganz genau.«
    »Aber ein derart zurückgebliebener Mann konnte niemals dieses Manuskript schreiben.«
    »Hören Sie, ich habe noch einige dringende Termine, deshalb überlasse ich Sie jetzt Ihren Grübeleien. Aber denken Sie dran, dies haben Sie nicht von einem Informanten – Sie sind in diesem Fall der Superschnüffler. Sorgen Sie dafür, dass die Cops eine DNA-Analyse machen – sie dürften genügend getrocknetes Blut vorrätig haben. Dann sollen Sie die Probe mit den Informationen abgleichen, die im Krankenhaus gespeichert sind. Oh, übrigens – Sheldon hatte einen Tick mit seinen Zähnen. Er hat nie einen Zahnarzt an sich herangelassen. Deshalb gibt es keine Befunde.«
    Damit brach die Verbindung ab.
     
    Während Schipp auf dem Weg zum Chefredakteur war, um Melhuish von seiner Brillanz zu erzählen, saß Kandinski an seinem Schreibtisch und gab vor, an einer Einbruchserie, deren Ermittlungen er leitete, zu arbeiten. In Wahrheit hatte er sich noch einmal die Liste der Opfer im Nolan-Fall vorgenommen und überprüfte das Verbindungsglied, das er in dem Mordbuch gefunden hatten.
    Das Telefon klingelte. Der Anruf kam von einem Mann, der im Flüsterton sprach. Er behauptete, eine Information zu haben, die Mike Kandinskis Leben auf dramatische Weise verändern würde.

Kapitel 63
    Schipp übermittelte persönlich die Neuigkeit über seine Entdeckung. Er nahm einen Pressefotografen mit auf das Polizeipräsidium und bestand darauf, das bahnbrechende Material, das die wahre Identität von Mr. Arnold aufdeckte, nur dann weiterzugeben, wenn Victoria Willis einem Foto bei der Übergabe vor dem Parker Center zustimmte.
    Natürlich musste sich Schipp auf die Aussagen seines geheimnisvollen Informanten verlassen, aber die psychiatrische Klinik hatte bestätigt, dass Sheldon flammendrotes, fast orangefarbenes Haar und das richtige Alter hatte, zudem habe er niemals jemandem erlaubt, einen Blick auf seine Zähne zu werfen. Willis ließ sich von dem Daily News -Fotografen aufnehmen und wusste, dass das Foto gedruckt wurde, sollten sich die Informationen als zutreffend erwiesen – außerdem musste der Tote vom Dach der People’s Bank dringend identifiziert werden.
    Victoria Willis ließ