Traummoerder
eigentlichen Standort in Canoga Park hatte, irgendwie die Lizenz erhalten, einen Anwohnerparkplatz zu besetzen, und konnte so die Journalisten und Kamerateams mit Nahrung versorgen.
Neela verbrachte jeden Tag im Internet und suchte nach Hinweisen auf die Person, die ihrem Mann diesen Albtraum bereitete – ohne Erfolg.
Dermot hielt nicht mehr nach schwarzen Peugeots auf dem Linley Place Ausschau. Er sorgte sich mehr um die in Worst Nightmares erwähnten Personen, die noch nicht gestorben waren, auch um die, für die er selbst einen Albtraum ersonnen hatte …
Während der langen Wartezeit auf den Prozess bekam Dermot Angebote von verschiedenen Verlagen, die sich bereit erklärten, seine Autobiografie zu veröffentlichen, gleichgültig, wie die Gerichtsverhandlung ausging. Neela nannte sie »Reality-Geier«. Dermot weigerte sich, mit ihnen zu verhandeln. Eine Woche nach der Kautionsanhörung telefonierte Esther zum letzten Mal mit Dermot. Danach wimmelte ihre Sekretärin all seine Anrufe ab – Esther war immer in Besprechungen, wenn Dermot mit ihr reden wollte.
Dermot machte das nicht so viel aus – es war gut zu wissen, wen er zu seinen wahren Freunden zählen konnte. Solange er Neela und Nick hatte, war alles in Ordnung.
Kapitel 60
Es war Zeit, eine neue Ausgabe der Daily News zu planen, aber Melhuish hatte seinen Lesern nichts zu bieten – nur ein Exemplar mit Artikeln, die man auch in Konkurrenzzeitungen lesen konnte. Schipp lieferte nicht mehr, und die Aura, die ihn umgeben hatte, als er die Story angebracht hatte, verblasste allmählich.
»Es ist so lange her, Schipp«, brummte Melhuish. »Wir haben die Story aufgetan. Wir waren auf der Überholspur. Und jetzt haben wir nichts mehr in den Händen.«
Schipp holte tief Luft. »Die Cops strengen sich genauso sehr an wie ich, diesen Bastard aufzuspüren, aber alles, was ich habe, ist eine Stimme. Was soll ich machen, wenn meine Quelle versiegt und sich der Typ nicht mehr meldet?«
»Keine Ausreden mehr, Schipp. Bringen Sie mir Schlagzeilen!«
Schipp schmollte und dachte über Auswege aus diesem Dilemma nach.
»Wann können wir anfangen, diesen Prozess auszuschlachten?«, erkundigte sich Melhuish unumwunden.
»Die Staatsanwaltschaft möchte einen Mord nach dem anderen durchgehen, und sie fangen kommenden Freitag damit an.«
»Wie lange werden sie brauchen, bis sie sich mit dem nächsten Mordfall befassen?«
»Einen Verhandlungstag. Vielleicht zwei.«
»Gut. Wir reservieren jeden Tag die Seite eins für eine große Story. Nur die Namen, die Nolan seinen Opfern gegeben hat – mit einer Zeichnung, auf der die Todesart dargestellt wird. Sorgen Sie dafür, dass wir den besten Zeichner dafür gewinnen. Ich möchte, dass die Zeichnungen richtig gruselig sind.« Melhuish winkte ihn hinaus. »Machen Sie sich an die Arbeit.«
Schipp ging zur Tür.
»Und ich möchte in der Minute, in der die Stimme Verbindung mit Ihnen aufnimmt, davon erfahren, klar?«
»Ganz klar, Sir.«
Die Gerichtsverhandlung begann relativ unspektakulär. Die Geschworenen wurden ohne große Kampfansagen von Staatsanwalt Goode und Leadbeater ausgewählt. Jeden Tag war die Galerie mit Schaulustigen voll besetzt, und jeden Tag saß Neela mit Nick an ihrer Seite in der ersten Reihe und ließ die zermürbenden Zeugenaussagen über sich ergehen. Der einzige Hoffnungsschimmer war Esthers Anwesenheit; sie nahm an jedem Prozesstag den Platz hinter Neela ein.
Das Verfahren zog sich endlos hin. An den ersten beiden Tagen formulierte Goode ausführlich die Anklage und sprach dabei die Jury direkt an, während er versuchte, unumstößliche Beweise für Dermot Nolans Schuld anzuführen. Und einige Geschworene machten den Eindruck, als würden sie sich seiner Ansicht anschließen. Als er zum Ende kam, ging er zu seinem Platz zurück.
Dann hatte Leadbeater seinen großen Auftritt. »Ich werde später ins Detail gehen, aber vorerst möchte ich von einer Tatsache sprechen, die von der Verteidigung nicht in Frage gestellt wird. Der Angeklagte war an dem Ort, an dem später die Leichen von Gareth und Laura Nash gefunden wurden. Aber wie oft war er dort? Und stattete er dem Ort des Verbrechens noch einmal einen Besuch ab, oder hatte er lediglich Recherchen betrieben, um seinem Roman Authentizität zu verleihen? Die Anklage wird mit schauerlichen Hinweisen und Indizien gegen meinen Mandanten aufwarten, aber es wird Ihre Aufgabe sein zu entscheiden, ob berechtigte Zweifel bestehen.«
Trotz
Weitere Kostenlose Bücher