Traummoerder
weinte, ihre Schultern hoben und senkten sich. Und sie schlang die Arme um sich, als hätte sie Schmerzen. »Das ist nicht möglich«, schluchzte sie, »es ist nicht möglich.«
»Leider doch, Mrs. Nolan. Wir sollten jedoch froh sein, dass ein Dritter versucht hat, Ihren Mann auf das Dach zu locken, um ihm diesen und alle anderen Morde anzuhängen.
Selbstverständlich wird die Staatsanwaltschaft behaupten, Mr. Nolan selbst habe den Mann unterwiesen, damit Mr. Hoyle das Telefongespräch bezeugen kann. Und gleich anschließend sei er zur People’s Bank gerast, um den Mann, der zu viel wusste, zu töten.«
Dermot stand auf und fuchtelte mit den Armen. »Aber was wusste er?«
»Nichts. Weil – und jetzt bitte ich Sie zu verstehen, dass ich mir die Denkart des Anklägers zu eigen mache –, weil es gar keinen Mr. Arnold gab. Sie werden anführen, dass die Geschichte mit Mr. Arnold lediglich eine Nebelbombe sei, dass Sie von Anfang an der Mörder waren. Und dass Sie das Tagebuch selbst verfasst haben.«
In diesem Augenblick setzten Blutungen bei Neela ein.
Kapitel 59
Neela hatte nicht einmal gewusst, dass sie schwanger war. Klar, einmal hatte die Periode ausgesetzt, aber das hatte sie dem Stress zugeschrieben.
Dermot war am Boden zerstört und erschütterter, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Immerhin war es Neela, die sich so sehr ein Kind wünschte. Aber schließlich hatte er nachgegeben und wollte ihr den Wunsch erfüllen, nur um sie so sehr unter Stress zu setzen, dass sie das Baby verlor … Er hasste sich abgrundtief.
Dermot strich über Neelas Stirn, als er an ihrem Bett im Cedars-Sinai-Hospital saß. »Wir stehen das durch«, beteuerte er. »Das alles. Sobald Leadbeater meine Unschuld bewiesen hat, ziehen wir fort von hier und bekommen die Babys, die du dir immer gewünscht hast. Ich verspreche es dir. Ich werde dir das schönste Leben bieten, das du dir vorstellen kannst.«
Sie brachte ein mattes Lächeln zustande und schlief ein.
Da die Gerichtsverhandlung in ein paar Wochen stattfinden sollte, zog die Presse endlich vom Linley Place ab, und es kehrte wieder so etwas wie Normalität in die Straße ein. Dermots und Neelas Beziehung wurde während der Wartezeit gefestigter; die Fehlgeburt hatte sie auf eigenartige Weise einander näher gebracht.
Dermot hatte noch einige Besprechungen mit Leadbeater und Fountain. Jetzt, da er fast all seine dunkelsten Geheimnisse offengelegt hatte, waren die Anwälte geneigt, seine Geschichte zu glauben – und das machte die Kooperation deutlich einfacher. Die Verteidigungsstrategie sollte sein, die Behauptungen der Staatsanwaltschaft, die hauptsächlich auf Indizien beruhten, zu zerpflücken.
Leadbeater versuchte seinen Kollegen Fountain während der Diskussionen davon zu überzeugen, dass sie die »Theorie vom zweiten Mann« nicht zu sehr bemühen sollten, es sei denn, die Staatsanwaltschaft zwang sie dazu, indem sie behauptete, Nolan habe Arnold vom Dach des People’s Bank Building gestoßen. Weitaus besser sei es, auf die Existenz von Arnold – dem echten Mörder –, der das Tagebuch über seine abscheulichen Morde geschrieben hatte, hinzuweisen. Es war erwiesen, dass Arnold vor dem Haus der Nolans gewesen war und das Manuskript abgeliefert hatte. Nick hatte bezeugt, dass Nolan und Arnold wenige Minuten vor dem Selbstmord des alten Mannes miteinander telefoniert hatten.
Alles in allem war Leadbeater zuversichtlich, und das sagte er Dermot auch bei mehreren Gelegenheiten.
Allerdings war Dashiell Goode, der Staatsanwalt im Nolan-Mordfall, ebenso zuversichtlich, dass er einen Schuldspruch erreichen würde. Die Indizien, die die Polizei gesammelt hatte, waren mehr, als sich ein Ankläger wünschen konnte. Noch dazu war der Angeklagte derart überheblich, dass er mit seinen Morden prahlte, indem er sie in einen fiktiven Roman verpackte, der in einem anderen Land spielte. Wer würde ein solches Ungeheuer nicht verurteilen? Er war ein kaltblütiger Mörder der schlimmsten Art. Ein real gewordener Albtraum.
Als der Gerichtstermin näher rückte, erwachte das Medieninteresse von neuem, und die Zeitungen rund um die Welt heizten die Bevölkerung auf und erklärten die bevorstehende Verhandlung zum größten Prozess seit O. J. Simpson. Erst drückte ein Journalist auf den Klingelknopf, dann waren es fünf, und bald belagerten ganz viele die Straße und wechselten sich gegenseitig ab. Der Besitzer des Imbiss-Wagens hatte, obwohl er seinen
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