Traummoerder
wenn ich den Menschen Leid zufüge. Aber das Manuskript musste ausreichend abscheulich sein, sonst hätte sich ein Mann wie Dermot Nolan nicht dafür interessiert. Aber – und das wird Sie überraschen – ich fand es genauso schön, unschuldige Menschen wie Schuldige zu töten. Stellen Sie sich das vor! Die Unschuldigen verdienten den Tod nicht, aber das hat mich überhaupt nicht gestört!« Der Mann mit dem Helm kauerte sich hin und flüsterte Kandinski leise zu: »Die Jungs und Mädels, die Sie miteinander in Zusammenhang gebracht haben – die haben es sicherlich verdient, zugrunde gerichtet zu werden. Sie haben mir so viel Kummer bereitet. Die anderen sollten nur … na ja … Verwirrung stiften.«
Er positionierte die Kamera neu, so dass Kandinski und der Schuppen im Hintergrund im Bild waren.»Jetzt passen Sie auf, Schipp-dies hier ist die Mutter aller Knüller. Vielleicht versuchen Sie in dieser Sekunde verzweifelt herauszufinden, wo ich bin. Vergessen Sie nicht, in dem Augenblick, in dem ich Ihnen das maile, ist alles vorbei. Aber jetzt hab ich zu tun.«
Der Mann mit dem Helm stand auf und ging auf die andere Seite des Schuppens, um einen Plastikkanister zu holen. Er schraubte den Verschluss ab
Kandinski roch Benzin. Er versuchte trotz des Klebestreifens auf dem Mund, etwas zu sagen, konnte es jedoch nicht. Selbst wenn er sich hätte verständlich machen und um sein Leben flehen können, hätte er keine Gnade gefunden. Der Mann mit dem Helm schüttete Benzin in Mike Kandinskis Gesicht, auf die Haare und den Oberkörper.
»Alles ist nach Plan verlaufen, Detective. Es tut mir leid, dass Sie einen so schmerzlichen Tod haben, aber es muss sein.«
Der Mann holte eine Streichholzschachtel aus der Tasche und riss ein Hölzchen an. Dann warf er es auf Kandinski. Augenblicklich wurde Kandinski von den Flammen verschlungen. Innerhalb von Sekunden zog sich die Haut an den Wangen zusammen. Es entstand bemerkenswert wenig Rauch. Das war ein Segen; der Killer wollte nicht, dass die Leiche zu schnell entdeckt wurde.
Das Fleisch brannte. Der Kopf zuckte noch, der Rumpf und die Glieder waren betäubt. Als das Fleisch verkohlt war, holte der Mörder zwei Eimer mit Wasser aus dem Schuppen und löschte den Toten, ehe er ihn mit einer Plane bedeckte, um den Rauch zu ersticken.
Eine behandschuhte Hand nahm die Kamera.
Schipp versuchte in dem Gemeinschaftsbüro ein Magazin zu lesen, aber in Wirklichkeit spähte er ständig auf seinen Laptop. Er war überzeugt, dass ihn sein Informant nicht im Stich lassen würde. Der aufgeklappte Laptop gab einen schrillen Ton von sich, um eine neue E-Mail anzukündigen. Dies war keine Nachricht – nur ein Anhang.
Ein Video.
Schipp sah nach, wer ihm die Mail geschickt hatte. Aber natürlich war als Absender eine Phantasieadresse angegeben.
Sie ergab überhaupt keinen Sinn – bis auf die Großbuchstaben WN.
Schipp klickte den Anhang an. Eine Sekunde später wusste er, dass er etwas Grauenvolles zu sehen bekam. Ein Mann lag auf dem Dach eines Hochhauses. Es schien noch jemand anwesend zu sein, doch die zweite Person war nicht zu sehen, nur zu hören. Schipp konnte sich nicht rühren. Er musste hinschauen und sich den grauenhaften Ton anhören.
Als er sah, wie Benzin über den Detective geschüttet wurde, schrie Schipp laut auf. Er wusste, dass er Zeuge einer Exekution wurde, die erst vor kurzem stattgefunden hatte. Voller Entsetzen lauschte er den Worten – dem Geständnis. Die Flammen loderten von dem Mann am Boden auf. Das Video endete.
Ein halbes Dutzend Kollegen schaute in sein Kabuff mit den Trennwänden. Schipp wedelte mit der Hand, um sie zu vertreiben.
Innerhalb weniger Sekunden hatte er telefonische Verbindung mit dem Parker Center.
Das Problem war, dass Kandinski nicht die übliche Routine eingehalten und niemanden von seinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt hatte. Es wurde sofort eine Großfahndung eingeleitet, jeder verfügbare Helikopter stieg auf, um die Dächer der Stadt abzusuchen, aber Kandinskis sterbliche Überreste wurden eine gute Stunde lang nicht gefunden.
Kapitel 65
Nachdem Sheldons Hintergrund öffentlich bekannt wurde, hatte Leadbeater den perfekten Vorwand, die Fortsetzung des Verfahrens ein wenig zu verschieben. Andererseits fürchtete er, dass die Geschworenen auf die Idee kommen könnten, das Nolan-Lager wäre in Schwierigkeiten, wenn die Verteidigung auf einer längeren Unterbrechung bestünde. Deshalb blieb er standhaft und fuhr mit Plan B fort
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