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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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…«
    »Nein, schon gut«, gab Nick leichthin zurück. »Es wäre fürchterlich, wenn du das Gefühl hättest, nicht über sie sprechen zu können. Keine Angst. Ich bin froh, dass wir oft an sie denken. Ich tue das ohnehin rund um die Uhr. Jede Minute.« Er sah seine Freunde an. »Ohne euch beide hätte ich es nicht geschafft. Ich wäre wahnsinnig geworden. Deshalb bin ich für euch da – jetzt und in Zukunft.«
    »Danke«, sagte Dermot. Ihm fiel nichts Kluges ein, was er darauf erwidern könnte.

Kapitel 12
    Der Traumheiler hockte in seinem dunklen Schuppen und wartete, solange sein Computer hochfuhr. Der Bildschirm blitzte auf, dann erschien der Desktop – eine Nahaufnahme vom Gesicht eines Toten mit gräulich blauer Haut und offenen Augen. Die Augäpfel waren nach oben verdreht, der Mund weit aufgerissen, als hätte der Mann noch einen schrecklichen Todesschrei ausgestoßen.
    Der Traumheiler klickte Yahoo an, rief die Liste seiner Favoriten ab und wählte www.worstnightmares.net aus. Boschs Triptychon tauchte auf. Ein Passwort, noch ein Klick, und das Gesicht eines jungen Mädchens war zu sehen. Sie war pausbackig, hübsch mit vollen, rosigen Lippen und einem Anflug von Akne – aber das konnte ihrem jugendlichen Äußeren nicht viel anhaben. Sie sah aus wie fünfzehn, könnte aber genauso gut erst zwölf sein.
    »Sprich mit mir«, lockte der Traumheiler verführerisch.
    Das junge Gesicht strahlte vor Freude.
    »Hi! Sind Sie wirklich da? Sind Sie der Traumheiler? Ich habe so lange gewartet.«
    »Du weißt doch, dass es einen Traumheiler-Link für die Zeiten gibt, in denen ich nicht persönlich online sein kann. Dort kannst du eine Nachricht oder ein Video hinterlassen.«
    »O ja – aber das ist nicht dasselbe. Das ist nicht gruselig genug.«
    Der Traumheiler studierte leise lachend das Gesicht des Mädchens. Nicht gruselig genug? Vielleicht sollte er da ein wenig nachhelfen und ihr einen Schrecken einjagen, den sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen würde.
    »Mein Name ist Cheryl.«
    »Sprich mit mir, Cheryl«, flüsterte der Traumheiler.
    Cheryl kicherte. Sofort sank die Schätzung des Traumheilers von zwölf auf zehn. Viel zu jung.
    »Möchten Sie von meinem Albtraum hören? Er ist echt gruselig. Etwas, was Sie hart und geil macht.«
    Damit zog Cheryl ihr T-Shirt über den Kopf und fummelte am Verschluss ihres BHs herum. Sie hatte riesige Brüste. Der Traumheiler revidierte seine Meinung – sie musste schon fünfzehn sein, ansonsten hätte sie eine angeborene Körperdeformation.
    Der Zeigefinger des Traumheilers drückte auf die Escape-Taste, und das Mädchen sowie der Bosch machten seiner Homepage Platz.
    »Schande über deine Eltern«, brummte er, während er die Seite anklickte, auf der die Menschen auf ein Online-Gespräch mit ihm warteten.
    Dieses Mal schaute ihm eine junge Frau mit südländischem Äußeren entgegen. Sie war richtig hässlich, in den Dreißigern und hager, mit einer Art offenem Geschwür an der Nase.
    »Ich bin Wanda.«
    »Sprich mit mir, Wanda.«
    Ihr ausgezehrtes Gesicht begann beinahe zu leuchten. Wieder eine verzweifelte Irre, die mit ihm persönlich reden wollte.
    »Nun, mein Traum ist folgendermaßen …« Sie zögerte, war unsicher, wie sie ihm alles erklären sollte. »Vielleicht sollte ich Ihnen zuerst von meinem Freund Damian erzählen, oder?«
    »Wenn du willst. Erzähl mir von Damian, Wanda.«
    »Er war mein bester Freund in der Schule. Dann hatte er den Unfall.«
    »Was für einen Unfall, meine Liebe? Ist der Unfall bedeutend für deinen Traum?«
    »Ja. Es ist ja sooo traurig.
    Der Traumheiler wartete schweigend.
    »Er war windsurfen und wusste nicht, dass da eine Sandbank war. Er brach sich den Hals und sitzt seither im Rollstuhl. Er kann sich überhaupt nicht mehr bewegen – alle …«, sie suchte nach dem richtigen Begriff, »… Extremitäten sind gelähmt. Er kann nur durch einen Plastikschlauch atmen. Es ist schrecklich. Ehrlich. Krass.«
    Der Traumheiler sah, dass ihr die Tränen über die Wangen rollten. »Und du träumst von deinem Freund?«
    »Nein, das ist ja das Furchtbare. Ich träume von mir selbst. In meinem Traum wache ich auf, und ich bin diejenige, die im Rollstuhl sitzt. Erst frage ich mich, was passiert ist, wo Damian steckt und was ich in dem Rollstuhl verloren habe. Und wenn ich versuche, mich zu bewegen …« Sie brach ab.
    »Was ist dann?«
    »Ich überlege, warum ich mich nicht rühren kann, und da sehe ich es: Ich habe keine Beine.«
    Der

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