Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
Vom Netzwerk:
er eine Ebene mit kaum oder gar keiner Vegetation. Dann sah er die beiden Pflöcke nur wenige Meter vor sich – einer war größer als der andere.
    Scarecrow rannte los und hob das Bein an dem größeren Pflock, den Dermot genauer inspizierte. Etwa in Kopfhöhe sah er Einkerbungen rund um das Holz – solche Spuren würde man finden, wenn jemand mit einer Schnur rund um den Hals an dem Pfahl festgebunden gewesen wäre. Ähnliche Linien entdeckte er in Höhe seiner Knöchel. Interessant.
    Er ging in die Hocke und inspizierte die festgebackene Erde rund um den Pfahl. Da waren schwarze Flecken. Es widerstrebte ihm, die Stellen zu berühren, denn auf den ersten Blick sahen sie aus wie getrocknetes Blut. Selbstverständlich könnte es auch etwas ganz anderes sein, doch seine Instinkte sagten ihm, dass er Menschenblut vor sich hatte. Es sei denn, es handelte sich um eine makabre Inszenierung, die ihm vorgaukeln sollte, dass hier Menschen gestorben waren. Arnold könnte die Pflöcke hier eingeschlagen, ein wenig Tierblut verspritzt und alles arrangiert haben, um ihn zu täuschen. Aber warum? Womöglich war dies die Art von schwarzem Humor, die dem Irren gefiel. Wenn ja, dann war es ihm gelungen, dass sich Dermots Nackenhärchen aufstellten.
    Er ging zum kürzeren Pfahl, an den Arnold angeblich Laura Nash gefesselt hatte und vor dem noch ein Stück Seil auf einem dieser dunklen Flecke auf dem Boden lag. Es war durchgeschnitten. Dermot hob es auf und schlang es um das Holz. Es war ziemlich kurz und offensichtlich, dass ein Teil abgeschnitten und entfernt worden war.
    Der Text des Tagebuchs kam ihm in den Sinn . Deshalb schneide ich ihr die Zunge heraus. Dieses Geschrei geht mir auf die Nerven. Die Temperaturen sinken allmählich. Ich habe genügend getrunken, aber die beiden gar nichts. Ich sehe, wie Nashs Zunge heraushängt. Dehydrierung ist eine böse Sache, davon kann ich ein Lied singen – ich wäre in der Wüste beinahe gestorben und weiß, wie es ist, wenn der Körper nach Wasser schreit. Also hole ich einen Krug mit Wasser aus der Kühltasche im Auto und gehe zu der Frau. Ihr nackter Körper zittert – sie verliert immer wieder das Bewusstsein. Das sind die Auswirkungen des Sonnenbrands. Ihre Reaktion ist heftig, als sie den Krug sieht: Die Macht des Durstes, nehme ich an. Ich hebe den Krug so hoch, dass es aussieht, als würde ich etwas über ihren Zungenstummel gießen. Sie reckt den Kopf und reißt den Mund weit auf. Wie ein gehorsames Kind. Ich wende mich ab, gehe zu Mr. Nash und schütte ihm das ganze Wasser über den Kopf. »Gib’s ihr, du Bestie. Gib ihr das Wasser!«, brüllt er wie ein Wahnsinniger. So viel Zorn. Sie hätten ihn hören sollen! Mein Gott! Das ist schon was. Echte Wut. Sehen Sie? Impotenz. Er kann nichts anderes tun, als ihr beim Sterben zusehen.
    Dermot stand neben dem Pfahl und beschwor unwillkürlich ein Bild von Laura Nash herauf, die sich gegen die Fesseln stemmte und blicklos auf ihren Mann starrte; sie wusste, dass ihr der Psychopath letzten Endes die Kehle durchschneiden würde. Der Gedanke erschreckte Dermot bis ins Mark. Wieder hallten Arnolds Worte in seinem Kopf wider. Die Sonne hat der Frau mächtig zugesetzt. Sogar mehr, als ich es vorausgesehen habe. Mittlerweile zittert sie heftig. Ich schaue auf die Uhr – ich habe ein Baseballspiel verpasst, aber wen kümmert’s? Ich hab kein Bier mehr, deshalb entscheide ich, den beiden ein Ende zu machen. Ich schneide Mr. Nash das Herz aus dem Leib. Einfach so. Laura zittert wie ein Schmetterling, als ich es hochhalte, um es ihr zu zeigen. Erstaunlich.
    Die ausgeschabten Kerben waren auch an ihrem Pfahl in Nackenhöhe und dort, wo offenbar ihre Füße festgebunden gewesen waren.
    Dermot untersuchte auch hier die trockene schwarze Erde. Scarecrow hielt etliche Meter Abstand von dem Pfahl. Dermot warf ihm einen Blick zu – saß der Hund nicht genau auf der Stelle, die Arnold als Grab der Nashs beschrieben hatte? Dermot wandte sich erneut dem Pfahl zu. Eine Vision von Arnold, der Laura die Zunge herauszieht und mit seinem Bowiemesser abschneidet, spulte sich vor seinem geistigen Auge ab.
    Scarecrow winselte. Seltsam. Dermot ging zu dem Hund und zog ihn ein Stück zur Seite. Der Boden war in der letzten Zeit sicher nicht umgegraben worden, hatte jedoch im Vergleich zu der festgebackenen Erde ringsum eine deutlich andere Konsistenz. Er schätzte, dass die Fläche mit dem weicheren Boden ungefähr zwei Meter mal eins zwanzig groß war.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher