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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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Glaubwürdigkeit. Aber jetzt muss ich los. Sehen wir uns später?«
    »Klar.« Dermot war eher erleichtert, dass die Site nicht abrufbar war – zumindest nicht im Augenblick.
     
    Eine halbe Stunde später las Dermot noch einmal ein paar Passagen des Tagebuchs und formulierte die Sätze im Geiste um. Eigentlich gefiel ihm diese Übung. Während er seine eigene Version vor sich hin sagte, schien das Buch zum Leben zu erwachen. Es war besser – viel besser. Die Worte waren treffend, gut gewählt, und die Spannung war weitaus stärker. Wenigstens empfand er das so.
    Erst als er das Manuskript zuschlug, merkte er, dass die letzte Seite weitaus dicker war als alle anderen. Er sah, dass zwei feste Blätter grob mit Klebstoff an den Rändern versiegelt waren. Dermot nahm den Brieföffner und schlitzte den dicken letzten Papierbogen auf. Zutage kamen etliche Blätter Reispapier. Er zog sie vorsichtig heraus. Als er die erste Seite las, lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Superkleber-Lady, Nichtschwimmer, Zahnfee, Flieger, Plastiktüten-Mann, Skorpion-Mädchen. Miss A, Mr. B – alles Spitznamen für die Opfer. Und die Liste war noch länger. Unter jedem Namen befand sich eine primitive, fast kindliche Zeichnung mit Kohle und Kreide. Waren dies die »Bilder«, von denen Arnold im Zug gesprochen hatte?
    Jedes Opfer hatte eine eigene Seite mit Zeichnung – bei der Zahnfee war ein großer, mit Drahtzwinge offen gehaltener Mund. Blut spritzte heraus, und eine Kneifzange wurde hineingeschoben.
    Der Nichtschwimmer hing kopfüber über in einem Wasserturm.
    Dermots Puls beschleunigte sich. Schon der Text allein hatte ihn beeindruckt, aber die Zeichnungen waren noch angsteinflößender. Trotzdem musste er sich alle ansehen.
    Am unteren Rand jeder Seite befanden sich genaue Wegbeschreibungen. Dermot stockte der Atem. Fast alle Orte befanden sich kaum zwei Stunden von der Innenstadt entfernt – einige in den Santa Monica Mountains, andere im Norden von Malibu, einer in der Sierra Nevada.
    Dermot nahm sein Handy, um Neela anzurufen, entschied sich jedoch anders. Warum sollte er sie aufregen? Außerdem war es besser, die Dinge logisch zu durchdenken, ehe er voreilige Schlüsse zog. Was sollten diese Zeichnungen? Waren sie nur ein Spaß, um etwas mehr Realität in den Text zu bringen? Abbildungen von Arnolds Phantasien, wie seine Opfer ihr Leben beendeten? Aber warum dann die exakten Ortsangaben und Wegbeschreibungen? Warum hatte er die Orte nicht einfach knapp und bündig genannt? Damit Leser mit Sinn fürs Makabre die fiktionalen Tatorte besuchen konnten? Und die Angaben waren nicht nur »in dem und dem Creek«. Einmal stand da:« … zwei Meilen nach dem Blockhaus-Restaurant an der Folsom Falls Road sehen Sie einen großen Felsen. Biegen Sie dort nach links ab und fahren zwei Komma sechs Meilen direkt auf den adlerförmigen Berg zu. Suchen Sie nach dem steinernen Ring. Dort ist er begraben.«
    Er schlug das Buch zu. Es war äußerst beunruhigend zu lesen, wo genau die Opfer begraben lagen. Doch wenn man es nüchtern betrachtete, war es durchaus möglich, dass Arnold dem Ganzen lediglich den Anschein von Wahrhaftigkeit verleihen wollte. Ein Roman mit Illustrationen? Zusammen mit diesen geschickten Zeichnungen war das Werk nicht nur ein geschriebener, sondern auch ein visueller Albtraum. Natürlich war es das.

Kapitel 17
    Dermots Peugeot 207 stand auf der Straße. Als er einstieg, sah er, wie ein streunender Hund auf sein Haus zutrottete und die Haustür in Augenschein nahm. Dermot konnte den Blick nicht von dem Hund reißen – in diesem Teil der Stadt sah man nicht viele streunende Hunde auf den Straßen. Dieses Tier erinnerte ihn an Toto aus dem Zauberer von Oz – dürr, traurig und schlecht ernährt.
    Er war drauf und dran, loszufahren, als sein Blick erneut auf den armen Köter fiel, der vor der Tür stand. Dermot schaltete den Motor aus, öffnete die Fahrertür und ging zurück zum Haus. Als er näher kam, drehte der Hund den Kopf nach ihm um und sah ihn mit traurigen Augen an. Er machte einen halb verhungerten Eindruck. Der verzweifelte, einsame Zug in dem Hundegesicht ging Dermot ans Herz.
    »Wie ist dein Name, Kumpel?« Der Hund hatte kein Halsband. »Hast du Hunger?«
    Das Tier sah ihn unverwandt an. Dermot gab ein schmatzendes Geräusch von sich, und der Straßenköter schien sofort zu begreifen, was er meinte. Die kleine Zunge fuhr über die Lefzen. Dann schnupperte er an Dermots Handrücken und leckte ihn ab.

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