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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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hatte, mit ihm ins Geschäft zu kommen. Das bereitwillige Lächeln war verschwunden. Sie sah mit einem Mal zehn Jahre älter aus – müde, angetrunken und ohne Hoffnung.
    Ich musste nicht lange fragen, um herauszufinden, wo sie herumlungerte. Ich glaube, sie dachte, ich würde ihr ein paar Drinks spendieren und sie für Sex bezahlen.
    Dermot überlegte, ob die jämmerliche Frau an der Bar wusste, wie viel Glück sie gehabt hatte, weil sie an dem Abend, an dem Arnold hier gewesen war, nicht an der Theke gesessen hatte. Sofort rief er sich ins Gedächtnis, dass Arnolds Tagebuch Fiktion war. Vielleicht hatte Arnold die Bar besucht und sich hier umgesehen, ehe er das Kapitel verfasst hatte.
    Dermot machte die Tür hinter sich zu.
    Er befand sich in einem dunklen, kahlen Flur, in dem ein Zigaretten- neben einem Getränkeautomaten stand. Eine Holztreppe führte nach oben.
    Ein schmuddeliger Teppichläufer war im oberen Flur ausgelegt, Türen wiesen in regelmäßigen Abständen davon ab. Sie waren nummeriert. Dermot schlug Arnolds Tagebuch auf, um sein Gedächtnis aufzufrischen. Sie führte uns ins Zimmer Nummer 10. Ich stand knapp hinter ihr und schnupperte an ihrem Haar. Es roch nach Peroxyd und Fleischeintopf.
    Dermot hatte den Schlüssel für Nummer 8 bekommen, trotzdem versuchte es bei der 10. Die Tür war nicht abgeschlossen, und er ging hinein und knipste das Licht an.
    Da war ein Bett auf der rechten Seite, ein Sessel, aus dessen Armlehne die Eingeweide herausquollen, weil jemand den Bezugsstoff mit einem Messer aufgeschlitzt hatte, stand daneben.
    Er starrte erst auf das Bett, dann auf den Sessel. Arnolds Recherchen waren sehr akkurat: Rosshaar quoll aus der linken Armlehne. Und etwas Hartes klebte an der rechten.
    Das Zimmer war ganz gemütlich im Vergleich zum Rest des Etablissements. Sie zog ihre Kleider aus, als ob sie es eilig hätte. Ich holte die kleine Whiskyflasche aus der Tasche. Sie lächelte, fiel in den Sessel und streckte die Hand aus. Woher sollte sie wissen, was ich in den Schnaps gemischt hatte? Ich musste lachen – sie sehnte sich so verzweifelt nach Alkohol!
    Dermot kratzte an der harten Substanz an der Armlehne. Auf dem Bild, das er sich von der Frau gemacht hatte, griff sie nach dem Glas, das Whisky vermischt mit Sekundenkleber enthielt.
    Sie haben ja keine Ahnung, wie schnell das Zeug hart wird. Sie keuchte und röchelte, als wäre sie zwei Wochen in der Wüste umhergeirrt. Sie hatte die Hälfte bereits geschluckt, ehe sie begriff, was los war. Ein Tropfen hing an ihrer Lippe – er war bereits fest. Es gelang ihr gerade noch, die Lippen einen kurzen Moment zu teilen, als wollte sie schreien, aber das Zeug in ihrem Mund und in der Luftröhre machte das Atmen unmöglich. Plötzlich krallte sie die Fingernägel wie eine Verrückte in ihre Lippen. Es waren künstliche Nägel, und ich beobachtete, wie einer nach dem anderen abbrach, während sie sich in dem Sessel wand. Ein dicker Tropfen Klebstoff spritzte auf die Armlehne. Ich ließ ihn dort.
    Dermot nahm die Finger von dem Fleck.
    Ich wusste, dass ich sie nicht in dem Zimmer liegen lassen konnte. Deshalb sah ich ihr beim Sterben zu, dann steckte ich sie in einen Sack und trug sie hinunter zu meinem Wagen. Ich fuhr ein paar Meilen und legte sie in das Grab, das ich in der Nacht zuvor ausgehoben hatte.
    »Sind Sie fertig da oben, Mister?«, rief der Barmann von unten.
    »Klar«, antwortete Dermot. »Bin gleich unten.«
     
    Die Nutte war noch an der Bar, als Dermot zurückkehrte. Ein junger Mann in kariertem Hemd und Jeans – jung genug, um ihr Enkel zu sein – saß neben ihr. Sie raufte ihm das Haar im Nacken, als Dermot näher kam.
    Er sah noch, wie sie den Achtzehnjährigen hinter sich her in Richtung Hintertreppe zog. Sie zwinkerte Dermot zu und verschwand.
    Als er zu seinem Peugeot kam, saß Scarecrow folgsam auf dem Beifahrersitz und spitzte die Ohren. Er ließ den Hund heraus, damit er sich die Beine vertreten und erleichtern konnte, solange er die Koordinaten des Ortes checkte, an dem Arnold die Leiche der Nutte begraben hatte – falls es diese Leiche überhaupt gab. Das Grab war angeblich nur 4,3 Meilen in westlicher Richtung zu finden, aber es wäre nicht gerade schlau, mitten in der Nacht, ohne Schaufel und Taschenlampe nach Toten zu suchen.
    Als er den Wagen wieder vor der Cabana im Dusty’s abstellte, bemerkte Dermot, wie die Vorhänge am Fenster der Rezeption ein klein wenig zur Seite geschoben wurden. Das Gesicht des fetten

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