Traummoerder
versagte kläglich.
»Ruf mich heute Nachmittag an, Dermot.« Damit brach die Verbindung ab.
Neela stand in der Tür. »Worum ging es?« Ihr Ton war scharf und unnachgiebig.
»Wobei?«
»Ich habe gelauscht. Sie wollen einen Film drehen, und du lehnst das ab? Ist das dein Ernst?«
»Neela, ich weiß, das klingt krass, aber du kennst den Hintergrund, sie nicht. Dann müsstest du eigentlich Verständnis haben.« Sein Tonfall hatte sich ihrem angepasst.
»Kein Grund, fies zu werden, Liebling«, gab sie gefasst zurück. »Natürlich, ich kenne den Hintergrund, und ich dachte, du hättest schon längst deinen Frieden damit gemacht – schon bevor ich Arnolds Tagebuch abgetippt habe. Es gibt keinerlei Hinweise, dass die Morde zusammenhängen oder gar Arnolds Handschrift tragen.«
Dermot spielte mit der Keramikkatze, die auf seinem Schreibtisch stand. »Das alles weiß ich. Ich dachte, dass ein Film … na ja, es ist mir unheimlich.«
»Unheimlich?«, explodierte sie. » Dir ist ein Film unheimlich? Das hoffe ich sehr, und jedermann von Beverly Hills bis nach Kathmandu soll sich gruseln. Darum geht es ja.«
Dermot hob eine Hand. »Das reicht. Es ist mein Buch, und ich treffe die Entscheidungen. Auf alle Fälle haben wir genug Geld, auch ohne diesen Filmvertrag.«
»Lieber Gott! Wovon redest du eigentlich? Genug Geld? Wie viel haben sie dir für die Filmrechte geboten?«
»Das ist nicht das Thema.«
»Doch, genau darum geht es. Im Moment haben wir ein Guthaben auf unserem Konto und ein Portfolio von knapp zwei Millionen. Und das ist genug? Stell dir vor, du schreibst nie wieder ein Buch – wie lange reicht dann dieses Geld? Und was dann? Sei vernünftig, Dermot. Wir haben uns hauptsächlich wegen der Filmrechte in diesen wahnsinnigen Strudel gestürzt.« Sie holte Luft. »Wie viel haben sie geboten?«
»Zwei Millionen. Und noch ein bisschen.«
»Guter Gott! Das ist ja phantastisch!« Sie schaute ihm in die Augen. »Und wie viel ist »noch ein bisschen«?«
»Komma acht.«
»Achthunderttausend Dollar sind für dich »noch ein bisschen«?«
»Ja.«
»Gut. Ich habe gerade eine Entscheidung getroffen, und es ist nicht dieselbe wie deine. Und da wir gemeinsam durchs Leben gehen, ist alles, was mein ist, auch dein – und umgekehrt. Ich sage, wir machen einen Film. Also setz dich ans Telefon und sag Esther sofort, dass du es dir überlegt hast und die Filmrechte verkaufen willst. Okay. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Damit hatte sie Dermot in die Ecke getrieben. Ihm fehlten weitere Argumente, wenn er Neela nicht in einige hässliche Wahrheiten einweihen wollte.
Neela wurde nachgiebiger und legte die Arme um Dermots Hals. »Liebling, ich wünsche mir Babys. Und ich weiß, dass es dir genauso geht. Wir haben schon zu lange gewartet.«
»Bisher hatten wir nicht das Geld dafür.«
»Das weiß ich, Liebling. Aber jetzt haben wir es. Möchtest du keinen Sohn haben? Oder ein kleines Mädchen, das die Arme um deinen Hals schlingt und ›Daddy‹ zu dir sagt? Kannst du dir nicht vorstellen, sie zur Ballettstunde zu fahren oder den kleinen Elvis auf ein Rockkonzert zu begleiten?«
»Elvis?«
»Meinetwegen auch Somerset, wenn du es literarisch magst. Oder vielleicht Dashiell?«
Dermot musste lächeln. »Natürlich, ich würde gern mit Elton ein Konzert besuchen.«
»Elton? Nur in deinen Träumen!«
Neela setzte sich auf Dermots Schoß und küsste ihn. Es war ein langer, leidenschaftlicher Kuss.
»Ich sage dir was. Du rufst Esther an und überbringst ihr die gute Nachricht, und ich gehe hinauf und warte auf dich.«
Er lachte und küsste sie noch einmal. Während er ihr nachsah, nahm er das Telefon in die Hand.
Kapitel 34
Neela erlebte wundervolle Wochen. Der Filmdeal war unter Dach und Fach. Das Buch hatte es auf die Bestsellerliste der New York Times geschafft und blieb dort. Für Dermot hingegen waren diese Wochen angsterfüllt. In wenigen Monaten würde man ihn zu einem Besuch an verschiedene Drehorte einladen, die den Morden nachempfunden waren – zum Beispiel zu einem Wasserturm oder einer Scheune mit Zahnarztstuhl, Bohrern und jeder Menge Theaterblut. Er fragte sich schon jetzt, ob er dem emotional gewachsen sein würde.
Der Pressewirbel ebbte nicht ab. Dermot und Neela flogen in der Ersten Klasse nach New York, Chicago und in andere Großstädte, in denen Dermot in jeder nur vorstellbaren Morgen-, Mittags- oder Late-Night-Talkshow auftrat und unzählige Fragen nach Worst Nightmares beantworten
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