Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
dort drin. Wir müssen los.«
»Und was ist mit Carl?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Ich möchte ihn nicht in dieser Stimmung allein zurücklassen.«
Diesel zog ein Ladegerät aus seinem Rucksack und steckte es an das Nintendo an. »Ich lade dir das Gerät auf«, erklärte er Carl. »Ich stecke es ein, und wenn das rote Licht grün wird, kannst du weiterspielen. Hast du das verstanden?«
Carl zuckte die Schultern.
Diesel griff nach meiner Hand und zog mich zur Tür. »Wir müssen uns beeilen.«
Flash parkte in der kleinen Anliegerstraße hinter dem Sky Club, auf halbem Weg die Straße hinunter. Wir hielten hinter ihm und schalteten die Scheinwerfer aus. Dann stiegen wir alle aus und nahmen das Gebäude ins Visier.
»Er ist immer noch dort drin«, berichtete Flash. »Sein Wagen steht hinter dem Gebäude und wurde nicht bewegt.«
»Hast du eine Ahnung, mit wem er zusammen ist?«, fragte Diesel.
»Meine Freundin beobachtet die Vorderseite, und soweit wir wissen, ist Doc Weiner mit zwei seiner Leute bei ihm. Der Club ist tagsüber meist gut besucht und leert sich am Abend.«
Die Hintertür des Clubs ging auf, und Wulf kam heraus. In der Dunkelheit konnte ich nur seine Umrisse erkennen. Wir hörten, wie eine Wagentür geöffnet und zugeschlagen wurde. Der Motor des Ferraris sprang an, und Wulf parkte rückwärts aus und fuhr davon. Fix sprangen wir alle in unsere Autos.
Diesel fuhr an Flash vorbei, und als er sich dem Sky Club näherte, erschütterte plötzlich eine Explosion das Gebäude. Fenster und Türen flogen heraus, und der Escalade wurde durchgerüttelt. Ich warf einen Blick nach hinten und sah, wie Flash den Rückwärtsgang einlegte, wendete und die Straße hinunterjagte. Diesel tat es ihm nach. Brennende Trümmer blockierten die schmale Straße.
Es dauerte ein paar Minuten, bis ich wieder durchatmen konnte und mein Herzschlag sich beruhigt hatte. »Was war das?«, fragte ich Diesel. Meine Stimme war eine Oktave höher als sonst, und meine Augen fühlten sich an, als würden sie aus den Höhlen treten.
»Ich schätze, Wulf hat eine Brücke hinter sich abgebrochen«, meinte Diesel.
Diesel und Flash fuhren um den Block, aber es gelang ihnen nicht, den Ferrari einzuholen. Diesel fuhr weiter Richtung Süden – vergeblich. Die Spur war kalt.
»Ich habe Hunger und Lust auf ein Bier«, erklärte Diesel. »Wo wollen wir hingehen?«
»Pino’s müsste geöffnet sein. Es liegt direkt neben der Broad Street.«
Zehn Minuten später hielten wir nur ein paar Häuser von Pino’s Restaurant entfernt. Es war eine dunkle, stern- und mondlose Nacht, und mich fror in meinem Sweatshirt. Ich beeilte mich, nach drinnen zu kommen, und ging rasch durch die Eingangstür hinein in die Hitze und den Lärm der gut besuchten Kneipe. In dem Laden waren etliche Polizisten und Krankenschwestern, die gerade ihre Schicht beendet hatten, und nur wenige Minuten, nachdem Diesel und ich uns an einen Tisch gesetzt und etwas zu essen bestellt hatten, klingelte mein Handy.
»Was ist los?«, wollte Morelli wissen. »Ich habe gerade vier Anrufe bekommen. Es heißt, dass du mit einem Kerl unterwegs bist, der aussieht, als könnte er mir gefährlich werden.«
»Es ist Diesel.«
Am anderen Ende trat Schweigen ein. Ich nahm an, Morelli zählte seine Finger und Zehen, um sich im Zaum zu halten.
»Diesel«, stieß er schließlich hervor. »Mein Leben ist anscheinend noch nicht schwer genug. Jetzt muss ich mir auch noch Sorgen wegen Diesel machen.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
»Wo schläft er?«
»Wo immer er will. Können wir das Thema wechseln? Wie geht es Anthonys Hintern?«
»Er schläft in deinem Bett, richtig? Vielleicht sollte ich ihn einfach erschießen, dann wäre die Sache erledigt«, sagte Morelli.
»Ich glaube, er ist nicht so leicht umzubringen. Außerdem solltest du mir vertrauen.«
»Ha!«, rief Diesel. Und trank sein Bier zur Hälfte aus.
» Dir traue ich ja«, entgegnete Morelli. »Aber ihm traue ich nicht.«
»Er wird bald wieder verschwinden. Halte durch!«
Morelli schwieg wieder. Er hatte es im Augenblick wirklich nicht leicht.
»Okay, die Sache ist die«, fing ich an. »Er ist schwul, aber er hat sich noch nicht wirklich geoutet.«
»Was?«
»Ja. Ich bin nicht sein Typ.«
»Er sieht nicht schwul aus«, meinte Morelli.
»Wie kann man denn schwul aussehen?«
»Sie sind normalerweise sehr gepflegt.«
»Nun, was soll ich dazu sagen? Er ist eben ein schlampiger Schwuler. Und außerdem
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