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Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)

Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)

Titel: Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Beide wirkten gefasst. Roberta trug ein sackartiges schwarzes Kleid. Gail hatte sich für eine leuchtende regenbogenfarbene Tunika mit einem knöchellangen weiten Rock entschieden. Keine von beiden rührte das Essen an. Roberta sprach mit einigen Trauergästen, die auf sie zukamen, und ihre Schwester stand stumm an ihrer Seite.
    Gail sah auf ihre Armbanduhr und drehte den Saum ihrer Tunika zwischen den Fingern.
    »Sie ist kurz davor abzuhauen«, raunte Diesel mir zu und schob mich nach vorne. »Sprich mit ihr.«
    »Ich kenne sie nicht, und das ist eine sehr private Angelegenheit. Was soll ich sagen?«
    »Sag ihr, dass sie eine hübsche Bluse trägt.«
    »Was?«
    »Schau sie dir an«, forderte Diesel mich auf. »Sie hat sich etwas Farbenfrohes ausgesucht. Ich bin sicher, sie hat sich bewusst dafür entschieden. Aber jetzt fühlt sie sich unwohl, weil sie wieder einmal aus der Rolle fällt. Ein Kompliment würde hier sehr viel weiterhelfen.«
    »Das ist erschreckend einfühlsam.«
    »So bin ich eben«, erwiderte Diesel. »Mr. Einfühlsam.«
    Ich ging quer durch den Raum auf Gail Scanlon zu. »Das ist eine hübsche Tunika«, sagte ich. »Ist sie handgeschneidert?«
    Scanlon wirkte überrascht. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass jemand mit ihr sprechen, geschweige denn ihr ein Kompliment über ihre Kleidung machen würde.
    »Eine Frau in den Barrens schneidert solche Blusen«, erwiderte sie und strich eine Falte glatt. »Ich glaube, dass sie eine positive Energie ausstrahlen.«
    »Leben Sie in den Barrens?«
    »Ja. Für gewöhnlich. Manchmal bin ich auch auf Reisen.«
    »Ich war nie lange dort, aber ich habe gehört, dass die Gegend sehr interessant sein soll.«
    »Die Barrens sind wundervoll. Ich habe dort meine Lebensaufgabe gefunden.«
    »Was machen Sie?«
    »Ich bin eine Seelenwächterin.«
    Das verblüffte mich. Eine Seelenwächterin. Es gefiel mir, aber ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Es hörte sich ein wenig verrückt an.
    »Ich schütze vom Aussterben bedrohte Bäume und Tiere«, erklärte Gail. »Jemand muss für diejenigen sprechen, die keine Stimme haben.«
    »Wie ein Baum.«
    Sie lächelte. »Genau.«
    Und dann rutschte es mir heraus. Die obligatorische Floskel, die ich eigentlich nicht hatte sagen wollen. »Mein Beileid wegen Ihres Bruders.«
    »Damit sind Sie in der Minderheit«, meinte Gail. »Er war ein nichtsnutziger Mensch.«
    Hoppla. Damit hatte ich nicht gerechnet. »Wie bitte?«
    »Das mag Sie schockieren, aber Sie kannten Eugene nicht. Er war sein ganzes Leben lang ein egozentrischer Querulant. Selbst als ich noch ein Kind war. Ich weiß, man sollte nichts Schlechtes über einen Toten sagen, aber das ist meine Meinung.« Sie schlüpfte in die dicke Strickjacke, die sie bei sich trug. »Ich weiß nur, dass Eugene seinen Tod selbst verschuldet hat. Er hat irgendetwas Böses einmal zu viel getan, und dann hat es ihn erwischt. Er war ein sehr kluger Mann, aber er war kein netter Mensch.«
    »Ich sollte mich vorstellen«, sagte ich und reichte ihr meine Visitenkarte.
    Gail sah auf ihre Armbanduhr. »Roberta sagte mir, dass sie mit Ihnen gesprochen hat. Leider muss ich jetzt nach Hause. Ich habe einige hungrige Mäuler zu stopfen.«
    »Wo sind Sie zu Hause?«
    »Ich besitze ein Stück Land in den Barrens.«
    »Kennen Sie Martin Munch?«, fragte ich sie. »Oder einen Mann namens Wulf?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich muss jetzt gehen. Ich kann mich nicht weiter mit Ihnen unterhalten.«
    »Noch eine Sache«, begann ich, aber sie winkte ab und hastete davon.
    Diesel trat neben mich. »Und?«
    »Nichts. Sie sagte, sie müsse nach Hause.«
    Diesel und ich gingen zur Tür und beobachteten, wie Gail in einen alten ausgemusterten Armee-Jeep stieg und sich in den Verkehr einreihte.
    Diesel griff nach meiner Hand und zog mich zu dem Escalade. »Lass uns schauen, wohin sie fährt.« Er setzte sich ans Steuer und brauste los. »In diesem Jeep kann man sie leicht verfolgen. Sie hat noch nicht einmal in den Rückspiegel geschaut, um zu prüfen, ob ihr jemand nachfährt.«
    »Sie kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen.«
    »Und wo soll das sein?«, fragte Diesel.
    »Irgendwo am Ende einer Schotterpiste.«
    »Gut zu wissen. Falls ich sie durch einen dummen Zufall verlieren sollte, brauche ich nur Ausschau nach einer Schotterpiste zu halten.«
    »Hey, mach mir keine Vorwürfe. Mehr hat sie mir nicht verraten.«
    »Sonst nichts?«
    »Sie sagte, ihr Bruder sei ein schrecklicher Mensch

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