Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
übergeben. Wie schlimm konnte das schon werden? Wahrscheinlich war Munch nach meinem Tritt in seine Weichteile ohnehin noch nicht wieder auf dem Gipfel seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Vielleicht sah er sich gerade zufrieden Wiederholungen von Star Trek an. Möglicherweise war er einfach nur einsam.
»Schon in Ordnung«, beruhigte ich Lula. »Mir wird nichts geschehen. Fahr den Buick zurück zu meinem Parkplatz.«
Ich wurde in den hinteren Teil des Vans geführt und musste mich zwischen zwei der bewaffneten Männer setzen. Während der Fahrt wurde kein Wort gesprochen. Es gab keine Fenster an den Seiten des Wagens. Und auch keine Heckscheibe. Von meinem Platz aus konnte ich durch die Windschutzscheibe kaum erkennen, wohin wir fuhren. Sobald wir in den Barrens waren, sah ich nur noch Bäume.
Die hässliche Wahrheit ist, dass ich mehr als genug schreckliche Situationen erlebt hatte, seit ich Kopfgeldjägerin war. Ich hatte bisher alles überlebt, und obwohl ich mir wünschte, dass nichts von alldem passiert wäre, muss ich zugeben, dass ich dabei einiges gelernt habe. Ich habe begriffen, dass Belastbarkeit zu meinen besten Eigenschaften gehört. Und ich habe gelernt, dass Angst eine normale Reaktion in einer Gefahrensituation ist. Und ich weiß genau, dass Panik dein Feind ist. Also blieb ich ruhig sitzen und versuchte, mich zusammenzureißen.
Ich spürte, dass wir die ebene Straße verließen und auf einen holprigen Weg fuhren. Hin und wieder hörte ich, wie wir Gestrüpp am Wegesrand streiften. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Wir fuhren seit etwa zehn Minuten auf dieser Schotterpiste. Der Van bog nach rechts ab, und nach einigen Minuten kamen wir an eine Lichtung und hielten an.
Wir stiegen alle aus, und ich schaute mich um. Die Lichtung war klein. Nichts zu sehen, was bei einer Suche aus der Luft Aufsehen erregen würde. Am Rand der Lichtung war ein einfaches, einstöckiges Betongebäude errichtet worden. Schätzungsweise einhundertfünfzig Quadratmeter groß. Es sah neu aus. Nichts Besonderes. Zweckmäßige Fenster und Türen. Ein Blechdach, aus dem ein Kaminrohr aus Metall ragte. Das Land um das Gebäude war unbearbeitet. Kein Gras, keine Blumen, keine Büsche, um die Landschaft zu verschönern. Als Auffahrt und Zugangsweg diente auf die Erde geschütteter Kies.
»Was ist das?«, fragte ich einen der Uniformierten.
»Haus«, antwortete er knapp.
Eine recht trostlose Ausgabe eines Hauses, dachte ich. Der Trailer des Osterhasen hatte einladender ausgesehen.
Ein schwarzer SUV mit dunkel getönten Scheiben fuhr in die Lichtung und parkte hinter dem Van. Wulf und Munch stiegen aus und kamen zu mir herüber. Wulf trug einen Anzug von Armani und wäre mit seiner Kleidung in Monaco besser aufgehoben gewesen als in den Barrens. Munch trug Jeans mit aufgekrempelten Hosenbeinen und ein Star-Trek -T-Shirt.
Munch vibrierte förmlich vor Erregung. Wulf zeigte wie immer keinerlei Gefühlsregung. Sein Gesicht war kühl und glatt wie Alabaster, seine Augen schienen aus schwarzem Glas zu sein.
»Wir werden einen neuen Versuch starten«, sagte Wulf zu mir. »Ich habe dich hierhergebracht, damit du nett zu Martin sein kannst. Wenn du ihn trittst, beißt, anspuckst oder ihm die Nase brichst, bekommst du es mit mir zu tun. Hast du das verstanden?«
»Ja.«
»Bring sie ins Haus«, befahl Wulf dem Uniformierten neben mir. »Schließ sie ein. Zwei Männer sollen das Haus bewachen.« Er wandte sich an Munch. »Wir haben alles, was wir brauchen, um weiterzumachen.«
»Wir haben nicht genügend Barium.«
»Das Barium ist bereits unterwegs. Die Operation wird nur durch dein Schmollen verzögert. Du hast eine Stunde Zeit, um dir deine Wünsche zu erfüllen, und dann erwarte ich, dass du an deine Arbeit zurückkehrst.«
»Ich habe nur eine Stunde Zeit?«
»Wir müssen heute Abend eine Rakete abschießen. Und du musst deine Kalkulationen fertigstellen. Wenn die Rakete erfolgreich gestartet ist und wir alle Daten notiert haben, kannst du zu deinem Spielzeug zurückkehren. Du darfst Miss Plum so lange bei dir behalten, wie du willst.«
Munch schaute mich an und grinste von einem Ohr zum anderen. Das war wohl wie Weihnachten für ihn. Was für ein Glück für mich.
Innen sah das Haus nicht besser aus als von außen. Der Geruch nach frischer Farbe mischte sich mit dem Geruch des neuen Teppichs. Die Möbel waren geschmackvoll, aber nichtssagend. Eine Mischung aus Marriott Hotel und Studentenwohnheim. Es gab ein
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