Traumreisende
Wasser, trank die Hälfte davon und äußerte ihre Bitte um Informationen über das Objekt am Himmel. Die andere Hälfte der Flüssigkeit würde beim Aufwachen getrunken werden, um ihr Bewusstsein mit der Erinnerung an den Traum in Verbindung zu bringen. Dann würde sie sich seiner besser entsinnen und Anleitung darin finden.
In ihrem Traum sah sie ein kleines Kind, das auf einer Schildkröte ritt. Es schien ein Junge zu sein, aber sie war sich nicht sicher. Zuerst saß er geduldig da und ritt auf der Schildkröte. Dann begann er zu weinen. Er bat die Schildkröte, schneller zu laufen, doch sie behielt dieselbe langsame Gangart bei. Am Morgen, als die Gruppe ihr half, den Traum zu deuten, wurde sie gefragt: »Was hast du für das Kind empfunden?«
»Ich hatte ein Gefühl, als sei es meins. Ich liebte es, als gehörte es zu mir.«
»Und welches Gefühl hattets du bei der Schildkröte?«
»Ich empfand sie als schüchtern, zurückgezogen, jemand, der langsam und stetig seinen Weg geht. Kein Tier, das man anfeuern oder peitschen könnte, damit es sich schneller bewegt. Es war keine von unseren Schildkröten, keine Wasserschildkröte, sondern eine Landschildkröte.«
»Was empfindest du dabei?«
»Ich fühle mich wohl mit meiner Verwandtschaft zu Schildkröten. Offen gesagt, ich habe bewusst noch keinen Augenblick an Landschildkröten gedacht. Dies war mit Sicherheit eine ausländische Art, aus Amerika, würde ich sagen. Aber ich sehe keinen Zusammenhang mit dem Gegenstand am Himmel. Der Traum könnte bedeuten, dass jenes Kind für mich noch weit entfernt ist. Es nähert sich nur sehr langsam.« Dann fügte sie lachend hinzu: »Das stimmt ganz sicher; ich bin vierundfünfzig Jahre alt.«
Die Gruppe der Frauen wandte sich einem anderen Mitglied zu und fragte nach Mapiyals Traum. Diese Frau meinte, er deute darauf hin, dass ein Stammesmitglied die »Veränderten« besuchen müsse, um aus erster Hand eine Antwort zu erhalten. Eine andere meinte, ihr Traum sage aus, wie sich die ganze Welt verändere; zuerst sei es nur die Erde gewesen, nun auch der Himmel. Seit Mapiyal das Stadtleben verlassen und sich dem Stamm angeschlossen hatte, waren vierunddreißig Jahre vergangen.
Sie hatte den Wechsel niemals bereut und nichts aus ihrer früheren Existenz vermisst. Sie war älter geworden, das konnte sie sehen, wenn sie ihren Körper betrachtete, aber sie hatte keine Möglichkeit, ihr eigenes Gesicht zu sehen. Sie waren nie an eine Wasserfläche gekommen, die klar oder unbewegt genug gewesen wäre, um sie deutlich widerzuspiegeln. Sie hatte schon so lange nicht mehr an so etwas gedacht, dass sie erstaunt war, dass es ihr jetzt einfiel. Es kümmerte sie nicht, wie sie aussah. Wichtig war ihr, wie die anderen sie betrachteten, und mit deren Reaktion konnte sie in Frieden leben.
Wenn Benala auf die Reise ging, waren die Berichte bei ihrer Rückkehr ungünstig im Hinblick auf eine Wiederherstellung der Lebensweise der Aborigines. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie ginge. Nicht aus Neugier, sondern weil sie jetzt das Gefühl hatte, ihrem Volk vielleicht etwas geben zu können. Sie würde die Bewahrerin der Antworten zu Rate ziehen und dann ihre Entscheidung treffen.
Später an diesem Tag verließ sie mit der Bewahrerin die anderen. Als sie sich weit genug entfernt hatten, versetzte sich Mapiyal in einen tiefen, ruhigen Gemütszustand. Sie griff in den Beutel, der die Anleitungen für die Frauen enthielt, und wählte eine runde Lederscheibe mit einem Symbol, das für die sieben Richtungen stand: Nord, Süd, Ost, West, Oben, Unten und Innen. Es besagte, dass Mapiyal nun sorgfältig die Richtung studieren müsste, aus der sie kam, und auch die, der sie sich zuwandte. In der Vergangenheit war sie sich dessen bewusst gewesen, welchen Weg sie gingen, aber sie war nicht daran beteiligt gewesen, irgendeinen Kurs festzulegen. Im Laufe der Jahre waren sie in alle vier Himmelsrichtungen gewandert. Sie dachte an die drei anderen Richtungen: den Himmel oben, die Erde unten und das innere Selbst. Sie vertraute ihrer eigenen inneren Stimme und konnte mühelos die obere Geistwelt und die niedrigere Tierwelt zu Rate ziehen. Das Symbol schien sie anzuleiten, sorgfältig in eine der vier Windrichtungen zu schauen. Es war ihre ganz persönliche Entscheidung, ob sie weiter mit den anderen oder in die Städte gehen wollte. Intuitiv erspürte sie ihren nächsten Schritt.
An diesem Abend verkündete sie allen, sie werde gehen. Sie werde zur
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