Traumreisende
still sein. Das wollte er tun. Irene gab ihm ein in buntes Papier gewickeltes und mit einer Schleife zusammengebundenes Geschenk, als Rogg und einige andere Arbeiter der Farm ihm Lebewohl sagten. Die kleine Gruppe winkte, als er, Reverend Marshall und Nora abfuhren. Geoff fragte, was Amerika sei und wann er zurückkomme, aber er bekam keine Antwort. Während sie im Auto fuhren, überraschte ihn Nora, indem sie ihm sagte, er solle die Schleife abnehmen und in das Geschenkpäckchen schauen. Geoff hatte gar nicht daran gedacht, das Geschenk könne etwas anderes sein als dessen hübsches Äußeres. Er sah zum ersten Mal eine verpackte Gabe. Zu seinem Entzücken entdeckte er, dass Irene ihm einen großen Zeichenblock besorgt hatte. Stolz trug er den und seinen Malkasten vorn Auto zum Bahnhof.
Der örtliche Bahnhof war nur ein kleiner Raum mit einem Fahrkartenschalter auf einer Seite und mehreren langen Bänken, auf denen in größeren Abständen einige Leute saßen. Die Wartezeit, bis der Zug eintraf, war kurz. Geoff hatte noch nie etwas Technisches gesehen, das so groß war, Rauch ausstieß und solchen Lärm machte. Die riesige schwarze Lokomotive, die Personen-und Frachtwaggons zog, donnerte über die Schienen an ihm vorbei und hielt dann etwas weiter entfernt. Er war erstaunt, dass die Reihen der runden Räder höher waren als sein Kopf. Die Zugfahrt dauerte den ganzen Tag und einen Teil der Nacht. Die Marshalls saßen einander auf doppelt breiten Sitzen gegenüber, und auch Geoff hatte einen eigenen Sitzplatz. Es war aufregend, aus dem Fenster zu schauen und die Welt vorbeihuschen zu sehen. Aber es bereitete ihm ein unbehagliches Gefühl im Magen. Er vertrieb sich die Zeit, indem er das Porträt eines bärtigen Mannes zeichnete, der auf der anderen Seite des Ganges in seinem Sitz hing und schlief. Spät in der Nacht erreichten sie ihr Ziel und betraten einen anderen Bahnhof. Das Innere dieses zweiten Bahnhofs, zusammen mit der Erfahrung, hinter zwei Leuten herzugehen, die sich weiterhin benahmen, als sei er ein Fremder, ließ den kleinen Geoff zittern, als stehe er irgendwo in der Kälte. Dieser zweite Bahnhof war der riesigste Raum, den er jemals gesehen hatte. Die Decke war so hoch, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie sie gebaut worden wäre. Er schaute zu den dicken schwarzen Eisenpfosten auf, die die Decke stützten, und hoffte, sie würden das Dach weiterhin tragen, bis er sicher darunter hindurchgegangen wäre. Hunderte von Leuten schienen in dem Bahnhof herumzulaufen, die meisten in Eile. Die einzigen, die stillstanden, waren einige Personen, die sich unter einer hohen Tafel versammelt hatten. Dort stand ein Mann mit einer flachen rotgestreiften Mütze auf einer hohen schwankenden Leiter. Er wechselte die vier Reihen von Zahlen auf der Tafel aus. Eine gab die Zugnummer an, die nächsten die Zeiten von Ankunft und Abfahrt. Die letzten Zahlen wiesen die Leute zum Einsteigen auf einen bestimmten Bahnsteig. Reverend Marshai verkündete, sie müssten nun nach draußen gehen und eine Fahrgelegenheit zum Kai suchen.
Sie fuhren in einem Taxi zum Pier, wo Geoff ein Schiff sah, das noch größer war als die Lokomotive. Er zögerte, folgte aber schließlich, als sie eine lange Rampe hinauf und an Bord des Schiffes gingen. Mit jedem Kilometer im Auto, im Zug und jetzt auf einem Schiff begriff er deutlicher, dass er von seinem Zuhause weggebracht wurde. Seine Füße schmerzten sehr während der ersten paar Stunden in den Schuhen. Danach wurden sie taub. Keiner schlug ihm vor, er solle das schmerzende und hinderliche Leder ablegen, und so fühlte er sich vom Gehen mit den tauben Füßen fast wie verkrüppelt. Alles, was geschah, verwirrte ihn. Er litt körperlich und seelisch, aber er konnte nicht weinen. Statt dessen widmete er sich seiner neuen Liebe zum Zeichnen. Am zweiten Tag auf See war er beim letzten sauberen Zeichenblatt angelangt. Er wandte sich an Reverend und Mrs. Marshall, die in Deckstühlen saßen und Bücher lasen, und fragte nach noch mehr Papier.
Nora erinnerte ihn an die neue Regel: das neue Wort »bitte«. Er fügte seiner Frage eine Bitte hinzu und erhielt zur Antwort, sie »werde sehen, vielleicht später«. Am Abend, als er seinen Malkasten unter die Pritsche schob, die am Fußende des Doppelbetts stand und auf der er schlief, fragte er noch einmal. Und die ersten Worte, die er am Morgen beim Aufwachen äußerte, waren dieselbe höfliche Bitte.
Mrs. Marshall war beeindruckt davon, wie gut
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