Traumreisende
Freude an der Arbeit des Jungen und an dessen Gesellschaft. Er ließ einige der Zeichnungen rahmen. Geoff hielt die Holzrahmen gegen die Wand, während der alte Soldat sich in einiger Entfernung zurücklehnte und ihm Anweisungen gab, wo er die Nägel einschlagen sollte. Sie lachten, weil fast jedes Projekt, das sie in Angriff nahmen, zu einem Job für zwei Männer wurde.
Schroeder schien durch den Einfluss des adoptierten Kindes milder zu werden, und der Junge reagierte positiv darauf, ernst genommen zu werden. Schroeder fing an, sich mehr für seine Körperpflege und sein Aussehen zu interessieren. Er brachte sich selbst bei, Kekse zu backen, weil er sich auf Geoffs Besuche nach der Schule freute. Und die beiden gestalteten gemeinsam einen Garten. Es war Schroeders Idee, dass Geoff sich seinen Namen einmal genau ansehen sollte. Eines Nachmittags nach einem besonders anstrengenden Tag in der Schule klagte der Junge darüber, dass er keine Freunde habe und nicht dazugehöre.
Der Mann erklärte, auch er habe sonst keine Freunde und hätte nirgends Anschluss. »Du kannst andere Menschen nicht ändern«, sagte er. »Du musst deine Art ändern, an dich selbst zu denken, und dich mit dem wohl fühlen, was du bist, ganz gleich, wie andere dich sehen. Wenn du stolz auf dich bist und ein gutes Gefühl für deine Person und das hast, was du darstellst, dann spielt es keine Rolle, wie viele Leute dich als ihren Freund bezeichnen. Und aus irgendeinem seltsamen Grund scheint Selbstvertrauen andere anzuziehen. Aber du kannst auch versuchen, dich möglichst wenig von den anderen zu unterscheiden, das kann auch ein bisschen helfen. Dein Name zum Beispiel. Er wird nicht so geschrieben, wie die Amerikaner ihn schreiben würden. Ich bin mir sicher, wenn die Leute ihn zuerst sehen, ohne ihn auszusprechen, haben sie Schwierigkeiten, dich beim Namen zu nennen. Warum bittest du deine Eltern nicht um Erlaubnis, ihn Jeff zu schreiben statt Geoff? Vielleicht könntest du dir auch einen Spitznamen ausdenken, der dir wirklich gefällt, und wir könnten alle anfangen, dich bei diesem neuen Namen zu nennen.«
Seine Eltern wollten ihm nicht erlauben, die Schreibweise seines Namens zu ändern, aber gelegentlich tat er es trotzdem, zum Beispiel, als er sich bei einer Baseballmannschaft in der Nachbarschaft einschrieb, obwohl er wusste, dass seine Familie niemals zu irgendwelchen Spielen kommen würde.
Schroeder fing an, ihn »Slugger« zu nennen, nachdem er gesehen hatte, dass Geoff das einzige Mannschaftsmitglied war, das jemals Home Runs schaffte. Geoff sagte seinem älteren Freund, das sei ein gutes Gefühl. Er glaubte, er sei vielleicht aus seinem australischen Geburtsnamen herausgewachsen. Aber seine Familie erkannte sein Bedürfnis nach einem Platz, der ihm zustand, nie an und erfüllte es auch nicht.
An einem kalten und verschneiten Wintertag hatte Schroeder eine Überraschung für seinen jungen Freund. Er war zur Bibliothek mitgenommen worden und hatte sich ein Buch über die Kunst australischer Aborigines ausgeliehen, das sie gemeinsam studierten. Die Kunstform war einzigartig. Es schien sich um lauter Symbole zu handeln. Menschen wurden durch ein Zeichen dargestellt, das wie ein großes »U« aussah, Flüsse waren Wellenlinien, und die Hintergründe aller Illustrationen waren mit Punkten bedeckt.
Geoff dankte seinem Freund für das Buch. Obwohl seine äußere Erscheinung durchaus von Bedeutung war, fühlte er sich innerlich ganz anders. Für ihn war diese Information einfach ein weiterer Beweis dafür, dass seine Vorfahren primitive, ungebildete Leute gewesen waren. Nichts an ihrer Kunst machte ihn stolz darauf, ein Aborigine zu sein.
Die zehnjährige Beatrice liebte die Natur. Sie las alle Bücher, die sie finden konnte, über die Bäume und Blumen ihres Heimatlandes. Sie war fasziniert von Fotos, die den Regenwald, die Wasserfälle, kalkhaltige Sanddünen und die Küstengegenden in allen vier Himmelsrichtungen darstellten.
Sie las viel über Tiere, Insekten, Vögel und Meerestiere. Sie sehnte sich danach, all das selbst zu sehen, und träumte von der wundervollen Welt außerhalb der Mauern des Heims. Als sie elf wurde, entwickelte sie ein Interesse an Astronomie und begann Bücher über Planeten und Himmelsmuster zu studieren. Wenn sie sich nach Einbruch der Dunkelheit ins Freie schlich, suchte sie deren Standort am Himmel. Als sie: zwölf war, befasste sie sich mit schwierigen wissenschaftlichen Theorien, Experimenten und
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