Traumreisende
Gespräch mit seinem Vorgesetzten, um diesen um Rat zu fragen. Gemeinsam versuchten sie, mit John zu reden, aber es war, als spreche man mit einer leeren Hülse. Er lächelte und nickte nur zustimmend.
Das größte verfügbare Zimmer in der Pension Crowley war das vordere Eckzimmer und wurde von einem Barkeeper, Kenneth, und von Charles bewohnt, einem jungen Mann, der als Entertainer in dem gleichen Lokal, in dem auch Kenneth arbeitete, verschiedene Instrumente spielte und sang. Sie arbeiteten nachts und schliefen tagsüber. Das Zimmer hatte Doppelbetten, und jeder bezahlte die volle Wochenmiete, weshalb Daphne mit dem Arrangement sehr zufrieden war. Die beiden Mieter aßen wegen ihrer Arbeitszeiten selten mit den anderen zusammen, und so war die Tatsache, dass sich zwei Männer ein Zimmer teilten, nicht zum Gesprächsthema geworden.
Der rothaarige William Brawley war ein weiterer Mieter. Er war ein muskulöser, fünfunddreißigjähriger Mann von zweihundertfünfundzwanzig Pfund, der in der Brauerei arbeitete und der beste Kunde für sein Produkt war. Er war aus mehr Tavernen, von mehr Sportplätzen und aus mehr Hotels und Pensionen herausgeflogen, als man sich vorstellen konnte. Er sah nicht wie ein Alkoholiker aus. Das typische aufgeschwemmte Gesicht und die rote Nase waren nicht erkennbar, weil sein heller Teint mit dunkelbraunen Sommersprossen übersät und voller Falten war. Die Leute merkten nicht, wann er betrunken war, weil sie ihn niemals nüchtern sahen. Brawley, wie er von allen genannt wurde, benahm sich immer gleich und wurde von drei Bieren zum Frühstück, die er getreulich jeden Morgen trank, und mindestens zwanzig weiteren bis zum Schlafengehen in Gang gehalten. Er war laut, grob, streitsüchtig und besserwisserisch, aber er bezahlte jeden Freitag pünktlich seine vollständige Miete. Das war alles, was bei Mrs. Crowley zählte.
»Beatrice, kannst du bügeln?« fragte Daphne, als die Morgensonne ein Muster auf den Küchentisch malte, an dem sie saß und einen zwei Tage alten Keks in ihren Becher mit heißem Tee tunkte.
»Ich habe schon gebügelt, aber nicht oft.«
»Nun, es ist nicht schwierig. Du musst genau darauf achten, was du tust, und darfst das Eisen nicht zu lange an einer Stelle lassen, um den Stoff nicht zu versengen. Ich werde es dir heute zeigen. Alle Mieter zahlen etwas zusätzlich, wenn wir ihre Wäsche erledigen, und bisher waren bis auf Andrew Simunsen alle zufrieden. Der zieht eine chinesische Wäscherei vor. Seltsamer junger Mann. Benimmt sich, als hielte er sich für was Besseres. Chinesen, man stelle sich das vor!«
Später an diesem Tag lernte Beatrice, die elektrische Waschmaschine zu füllen, dann, nachdem die Wäsche eine Weile in der Seifenlauge hin und her gewälzt worden war, diese in die Wringmaschine zu befördern, von wo aus sie ins Spülbecken gelangte, und die Wäsche schließlich erneut auszuwringen und in einen Wäschekorb zu legen. Daphne beaufsichtigte sie und gab ihr genaue Anweisungen, wie die Kleidungsstücke auf der Wäscheleine anzuordnen wären. Ein Pfahl mit gespaltener Spitze musste in den Boden gerammt werden, um die durchhängende Leine zu stützen, und die Laken mussten vorsichtig so aufgehängt werden, dass sie nicht gegen das Auto geweht wurden. Dann gab Daphne ihr Anweisungen, wie sie die Wäsche falten müsste, gefolgt von einer Lektion in Bügeln.
Beim Abendessen beschwerte sich Brawley über das Brot. Er rief Beatrice ins Zimmer und begann sie zu beschimpfen, weil sie schlecht gebacken habe. »Es schmeckt schrecklich; es ist zäh, und sogar der Honig wurde nicht aufgesogen und lief mir über die Finger. Ich werde es Mrs. Crowley sagen, wenn ich sie sehe. Sie sollte dir besser erklären, wie du es machen sollst, Nigger, sonst muss sie es aufgeben und fertiges Brot kaufen.
Wenn sich hier nichts ändert, wird irgendeiner gehen, und das wird nicht der alte Brawley sein.« Das Mädchen war erschüttert über die beleidigenden Worte.
Als sie ihre ganze Tagesarbeit getan hatte und hoch oben auf ihrem Ausguck auf dem Dach saß, fragte sich Beatrice zum ersten Mal, was geschehen würde, wenn Mrs. Crowley sie nicht mehr haben wollte. Wohin sollte sie gehen? Was könnte sie tun? Sie hatte das Waisenhaus vor zwei Wochen verlassen, und dies war das erste Mal, dass ihr je Fragen nach der Zukunft in den Sinn kamen.
Am folgenden Wochenende putzte Beatrice das Badezimmer im Obergeschoss und fand dort eine goldene Uhr, die in der Nähe des Waschbeckens
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