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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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Kunst der australischen Aborigines erklärte. Ich bin aus Australien. Ich würde gern was darüber lesen, aber weiß keinen Titel oder Autor oder so. Kannst du mir helfen?«
    »Sicher«, meinte der weißhaarige Mann zuversichtlich. »Aber ich werde es erst bestellen müssen. Wird ein paar Wochen dauern.« Er nahm einen Stift und Papier heraus und machte sich eine Notiz. Dann schrieb er die Zellennummer auf und fragte Geoff, wer er sei.
    »Ich bin 804781.«
    Die Sonne stand senkrecht am Himmel, es herrschte eine glühende Hitze. Als sie sich der Gemeinde näherte, wusste Beatrice, dies war der Ort, an dem sie sich von Harry trennen sollte. Es war kein eindrucksvoller Ort, er sah nicht einmal einladend aus, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, das sei der richtige. Auf allen Häusern lag Staub; entweder hatte es kürzlich gestürmt, oder in diesem Teil der Welt wehte der Wind jeden Tag. Zwischen Gehsteig und Straße wuchs kein Gras, und die Hauptstraße sah wie tot und vergessen aus, aber auf einer Seite sah Beatrice einen grünen Park mit hohen, Schatten spendenden Bäumen. In dem Park sah sie einige Schwarze, und ein paar andere hatten sich unter die Menschen auf der Hauptstraße gemischt. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie einen Ort erreicht hatte, an dem ihr Volk nicht mehr die Minderheit der Einwohner ausmachte. Harry hielt an der Ecke vor einem zweigeschossigen Hotel, das man durch einen Pub betrat. Im oberen Stockwerk standen mehrere Fenster offen, und Vorhänge wehten nach draußen und warteten darauf, dass eine neue Brise sie wieder in die Gästezimmer zurückblies.
    Beatrice kletterte aus dem Fahrerhaus, verabschiedete sich und beruhigte Harry, sie werde es schon schaffen. Sie hatte die beiden Backenzähne, die sie gestern verloren hatte, als sie ein Stück Fleischpastete gegessen hatte, nicht erwähnt. Ihr Auge war blutunterlaufen und öffnete sich noch immer nicht ganz, aber ihr Bein schien allmählich zu heilen und verursachte ihr von Tag zu Tag weniger Schmerzen. Mit ihrer Tasche überquerte sie die Straße und ging auf den Park zu. Direkt vor ihr brachte eine ältere weiße Frau gerade ein Schild mit der Aufschrift HILFSKRAFT GESUCHT an der Verkaufstheke einer Milchbar an. Ohne zu zögern, ging Beatrice durch die offene Tür auf die Frau zu und sagte: »Dazu bin ich hergekommen!« Die verblüffte Frau schaute auf, sah das entstellte Gesicht und erschrak fast über das abstoßende Auge, das sie da anschaute.
    »Was?« fragte sie. »Was hast du gesagt?«
    »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Wie es auf dem Schild steht!
    Ich kann so ungefähr alles, wenn Sie mir zeigen, wie ich es machen soll.« Dann holte sie Luft, spürte den argwöhnischen Blick der Frau und fügte hinzu: »Machen Sie sich keine Gedanken darüber, wie ich heute aussehe. Ich hatte einen Unfall, aber es war der erste. Ich neige sonst nicht zu Schwierigkeiten, und ich kann Ihnen helfen. Das kann ich wirklich.«
    »Ich hänge das Schild gerade erst auf«, sagte die Frau ziemlich entrüstet. »Du bist die erste, die sich bewirbt.«
    »Lassen Sie mich zwei oder drei Tage für Sie arbeiten, dann sehen Sie, wie es geht. Wenn es nicht funktioniert, schulden Sie mir nichts und können das Schild ja wieder aufhängen. Wenn ich gute Arbeit leiste, bezahlen Sie mich, und ich habe den Job. Wie wäre das?«
    »Ich weiß nicht«, sagte die Frau mit besorgtem Unterton. »Wer bist du, und wo kommst du her?«
    »Ich heiße Beatrice, und ich komme von Sydney herauf. Ich habe ausgezeichneten Unterricht in Englisch und Mathematik und so gehabt, und ich habe vier Jahre Erfahrung im Arbeiten und Helfen. Ich weiß, dass ich heute ziemlich schlimm aussehe, aber das wird jeden Tag besser. Nächste Woche wird alles so gut verheilt sein, dass Sie staunen werden, wen Sie da eingestellt haben.«
    Die grauhaarige Frau lächelte. Sie hätte sich selbst keine überzeugendere Geschichte ausdenken können. »Bist du verheiratet? Hast du eine Familie? Wo wohnst du?«
    »Nein. Nein. Vorerst noch nirgends!« Sie lachten beide. Die Fragen waren albern gewesen und ebenso albern beantwortet worden.

    »Also gut. Komm mit nach hinten, Beatrice. Ich zeige dir das Geschäft, und wir werden sehen, was du in den nächsten beiden Tagen tun kannst.«
    Die Eigentümerin des Ladens hieß Mildred McCreary. Sie führte das Geschäft im gleichen Haus schon seit mehr als zwanzig Jahren. Zuerst hatten sie und ihr Mann es geleitet. Als er starb, wurde der Sohn ihr Partner. Aber er war aus

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