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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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elektrische Licht aus der Stadt, Kilometer entfernt, konnte man die Leuchtkraft des Mondes als einzige Lichtquelle genießen. Nachdem Beatrice aus dem Wagen gestiegen war, hob auch sie die Arme und streckte ihre Wirbelsäule. Der Fahrer packte sie um die Taille und warf sie zu Boden. Er kniete nieder, ein Knie fest auf ihrem Bein, und hielt mit der Hand ihren Arm und ihr Haar fest. Seine freie Hand zerrte an ihrem Kleid und betastete ihren Körper. Sie schrie und wehrte sich, aber er sagte nur immer wieder: »Halt den Mund!« Das Gewicht seines Knies auf ihrem Bein hinderte sie daran, sich zu bewegen. Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. Aber er schlug sie. Dann ballte er die Faust und versetzte ihr einen mächtigen Hieb, und sie verlor das Bewusstsein.
    Als sie wieder zu sich kam, stellte sie fest, dass sie allein am Straßenrand lag. Der Fahrer und sein Laster waren nirgends zu sehen. Sie war bedeckt mit Schmutz, Schweiß und Blut. Das linke Auge konnte sie kaum öffnen, und ihr Bein, das auf den doppelten Umfang angeschwollen war, fühlte sich taub an.
    Schließlich zwang sie sich, sich aufzusetzen und dann aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Sie konnte nichts anderes tun als zu gehen versuchen. Einige Minuten später entdeckte sie ihre blaue Tasche, wo der Fahrer sie aus dem Fenster geworfen hatte, vermutlich gleich, als er abgefahren war. Sie wusste, sie könnte ihre zerrissenen und schmutzigen Sachen wechseln, aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Statt dessen zwang sie ihre Füße, weiterzuschlurfen, und schleppte die Tasche hinter sich her.
    Als sie das nächste Geräusch hörte, raste ihr Herz. Hier unter freiem Himmel trugen die Geräusche weit. Sie konnte einen Lastwagen schon lange hören, ehe sie seine Scheinwerfer auftauchen sah. Sie musste sich verstecken. Ihr erster Impuls war, von der Fahrbahn wegzulaufen und sich flach auf den Boden zu werfen, aber sie konnte nicht rennen. Sie konnte sich nur umdrehen und auf die Büsche zugehen, aber es war zu spät. Der Lastwagenfahrer hatte sie erspäht und fing an zu bremsen. Er hielt an, stieg aus und rief ihr zu: »He, he! Bist du das, Mädchen?« Er rannte ihr nach. Als er sie einholte, legte er einen Arm um sie, um sie anzuhalten. Sie war so schwach, dass es ihn keine Anstrengung kostete, sie zum Umdrehen zu zwingen. Als er ihr Gesicht sah, sagte er nur: »O mein Gott! O mein Gott!«
    Es war der redselige Fahrer. Er half Beatrice wieder in den Lastwagen hinein. Bis er die Beifahrertür geschlossen hatte, um den Wagen herumgegangen war und sich hinters Steuer gesetzt hatte, war Beatrice schon eingeschlafen. Am späten Vormittag hielt er, um zu frühstücken und zu tanken. Jemand in der Raststätte sah sie in dem Wagen sitzen und fing an, Bemerkungen über seine offensichtlich verprügelte Beifahrerin zu machen. Er antwortete nicht. Statt dessen aß er zu Ende, bezahlte die Rechnung und ging; Beatrice brachte er zwei Brötchen, Tee und etwas Eis für ihr geschwollenes Gesicht mit. An ihrem dritten gemeinsamen Tag hatte Harry sich vorgestellt.
    Zuerst, als er so mit Reden beschäftigt gewesen war, hatte er sich damit nicht aufgehalten. Da er sich für das, was geschehen war, verantwortlich und schuldig fühlte, tat er sein Bestes, um es an der jungen schwarzen Frau wieder gutzumachen. Sie war jetzt im Norden.
    Bei Geoff Marshall dauerte das routinemäßige Berufungsverfahren acht Jahre. Er wurde von Pflichtverteidigern vertreten und nahm weder an dem teil, was geschah, noch interessierte er sich dafür. Bei Nacht schaute er oft an die Decke und stellte sich den klaren Himmel vor, den er als Kind auf der Schafsfarm der Willetts so geliebt hatte. Er sehnte sich danach, in diese Freiheit seiner Kinderjahre zurückzukehren. Selbst der Gedanke an seine Vorfahren - wild und ungebildet, aber frei - schien ihm anziehend. Er sehnte sich danach, mehr über sie zu erfahren, zögerte aber, seinen Ruf des Gewalttätigen zu beschädigen, indem er nach einem Buch aus der Gefängnisbibliothek gefragt hätte. Eines Tages, als der Büchereiwagen an seiner Zelle vorbeigeschoben wurde, sprach er den dafür verantwortlichen Häftling an.
    »He, Mann, warte eine Minute«, sagte er. »Mich würde interessieren, ob du mir ein bestimmtes Buch besorgen kannst.«
    »Klar«, kam die Antwort des alten Mannes, der diesen Posten schon mehr als dreißig Jahre innehatte. »Welcher Titel?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Geoff. »Als Kind hab' ich mal ein Buch gesehen, das die

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