Traumreisende
Lebensstandard zu erhöhen, waren wesentlich mehr von ihren Leuten berufstätig, als sie es in der Nähe der Hauptstadt erlebt hatte. Sie wurde mit dem Kunsthandwerk eines alten Wüstenstammes vertraut und lernte einiges über seine Geschichte kennen. Weiterhin äußerte sie ihren Wunsch, mehr über ihren Hintergrund als Aborigine zu erfahren. Ein Mann namens Bill, der außerhalb der Stadt mit einigen anderen in Behelfsunterkünften wohnte, sagte, hin und wieder würden sie von einem Wüstenbewohner besucht. Er versprach, ihr Bescheid zu sagen, wenn wieder einmal einer käme.
An einem hellen Mittwochmorgen hielt rumpelnd ein Lieferwagen vor dem Laden und lud mehrere Kartons aus, die Beatrice in den hinteren Teil tragen musste. »Die sind wirklich schwer. Was ist da drin?« fragte sie Mildred, die an einem Stück Toast kaute.
»Leere Flaschen«, antwortete Mildred, während sie nach der Erdbeermarmelade griff.
Ein paar Wochen blieben die Flaschen unausgepackt in den Kartons stehen. Dann bekam Mildred mit der Post ein Paket von einem Spielzeughersteller. Beatrice sah zu, wie sie einen Karton voll bunter Luftballons auspackte. Sie war neugierig zu erfahren, warum ihre Chefin so etwas bestellt hatte, aber sie fragte nicht.
Schon ein paar Tage später wurde der Zweck klar. Beatrice wurde aufgefordert, die Glasflaschen auszupacken und jede zu spülen. Dann sah sie zu, wie Mildred Traubensaft, Zucker und noch etwas Geheimnisvolles in jede Flasche füllte. Sie wurde angewiesen, jeden Flaschenhals mit einem Ballon zu überziehen. Sie machten Wein, und man würde die Ballons sorgfältig überwachen und periodisch die sich bildenden Gase ablassen müssen, um zu vermeiden, dass sie platzten. Ein Teil von Mr. Houghtons Miete wurde nicht in Geld, sondern mit Alkohol bezahlt. Er verließ sich auf Mildreds Sachkunde bei der Fortführung einer Tradition, die sein Vater und Mildreds verstorbener Mann begründet hatten. Mildred hatte keine Probleme, dabei mitzumachen. Die Aborigines würden ohnehin trinken. Sie würden sich irgendwo Schnaps beschaffen, also konnte es genauso gut bei ihr sein, und sie konnte anstelle von jemand anderem in der Stadt daran verdienen.
Beatrice war enttäuscht von ihrer Freundin, weil sie wusste, dass das Trinken ihr Volk schneller tötete als Gewehre, aber sie konnte nichts tun. So war das Leben anscheinend. Sie arbeitete fast ein Jahr für Mildred McCreary, als sie eines Morgens vor Tagesanbruch von Bill, dem Mann aus den Behelfsunterkünften, geweckt wurde, als dieser durch die offene Tür den hinteren Teil des Ladens betrat. Sie solle schnell losgehen und die Straße nehmen, die zu der riesigen Schafsfarm führte, sagte er, dort werde sie vielleicht einen Aborigine-Wüstenläufer sehen, wie er ihn ihr beschrieben hätte.
Es war noch früh; sie wollte Mildred nicht wecken. Sie würde ja rechtzeitig zurück sein, um den Laden zu öffnen; also streifte sie sich Rock und Bluse über und ging. Geoff, der nun legal Jeff Marsh hieß, saß nun seit acht Jahren in der Todeszelle, und alle seine Berufungsmöglichkeiten waren erschöpft. Er war ein verbitterter Mann, hatte sich aber mit dem Sterben abgefunden, als an einem Dienstagmorgen die Wärter ohne Vorwarnung in seine Zelle traten, ihm Hände und Füße fesselten und ihn ins Büro des Gefängnisdirektors brachten.
Dort, in dem holzgetäfelten Büro, las der Direktor, der in einem hohen Ledersessel las, dem stehenden Häftling ein offizielles Dokument vor. Geoff wurde darüber informiert, der Staat habe ein Gesetz erlassen, das die Todesstrafe aufhebe. Sein Todesurteil sei deshalb in lebenslängliche Haft ohne Bewährung umgewandelt.
Es war ein Schock. Er war mit seinen Todesängsten fertig geworden. Er hasste die Marshalls, und er hasste ihre Religion, aber er hatte Stunden damit verbracht, über all die Predigten nachzudenken, die er im Laufe der Jahre gehört hatte. Er hatte über Himmel und Hölle, die zehn Gebote, Jesus und den Teufel nachgedacht. Nichts davon sagte ihm zu. Es gab zu viele unbeantwortete Fragen. Und jetzt sagte ihm der Direktor, er werde nicht sterben. Er würde weiterleben. Er würde weiterhin ein Opfer sein, eingesperrt in einen Käfig, bis er ein alter, alter Mann wäre. Etwas in ihm war erleichtert, etwas anderes erschrocken, enttäuscht und deprimiert.
In den nächsten paar Wochen wurden alle Insassen der Todeszellen, die in Isolationshaft gesessen hatten, wieder mit den anderen Gefangenen zusammengelegt. In all den Jahren
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