Traumreisende
Schließlich brauchte Minendie sich nicht mehr durch Starren in einen Trancezustand zu versetzen, um lautlose Gespräche zu führen. Sie begann auch eine Sensibilität für starke gemeinsame Gedankenübertragung über weite Entfernungen zu entwickeln.
Wenn die anderen in eine Richtung wiesen und sagten, sie fühlten großen Schmerz und schweres Leid oder große Freude, dann begann auch sie die subtile Energie zu spüren, die von dort übertragen wurde.
Minendie erkannte den Vorteil der Telepathie darin, dass diese Menschen wie sie selbst dazu zwang, verdrängte Gedanken loszuwerden und alles offen zulegen. Ich fühle mich gut, wenn ich weiß, wo ich stehe; wo ich selbst mich hingestellt habe, sagte sie zu sich selbst. Die Erde war warm, aber es wehte noch eine sanfte Brise.
»Wann werden wir die anderen finden?« fragte Minendie, während sie ihr langes Haar oben auf dem Kopf zusammenfasste und zu binden versuchte.
»Sehr bald«, antwortete Apalie und legte einen Finger auf die Schlaufe, so dass Minendie den Knoten zuziehen konnte.
»Früher einmal hat mir jemand gesagt, unser Volk könne sich unsichtbar machen. >Veränderte<, die kommen, um uns zu retten, zu zivilisieren und von uns selbst zu erlösen, könnten uns nicht sehen. Vor Jahren hat man mir erzählt, dass unsere Vorfahren früher Illusionen erzeugen und verschwinden konnten. Ist es das, was damit gemeint war?«
»Ja«, antwortete Apalie und beobachtete Minendies Kopf. Bei jedem Schritt wackelte der Haarknoten hin und her wie ein Hahnenkamm.
»Wie wird das gemacht?« fragte Minendie. »Kann ich es auch lernen?«
»Das ist kein Trick. Es ist eine grundlegende Lebensweise, die sich bis zum Verschwinden verflüchtigt hat, und zwar wegen der Denkgewohnheiten von Kriegern und Angreifern. Wenn jemand kam, um dir zu schaden - jemand mit einem Gewehr -, und du warst einer der >Wahren Menschen<, was konntest du tun? Du hattest keine Waffe. Und hättest du eine gehabt, hättest du sie nicht benutzt. Du hattest die Verteilung deiner Energie unter Kontrolle und wusstest, dass du nicht sterben konntest. Du warst ewig. Also hattest du nicht einmal ein Gefühl von Angst. Du hast diesen Menschen, der da mit einem Gewehr auf dich zielte, nicht verurteilt. Du hast erkannt, dass er sich damit selbst zum Ausdruck brachte, und zwar auf der höchsten Ebene, die ihm zugänglich war. Für ihn war das richtig. Er machte keinen Fehler. Für ihn war das zu diesem Zeitpunkt der richtige Ort. Du hast beobachtet, was vor sich ging, dich aber geweigert, das zu nähren, was für dich unangenehm roch und schmeckte. Also hast du deine Energie kanalisiert und gefühlt, was du für alles Leben für richtig hieltest.
Wann immer möglich, ist Stehen die beste Haltung, die Füße leicht auseinander, die Hände an den Seiten, die offenen Handflächen dem Herausforderer zugewandt. Dann hast du dir funkelndes Licht vorgestellt, die Geistenergie, die aus der Erde durch deine Füße und Beine aufsteigt und deinen ganzen Körper füllt. Jede Zelle war erfüllt von dieser Vollkommenheit.
Du hast diese Schönheit ausgesandt und sie auf den Gewehrträger abgestrahlt. Du hast keinen Muskel bewegt, aber trotzdem diese Person umarmt und umfasst, die dir nach dem Leben trachtete. Du hast ihr absolute Akzeptanz, Achtung, Verständnis und Liebe gesandt. Du hast schweigend - von Kopf zu Kopf und Herz zu Herz - zu diesem Menschen gesprochen.
Es war wichtig, dass du diesem Mann schweigend erklärtest, dass er keinen Fehler machte. Dass er nie einen Fehler gemacht hätte. Niemand kann einen Fehler machen. Wir reisen von derselben Quelle zu derselben Quelle zurück und haben alle die gleiche Gabe bekommen. In jedem Kreis ist immer ein letzter Teil der Linie zu schließen, und so ist es auch mit uns. Auch er war ein Teil der Vollkommenheit, und für ihn war es richtig, dieses Handeln zu wählen. Das bedeutet nicht, dass du darin einwilligst oder es billigst, aber du verurteilst ihn nicht. Du liebst die Person, nicht ihr Handeln.
Wenn du diesen Menschen bedingungslos akzeptieren und lieben kannst, ungeachtet der Umstände, dann wird seine tiefste Bewusstseinsebene geweckt. Es besteht ein Konflikt zwischen seinem Geistbewusstsein, das weiß, wer er in Wahrheit ist, und dem begrenzten irdischen Bewusstsein, das glaubt, es sei fähig zu morden.
Die Menschen fürchten sich vor möglichen Situationen, vorhergesehenen zukünftigen Ereignissen, vor Dingen, die wiederkehren, vor allem Unerklärlichen; die
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