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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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wie ich bin, ich werde nicht erwachsen<.«
    Der nächste war ein Mann Mitte Vierzig, groß gewachsen und dünn. Er hieß »Geteilter Pfad«. »Als ich diesen Namen gewählt habe, dachte ich, er gelte nur für eine kurze Zeit. Ich war unsicher, welches Talent ich weiterentwickeln sollte. Ich war unsicher, ob ich heiraten sollte. Ich wusste nicht, ob wir es als Gruppe schafften, all die Verantwortung als Hüter so vieler verlassener Staaten zu tragen. Meine Namensfeier liegt Jahre zurück.« Lachend fügte er hinzu: »Und ich heiße immer noch >Geteilter Pfad<.«
    Dann kam eine Frau auf Minendie zu und stellte sich vor: »Ich bin >Sofortige Blüte<. Und so heiße ich, weil ich sehe, dass die Natur eine magische Art hat, die Ordnung in der Welt zu bewahren. Die Nächte werden kalt, und so können kleine Samenkörner genug Kraft sammeln, um zu platzen, wenn die heiße Sonne scheint. Die Natur sieht die verwelkten Blütenblätter der Blumen, die verdorrten Äste der Bäume; sie bewegt die Luft, und sie entfernt von jeder Pflanze alles, was abgestorben ist, und sammelt die Überreste in einer Schlucht.
    Die alten Blätter werden zur Zuflucht für die winzigen schreckhaften Nagetiere und Eidechsen. Und wenn alles ganz, ganz still wird, kommen die Vögel vom Himmel herunter und verstecken sich regungslos, falten ihre Flügel zusammen. Die Luft wird drückend, der Himmel wird schwarz, und dann ist es Zeit, sich auf das große Schauspiel der Natur vorzubereiten. Ich sehe einen Lichtblitz mit Spinnenbeinen, die in entgegengesetzte Richtungen laufen. Oft läuft ein Bein zur Erde nieder. So schnell, wie das Licht gekommen ist, wird es von der Schwärze wieder aufgesogen, und es folgt ein Augenblick der Stille, bevor der laute Stockschlag ertönt. Manchmal ist er so laut, dass es sich anhört, als würde die Erde in zwei Hälften zerbrochen. Der Boden dröhnt, und das Geräusch läuft über die Oberfläche des Sandes. Der Regen kommt in großen Tropfen. Wasserwände wandern über den Horizont und beugen alles nieder, was ihnen in den Weg kommt. Jede Vertiefung in der Erde oder im Felsen füllt sich mit Wasser. Es gibt so viel davon, dass das Wasser über den Boden rollt wie eine Meereswelle.
    Und beim ersten Lichtstrahl nach diesem himmlischen Wasser ist alles, so weit das Auge sehen kann, ein einziger Blumenteppich. Das inspiriert mich sehr, und ich habe mir dies zu Herzen genommen. Ich denke von unserem Stamm als von diesen kleinen schlafenden Samenkörnern, die mit der Umgebung verschmelzen und auf die keiner achtet, aber im richtigen Augenblick werden wir aufbrechen und in bunten Farben blühen. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass die kleinen Samenkörner eine gewisse Erwartung hegen müssen.
    Sie streben so sehr danach, fruchtbar zu bleiben, und haben doch keine Macht über die Elemente. Der Same ist vollkommen an seine Umgebung angepasst, und das sind wir auch. Jedes mal wenn die Sonne aufgeht, ist mir nach Aufblühen zumute.« Minendie schloss die Frau sofort in ihr Herz.
    Dann kam eine sehr ernste, ältere Frau mit weißen Haaren, und ihr Name war »Die durchs Wasser sieht«.
    »Das ist ein interessanter Name«, sagte Minendie. »Bist du eine Schwimmerin? Suchst du unter Wasser bestimmte Dinge?«
    »Nein«, antwortete die ältere Frau langsam. »Das Wasser, durch das ich sehe, sind Tränen. Ich fühle den Kummer und höre die Tränen der Menschen, wenn sie in weiter Ferne auf die Erde fallen. Ich halte sie im Licht meiner Gedanken. Ich sende ihnen die Energie der Regenbogenschlange zu und sehe für sie, wenn sie selbst nicht sehen können. Täglich erinnere ich mich daran, dass ich nicht hier bin, um das Träumen zu verstehen, das sich entfaltet. Meine Rolle liegt in dem Wissen, dass Mutter Natur die Lösung finden wird, die für alles Leben die beste ist.«
    Ein sehr dünner, sehr ernster junger Mann erklärte, sein Name sei »Weiße Eule«. »Es gibt viele verschiedene Eulen, aber die weiße ist sehr selten geworden. Die Eule ist gewöhnlich still, ein Merkmal, das ich verstehe. Meistens sage ich die Dinge ein paar mal im Kopf, bevor ich sie laut ausspreche. Vielleicht fehlt es mir an Selbstvertrauen, mich auszudrücken. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht immer tolerant gegenüber solchen Menschen bin, die die ganze Zeit reden und dabei nie etwas sagen.« »Mein Name ist >Schwester der Ameise<«, sagte die Frau in den mittleren Jahren, die in der Nähe stand und eine Schnur mit Samenkörnern um den

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