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Traumschlange

Titel: Traumschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Verpflichtung gegenüber den Fremdweltlern umzumünzen. Die Fremdweltler...«
    Er verstummte; er machte einen aufgewühlten Eindruck.
    »Wenn die Fremdweltler mir helfen können, laß mich mit ihnen reden.«
    »Selbst wenn ich dir diese Möglichkeit einräumen könnte, würden sie dich abweisen.«
    »Wenn sie Menschen sind, werden sie mir wenigstens zuhören.«
    »Es ist... fraglich, ob sie Menschen in unserem Sinne sind«, entgegnete Jesses Bruder. »Wer kann dazu ohne eingehende Untersuchung schon etwas sagen? Du verstehst das alles nicht, Heilerin. Du kennst sie nicht. Sie sind gefährlich und unberechenbar.«
    »Laß es mich versuchen.« Schlange streckte in einer raschen, flehentlichen Geste die Hände aus, die Handflächen aufwärts gekehrt. »Es müssen noch mehr Menschen wie Jesse sterben, elend und qualvoll, weil es nicht genügend Heiler gibt. Wir haben nicht genügend Traumschlangen. Ich möchte mit den Fremdweltlern verhandeln.«
    »Sei vernünftig und laß dich jetzt auszahlen, Heilerin«, sagte Jesses Bruder traurig, und Schlange hatte das Gefühl, daß sie auch ohne weiteres in Berghausen hätte bleiben können. »Die Macht im Zentrum ist haarscharf ausbalanciert. Der Rat wird es einem Außenseiter nie gestatten, sich an die Fremdweltler heranzumachen. Die Spannungen sind zu groß, und wir wollen keine Verschiebungen riskieren. Ich bedaure es, daß meine Schwester unter Schmerzen starb, aber das, was du dir vorstellst, würde noch wesentlich mehr Leben gefährden.«
    »Wie sollte denn das der Fall sein?« fragte Schlange. »Eine gewöhnliche Zusammenkunft, eine harmlose Nachfrage...«
    »Du kannst das alles nicht verstehen, ich habe es dir ja gesagt. Dazu muß man hier aufgewachsen sein und sich mit den hiesigen Verhältnissen auseinandergesetzt haben. Ich mußte mein ganzes bisheriges Leben damit zubringen, dies zu lernen.«
    »Ich glaube, du hast dein ganzes Leben damit verbracht zu lernen, wie man Verpflichtungen zerredet«, sagte Schlange verärgert.
    »Das ist nicht wahr!« Jesses Bruder war sichtlich wütend. »Läge es in meiner Macht, so gäbe ich dir, was immer du verlangst – aber die Dinge stehen so, daß du Unmögliches forderst. Ich kann dir keine Traumschlangen verschaffen.«
    »Warte«, sagte Schlange plötzlich. »Vielleicht kannst du uns in anderer Hinsicht helfen.«
    Jesses Bruder seufzte und schaute fort.
    »Ich habe keine Zeit für irgendwelches Hin und Her«, sagte er. »Und das gilt auch für dich. Der Sturm steht kurz bevor, Heilerin.«
    Schlange blickte über ihre Schulter. Melissa war noch immer nirgendwo zu sehen. In der Ferne verdüsterten Wolken den Horizont, und zwischen Erde und Himmel flirrten Fähnchen aus emporgewirbeltem Sand. Die Temperatur sank, aber Schlange zitterte aus anderem Grund. Der Einsatz war zu hoch, um jetzt schon aufzugeben. Sie war davon überzeugt, daß sie die Fremdweltler allein ausfindig machen konnte, sobald sie sich erst einmal in der Stadt befand. Sie wandte sich wieder an Jesses Bruder.
    »Laßt mich im Frühjahr in die Stadt. Ihr verfügt über Möglichkeiten, für die unsere Technologie nicht fortgeschritten genug ist.«
    Plötzlich lächelte Schlange. Für Jesse gab es nicht länger irgendeine Art von Hilfe, aber anderen ließ sich helfen, zum Beispiel Melissa.
    »Wenn ihr mir beibringen könntet, wie man einen Regenerationsprozeß auslöst...«
    Es erstaunte sie nun selbst, daß sie nicht eher daran gedacht hatte. Ihr Interesse war in selbstsüchtiger Weise ausschließlich auf Traumschlangen gerichtet gewesen, auf ihr Ansehen, auf ihre Ehre. Aber wenn die Heiler Muskeln und Nerven zu regenerieren wüßten, hätten viele, viele Menschen davon einen Nutzen... zuerst allerdings würde sie lernen, Haut zu regenerieren, damit ihre Tochter ein Leben ohne Brandnarben führen durfte. Schlange musterte Jesses Bruder und erkannte zu ihrer Freude Erleichterung in seiner Miene.
    »Das ist möglich«, sagte er. »Ja. Ich diskutiere das mit dem Rat. Ich werde mich dafür einsetzen.«
    »Danke«, sagte Schlange. Sie vermochte es kaum zu glauben, daß die Stadtbewohner sich endlich, endlich dem Anliegen einer Heilerin zugänglich zeigten. »Das wird uns eine größere Hilfe sein, als ihr ahnt. Wenn wir unsere Verfahren und Hilfsmittel erweitern, brauchen wir uns nicht länger so sehr darum zu sorgen, woher wir neue Traumschlangen erhalten – wir werden sie besser klonen können.«
    Jesses Bruder begann langsam eine finstere Miene zu schneiden. Schlange

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