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Traumschlange

Titel: Traumschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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hob.
    »Sie wird nicht zubeißen«, sagte Schlange.
    Merideth kam näher. »Unsere Gefährtin ist verletzt. Wirst du mit mir zu ihr gehen?«
    Es kostete Schlange Überwindung, ohne Zögern zu antworten. »Ja, natürlich.«
    Sie empfand starke Furcht davor, zu jemandem gerufen zu werden, dem sie nicht zu helfen vermochte. Sie kniete sich hin, um Sand und Dunst in ihr Lederbehältnis zu tun. Die beiden Schlangen glitten über ihre Hände, die kühlen Schuppen zogen feine Muster über ihre Fingerspitzen.
    »Mein Pony lahmt, ich muß mir erst ein Pferd leihen...« Eichhörnchen, ihr Tigerpony, war im Lager angekoppelt, wo Merideth eben kurz angehalten hatte. Schlange brauchte sich um ihr Pferdchen nicht zu sorgen, weil Grum, die Karawanserin, sich zuverlässig darum kümmerte; ihre Enkelkinder striegelten und fütterten es königlich. Grum würde veranlassen, daß ein Hufschmied es neu beschlug, sobald einer vorbeikam, und Schlange nahm an, daß sie ihr ein Pferd auslieh.
    »Dafür haben wir keine Zeit«, sagte Merideth. »Diese Wüstengäule sind nicht schnell genug. Meine Stute kann uns beide tragen.«
    Merideths Stute atmete in der Tat schon wieder normal, trotz des Schweißes, der nun auf ihren Schultern trocknete. Sie stand mit erhobenem Haupt, den Nacken gewölbt, ihre Ohren aufgerichtet. Wirklich, sie war ein eindrucksvolles Tier, von viel edlerem Blut als die Ponys der Karawansereien und wesentlich höher als Eichhörnchen. Während der Reiter schlichte Kleidung trug, war die Ausstattung seines Pferdes reichlich verziert. Schlange schloß die Lederschachtel und legte die neuen Gewänder und das Kopftuch an, welche Arevins Stamm ihr gegeben hatte. Für die Kleidungsstücke war sie auf jeden Fall dankbar, weil der feine, aber feste Stoff gegen Hitze, Sand und Staub hervorragenden Schutz bot. Merideth stieg aufs Pferd, verschob die Steigbügel und streckte einen Arm nach Schlanges Hand aus. Doch als Schlange hinzutrat, blähte das Pferd die Nüstern und scheute vor dem moschusähnlichen Schlangengeruch zurück. Unter der sanften Berührung von Merideths Händen stand es still, beruhigte sich jedoch nicht: Schlange schwang sich hinauf hinter den Sattel. Die Muskeln des Pferdes zuckten, und die Stute verfiel sofort in zügigen Galopp, sprengte erneut unter Geplatsche und Gespritze durchs Wasser. Gischt sprühte Schlange ins Gesicht, und sie drückte ihre Beine fester um die vom Schweiß klammen Flanken der Stute. Auf der anderen Seite des Tümpels sprang das Pferd ans Ufer und lief zwischen zierlichen Blütenbäumen weiter, Schatten und fein verästelte Farne huschten vorüber, bis sich plötzlich vor ihnen die Wüste bis zum Horizont auftat.
    Schlange hielt die Schachtel in der Linken; die rechte Hand konnte noch nicht wieder kräftig genug greifen. Abseits der Feuer und ihrer Spiegelungen im Wasser vermochte Schlange kaum etwas zu sehen. Der schwarze Sand saugte Licht auf und gab es als Wärme wieder frei. Die Stute galoppierte weiter. Durchs Knirschen ihrer Hufe im Sand hörte man leise das Klingeln und Klirren der reichhaltigen, zerbrechlich gearbeiteten Schmuckgehänge an ihrem Zaumzeug. Der Pferdeschweiß tränkte Schlanges Hose, sie spürte ihn warm und klebrig an ihren Knien und Schenkeln. Außerhalb der Oase und dem Schutz ihrer Bäume fühlte Schlange das Prickeln des ewig vom Wind aufgewühlten, emporgewehten Sandes. Sie ließ Merideths Hüfte für einen Moment los, um sich das Kopftuch um Mund und Nase zu wickeln.
    Bald darauf wich der Sand einem steinigen Abhang. Die Stute erklomm ihn, unter den Hufen harten Felsboden. Merideth gestattete ihr hier nur Schrittgangart.
    »Galoppieren ist hier zu gefährlich. Wir könnten in eine Spalte fallen, ehe wir sie überhaupt sehen.« Merideths Stimme klang aus ruhelosem Drang gepreßt.
    Sie ritten aufwärts an breiten Felsenrissen und Gesteinsspalten vorüber, wo einst geschmolzener Stein floß, sich teilte und zu Basalt erkaltete. Sandkörner wisperten über die kahlen, gewellten Felsformationen. Die Hufeisen der Stute klirrten darauf, als seien die Felsen hohl. Als sie über eine Kluft springen mußte, hallten sie wider. Mehr als einmal wollte Schlange nachfragen, was denn Merideths Begleiterin zugestoßen sei, aber jedesmal hielt sie den Mund. Der flache, schräge Untergrund aus Stein verbot jede Unterhaltung, untersagte es, die Aufmerksamkeit etwas anderem zu widmen als seiner Überquerung. Und Schlange fürchtete die Frage wie die Antwort. Die Schachtel

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