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Traumschlange

Titel: Traumschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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drückte schwer auf ihr Bein, schaukelte im Rhythmus der weiträumigen Schritte, zu denen die Stute imstande war, und Schlange spürte, wie sich Sand in seinem Fach regte; sie hoffte, er werde nicht klappern und das Pferd erneut erschrecken. Auf Schlanges Landkarte war dieser erstarrte Lavastrom nicht verzeichnet, sie endete im Süden mit der Oase. Die Handelswege verliefen alle so, daß sie den Lavastreifen auswichen, weil sie für Mensch und Tier nichts als Härten bereithielten. Schlange fragte sich, ob sie ihr Ziel noch vor dem Morgen erreichen mochten. Hier auf dem schwarzen Gestein mußte die Temperatur rasch ansteigen. Und schließlich begann die Stute, trotz Merideths unablässigem Drängen, langsamer zu werden.
     
    Das sanfte Schaukeln des Ritts über den weiten versteinerten Fluß hatte Schlange beinahe in regelrechten Schlaf gelullt. Sie schrak auf und war sofort hellwach, als die Stute ausglitt, ihre Hinterbeine einknickten, während sie mit den Hufen nach Halt scharrte, und erst ruckte es die Reiter nach hinten, dann vorwärts, als sie am Fuße des langen Lavahanges zum Stehen kam. Schlange hielt ihre Schachtel fest und sich selber an Merideth, klammerte ihre Beine um den Leib der Stute. Die lükkenhafte Gesteinsfläche unterhalb der Klippe dünnte sich immer deutlicher aus, so daß sie nicht länger gezwungen waren, sich auf eine langsame Gangart zu beschränken. Schlange spürte, wie sich Merideths Schenkel in die Flanken der Stute preßten, das ermüdete Pferd zu raschem Trab antrieben.
    Sie befanden sich in einer tiefen, engen Schlucht, deren hohe Wälle zwei voneinander getrennt gebliebene Lavazungen bildeten. Winzige Lichtpünktchen schwebten über Ebenholzschwärze, und für einen Moment glaubte Schlange, noch schläfrig, an Glühwürmchen. Dann jedoch wieherte in der Ferne ein Pferd, und sie nahm die Lichter in der richtigen Perspektive wahr: es handelte sich um die Laternen des Lagers, wohin sie ritten. Merideth beugte sich vor und redete in aufmunternder Weise auf die Stute ein. Das Pferd gab sich alle Mühe, stapfte durch den tiefen Sand, und einmal strauchelte es und warf Schlange wuchtig gegen Merideths Rücken.
    Sand klapperte, da es ihn im Behältnis durchgeschüttelt hatte. Der Hohlraum rings um ihn verstärkte das Geräusch. Die Stute bäumte sich entsetzt empor. Merideth ließ sie einfach losstürmen, und als sie endlich wieder langsamer lief, Schaumflocken von ihrem Hals wehten, Blut aus ihren Nüstern tröpfelte, drängte Merideth sie weiter vorwärts. Das Lager schien wie ein Trugbild zurückzuweichen. Jeder Atemzug, den Schlange tat, schmerzte sie, als sei sie selber die Stute. Das Pferd kämpfte sich durch den tiefen Sand wie ein erschöpfter Schwimmer, keuchte bei jeder Vorwärtsbewegung. Sie erreichten das Zelt. Die Stute taumelte und blieb stehen, die Beine gespreizt, den Kopf gesenkt. Schlange ließ sich von ihrem Rükken rutschen, selber in Schweiß gebadet, die Knie zittrig.
    Merideth stieg ab und ging voran ins Zelt. Die Eingangslaschen flogen beiseite, und die Laternen im Zeltinnern verbreiteten einen bleichen, bläulichen Schein.
    Drinnen jedoch wirkte dessen Helligkeit völlig ausreichend. Merideths verletzte Freundin lag nahe an der Zeltwand; ihr Gesicht war gerötet und glänzte von Schweiß, das lange, lockige, ziegelrote Haar war aufgelöst und zerzaust. Die dünne Decke, worunter sie ruhte, war besudelt von dunklen Flecken, aber sie stammten vom Schweiß, nicht von Blut. Ihr anderer Gefährte, der neben ihr am Boden saß, hob matt den Kopf. Sein häßliches, aber gutmütiges Gesicht war durch die Gemütsbelastung zu Falten verzerrt, die buschigen Brauen waren über seinen kleinen, dunklen Augen zusammengezogen. Sein zottiges braunes Haar war zerrauft und verfilzt. Merideth kniete sich neben ihn.
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist endlich eingeschlafen. Sonst ist alles unverändert. Wenigstens hat sie keine Schmerzen...«
    Merideth nahm des jungen Mannes Hand, beugte sich vornüber und gab der Schlafenden einen sachten Kuß. Sie rührte sich nicht.
    Schlange stellte die lederne Schachtel ab und trat näher. Merideth und der Jüngere sahen einander ausdruckslos an, als einer des anderen Erschöpfung merkte; schließlich lehnte der junge Mann sich an Merideth, und sie umarmten sich stumm, innig und ausgiebig.
    Schließlich löste sich Merideth widerwillig aus der Umarmung, straffte sich.
    »Heilerin, dies sind meine Gefährten. Alex...« Er nickte hinüber zu dem

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