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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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kassierte Treffer um Treffer ohne sich zu wehren, bis ich mich nicht mehr rühren konnte und jedes Gefühl, jeder Gedanke in meinem Inneren implodierte.
    Später fand ich mich sitzend und innerlich vollkommen ausgebrannt im Vorgarten der Nachbarn wieder. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, dass Max gegangen war oder ich mich auf die kleine Bank gesetzt hatte. Meine ganze Welt schien nur noch aus dem Brand zu bestehen. Dem Feuer, das mich schon meine Eltern gekostet hatte. Die Wärme und das Brennen meiner Narben.
    Ich hörte, dass jemand von der Seite auf mich einredete, bekam aber kein Wort mit. Selbst die Feuerwehrmänner schienen in fremden Sprachen miteinander zu kommunizieren. Irgendwann tauchte ein Tee in meiner Hand auf. Die Wärme drang nur langsam in mein Bewusstsein. Ich sah auf.
    David stand neben mir, ebenfalls einen Tee in der Hand, sein Blick undurchschaubar und starr auf das Geschehen auf der anderen Straßenseite gerichtet. Ich sah ebenfalls wieder hin. Inzwischen war das Erdgeschoss so gut wie gelöscht, überall war Ruß und Schaum, Wasser. Das Holz war schwarz. Oben schlugen noch vereinzelte Flammen aus den Fenstern.
    Der Einsatzleiter – vermutlich Formann – kam in voller Schutzmontur aus dem, was einmal die Vordertür gewesen war. Er hatte keine gerettete Person dabei.
    Davids Gesichtsausdruck veränderte sich nicht einen Deut, aber er zerknüllte seinen Becher und ließ ihn einfach fallen. Es spielte eh keine Rolle mehr. Die Leere in meinem Inneren war überwältigend. Es gab kein Gefühl, keine Angst, keinen Gedanken. Da war einfach nichts. Davids Blick fiel auf mich und jetzt konnte ich die Emotion in seinem Gesicht erkennen. Mitleid. Jahrelang hatte ich mir gewünscht, dass er mich mit etwas anderem als Wut im Blick ansah, aber Mitleid … Der Kloß in meiner Kehle wurde noch dicker und trieb mir neue Tränen in die Augen.
    Ich blickte zuerst weg. Zurück zu den Überresten des Hauses, wo Simons und Forman miteinander sprachen. Als spürten sie meinen Blick, drehten sie sich geschlossen zu mir. Einen Augenblick später nickte Simons dem Feuerwehrchef zu und kam dann in unsere Richtung. Dabei war seine Aufmerksamkeit auf David gerichtet. »Wir müssen reden«, behauptete er.
    Er warf einen merkwürdigen Blick in meine Richtung. Aber das tat man wahrscheinlich so, wenn man einen Mord vertuschen wollte.
    Ich verdrängte den Klos in meinem Hals und die Tränen und stand auf. Ich kam genau drei Schritte weit und nur halb über die Straße. Dort wurde ich abgefangen und wurde zum zweiten Mal an diesem Tag von der Polizei verhört. Leider war der Polizist Sheriff Donovan, so dass ich meine Aussage der seiner Best-Buddies anpassen musste. Fast wahrheitsgemäß gab ich an, dass Simons und Klaus mit Jonah hatten reden wollen und ich auch, und das es zwischen David, Max und mir Streit gegeben hatte.
    »Um was ging es genau?«
    Tja, keine Ahnung. Laut sagte ich: »Ich weiß es nicht genau.«
    »Ihre Brüder waren nicht glücklich mit der Wahl Ihres Freundes?« Ein junger Polizist hatte sich von hinten genähert und deutete Donovan, dass Forman mit ihm sprechen wollte. Ich sah ihm hinterher, bis er außer Hörweite war und der Polizist seine Frage noch zweimal wiederholt hatte.
    »Er ist tot, spielt es eine Rolle?« Ich konnte förmlich spüren, wie sich der Schalter in meinem Inneren auf den normalen, pampigen Liz-Modus umstellte.
    »Wir haben im Haus niemanden gefunden.«
    Er war nicht tot? Jonah lebte? Ich blinzelte, als die Farben schlagartig wieder in meine Welt zurückkehrten. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sie fort gewesen waren.
    »Miss?« Der Polizist sah mich an. Erst als er bemerkte, dass ich wieder zuhörte, wiederholte er die Frage ein viertes Mal.
    Dankbar über die Ablenkung ging ich die möglichen Antworten durch. Doch plötzlich fiel mir etwas ein. »Bin ich in Gefahr?« Schließlich war ich die einzige, die von dem Mordanschlag wusste. Die einzige, die wusste, dass Talbot vielleicht gefährlich war und – soweit es mich betraf – die anderen nicht minder gefährlich.
    »Wieso glauben Sie das?«
    Ich antwortete mit einer Gegenfrage. »Was wissen Sie über den Mann, der hier gelebt hat?«
    Mein Gegenüber runzelte die Stirn und versuchte einen Zusammenhang zu seiner Frage und meiner Antwort zu finden. Schließlich gab er auf. »Ihren Großvater? Nicht viel.«
    Oh. Offensichtlich war er doch kein stadtbekannter Krimineller … Ich blickte zu Klaus. Er stritt mit

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