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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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nutzlosen Metalls zusammengeschmolzen sein.
    »Ja, guten Abend. Elisabeth de Temples. Ich wollte mich nur erkundigen, ob es irgendetwas Neues im Falle von Daria Thomas gibt.«
    »Ach, Sie sind die Kleine, die heute schon dreimal wegen ihrer Freundin angerufen hat?« Die Schwester klang sehr freundlich und verständnisvoll.
    »Ja, genau. Die bin ich.«
    »Nein, sie schläft immer noch. Ihre Werte sind in Ordnung.«
    »Können Sie bitte nachsehen?« Das konnte nicht sein. Ich biss mir auf den linken Zeigefinger, um nicht laut zu schreien. Es war schlichtweg unmöglich. Die verdammte Uhr MUSSTE die Erklärung sein. Sie war doch außer mir die einzige Gemeinsamkeit in allen Fällen. Ich starrte in das Feuer. Obwohl ich so nahe an dem Brand stand, fror ich. Die Kälte schien sich langsam vom Handy auszubreiten. Meine Finger waren schon eiskalt und eine Gänsehaut kroch meinen Arm hinauf. Nur mit halben Ohr nahm ich wahr, dass das Telefon am anderen Ende der Leitung durch die Gegend getragen wurde. Es raschelte kurz, dann war die Krankenschwester wieder am Apparat. »Miss de Temples?«
    »Ja.«
    »Es ist wirklich alles in Ordnung.«
    »Oh. O.K. Danke.« Ich legte auf und trank den letzten Schluck von dem bitteren Tee. Inzwischen war er ganz abgekühlt.
    Betrübt ging ich wieder zurück. Vielleicht sollte ich vorschlagen, mich auf einen Scheiterhaufen zu stellen? Hatte damals ja auch irgendwie geholfen. Ich strich über meine linke Hand und die Berührung ließ einen Schauer über die Brandnarben laufen. Vielleicht hatte ich mit meinen Alpträumen, der Uhr und dem Nachtmahr-Pferd … Mein Gedanke verhedderte sich, als David mich von hinten anrempelte.
    »Sorry.« Er sah mich so verwirrt an, als hätte ich mich eben direkt vor ihm materialisiert, hetzte dann aber weiter. Ich blieb stehen und sah, wie er sich Simons, Klaus und Donovan anschloss. Sie sprachen gerade mit einem Feuerwehrmann und drei der Erwachsenen sahen gar nicht begeistert aus.
    Jonah!
    Grundgütiger! Sie erfuhren gerade, dass sie ihn nicht erwischt hatten. Langsam wich ich zurück und wünschte mir, mit dem Wald verschmelzen zu können und unsichtbar zu werden. Wurde ich natürlich nicht und als mich der Rand der Dunkelheit schluckte, musste ich gegen die plötzliche Panik in meinem Inneren ankämpfen. Es nutzte nicht viel, die anderen Schatten waren noch finsterer. Ich bohrte meine Fingernägel in meinen Handballen und zwang mich dazu, stehenzubleiben. Trotzdem blickte ich zurück zu der Sicherheit versprechenden Helligkeit, die das Feuer spendete. Das einzig Gute an dem Brand. Bei dem Gedanken an das Gute glitt mein Blick zurück zu dem Schlechten. Simons nickte den anderen zu und wie auf Kommando brachen sie auf. Jeder in Richtung seines Fahrzeuges. »Shit!« Mein Blick glitt wieder zum finsteren Wald, während ich noch meine Angst vor der Dunkelheit gegen meine Angst um Jonah abwog.
    »Doppelshit!« Plötzlich wusste ich sehr genau, wo ich Mr. Unheimlich finden würde.
    Ich rannte los. David auch.
    Der Wald war sogar noch dunkler, als ich befürchtet hatte. Immer wieder rutschte ich im Unterholz aus, stolperte über Wurzeln, die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchten, aber immerhin gelang es mir, mich rechtzeitig vor den meisten Ästen zu ducken. Ab und zu hörte ich David hinter mir. Aber offensichtlich hatte er keine Ahnung, wohin ich lief, denn er folgte mir blindlings und hatte anscheinend genau dieselben Probleme wie ich. Allerdings war ich schneller. Irgendwann MUSSTE sich ja das Training bezahlt machen. Mein grimmiges Grinsen wurde mir von einem tiefhängenden Ast vom Gesicht gewischt, der meine rechte Gesichtshälfte erwischte und mehr als einen Kratzer hinterließ. Ich hetzte trotzdem weiter, vergrößerte den Abstand zwischen uns, und sprang über einen kleinen Bach. Wenn jetzt auch noch mein Orientierungssinn mitspielte, war alles im grünen Bereich.
    Ich hastete mehr nach links und bog dann plötzlich und leiser nach rechts ab. Über die kleine Lichtung war ich, bevor David mich entdecken konnte. Blieb nur zu hoffen, dass er tatsächlich auf den Trick hereinfiel.
    Ich lief weiter und bemühte mich darum, keinen unnötigen Lärm zu erzeugen. Dabei konzentrierte ich mich auf jeden Schritt, sah ihn als vollkommen losgelöste, selbständige Bewegung. Und plötzlich war es ganz einfach. Keine spontanen Hindernisse mehr. Kein rutschiger Untergrund. Die Dunkelheit schluckte mich, als sei ich ein Teil von ihr. Ich fühlte mich gut, großartig,

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