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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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leicht und selbstsicher. Es gab nichts, wovor ich hier Angst haben musste, ich war das einzig gefährliche hier. Nach nur wenigen Minuten hatte ich Klaus` Lieblingsplatz erreicht, ließ aber den kleinen Teich und den Steg unbeachtet zu meiner Rechten zurück. Von Schatten zu Schatten huschend, die Dunkelheit als Deckung nutzend, raste ich Trampelpfade entlang, sprang über umgestürzte Bäume und fand den Weg mit gespenstischer Sicherheit. Trotzdem dauerte es lange.
    Endlich. Durch das Unterholz und die Stämme konnte ich ein wenig Helligkeit ausmachen. Ich überwand die letzten Meter und stoppte am Rande der Lichtung. Hier hörten die »gesunden«, die »natürlichen« Schatten des Waldes auf und der schwache Schein des Mondes tauchte alles in ein trübsinniges Grau. Die Wiese und das Unterholz gingen ineinander über, und selbst der Wald schien zu einer bloßen Hintergrundstaffage zu zerschmelzen. Nicht so die Schatten der Treppe. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe wurde es dunkel. Genauso gut konnte man in einen Bodenlosen Abgrund hinuntergehen.
    »Großer Gott!«, murmelte ich, als sich meine Panik vor der Finsternis mit der Angst vor diesem Ort zusammenschloss. Unmöglich konnte ich dort hinuntergehen. Selbst wenn mein Leben davon abhinge.
    Ich schloss die Augen und kämpfte gegen meinen Fluchttrieb an. Schließlich war es eben nicht MEIN Leben, das davon abhing. Vorsichtig machte ich den ersten Schritt. Dann den zweiten. Langsam tastete ich mich vorwärts und hoffte, das die Finsternis irgendwann enden würde. Die Rechte fest um das Geländer geschlossen, erreichte ich nach endlos scheinenden Minuten den Boden. Die Tür war unverschlossen und ließ sich leicht öffnen.
    Ich trat in den Raum und öffnete erst dann die Augen. Jonah saß vor einem riesigen Zelt am hinteren Ende der von einer Art Notbeleuchtung erhellten unterirdischen Anlage. Was zum …? Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, aber der Eindruck blieb. Das hier war der richtige Raum und doch wieder nicht. Alles schien doppelt so groß, hoch und lang zu sein, wie Normalerweise. Ich hatte diese Version des Raumes schon einmal gesehen. In der Nacht meines Beinahe-Todes und in meinen Träumen. Aber das konnte nicht sein. Oder doch? War der kleine, kalte Raum nur meine Fantasie gewesen? Ich blinzelte, doch der Eindruck sich überlagernder Realitäten blieb und überforderte meine Sinne. Der Boden schien zu verschwimmen, mir wurde schwindelig, mein Mund trocken. Haltsuchend griff ich nach der Wand, dann nach dem neueren Teil. Beide fühlten sich gleich an. Gleich wirklich.
    Jonah sah auf. Sein Blick hing an mir, als benötige er einen Moment, um zu begreifen, dass ich real war. Einige Sekunden lang schien er nicht zu wissen, wie er reagieren sollte, dann sprang er auf und wirkte aggressiver denn je. »Hast du sie hergebracht?«
    Ich machte einen Schritt vorwärts, stoppte aber neben dem tiefen Wasserbassin, als meine Beine nachzugeben drohten. Trotzdem gelang mir ein schnippisches: »Natürlich nicht, ich wollte nicht noch einen Scheiterhaufen sehen.«
    Langsames Begreifen zeichnete sich auf Jonahs Gesicht ab. Es war überraschend, dass er überhaupt begriff, was ich meinte – und erschreckend. »Du hast damit gerechnet?« Ich staunte.
    »Natürlich.« Er zuckte mit den Achseln und gönnte mir sein diabolischstes Lachen. »Ich bin der Böse. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie es bemerken.«
    Der Teil von mir, dem gerade wirklich heiß und wirklich schwindelig war, glaubte ihm und fragte sich, ob ich einen riesigen Fehler gemacht hatte. Kurz spülte eine Welle der Angst über mich hinweg. Dann dachte ich an den Kuss und Jonahs inneren Kampf, den er genau in diesem Augenblick verloren hatte und schnaufte herablassend.
    Meine Geste schien Jonah zu provozieren, denn er kam näher. Schritt für Schritt schien die Bedrohung, die von ihm ausging, größer zu werden. Ich blieb stehen, als bemerke ich es nicht. Wenn nur nicht dieser Schwindel wäre. Ich blinzelte, doch er blieb und die Hitze wühlte sich noch tiefer in meine Eingeweide. »Und die gute Liz galoppiert dem armen Jonah zur Hilfe …«
    Wieder grinste er herablassend. So, als sei mir der wichtigste Hinweis in diesem Lügenpuzzle entgangen. »Deine feine Familie …«
    »Sie wollten die Mädchen retten«, verteidigte ich Meg und Klaus und fragte mich im selben Moment, wieso eigentlich. Die Antwort war einfach: Weil ich sie mochte und Leute, die man mochte, verteidigte man. Manchmal

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