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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Dieses verfluchte Teil war wirklich wie ein Stehaufmännchen. Je mehr ich versuchte es loszuwerden, desto aufdringlicher kam es zurück. Trotzdem war es nicht mein vordringlichstes Problem. Das war der rosafarbene Zettel. Ich zog ihn aus der Jacke und überflog ihn. Es war wirklich der Totenschein meiner Eltern. Unterschrieben von zwei Personen. Klaus de Temples als Zeuge und als feststellender Simons. Hatte ich vorher gedacht, mir wäre schlecht, musste ich jetzt zugeben, ich hatte mich geirrt. Es fehlte nicht fiel, und ich würde durchdrehen. Einfach so.
    Wieso standen die zwei auf dem Totenschein und … langsam sackten mir meine Beine weg.
    Das Klingeln an der Tür schreckte mich aus meinem Schockzustand und sorgte dafür, dass ich mich sekundenschnell tiefer in den Jacken vergrub. Einen Augenblick später hörte ich Klaus` Schritte gen Haustür gehen. Er wechselte einige Sätze mit Rektor Simons, rief Meg und verließ mit beiden wieder das Haus.
    Jetzt war ich wirklich verwirrt. Was war hier los? Ich erhielt keine Standpauke und meine Erziehungsberechtigten verschwanden mit meinem Rektor. Wohin?
    »Nein, die Frage ist doch »warum?«!« Max stand schräg vor mir und bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Blick. Mit einem Griff hatte er mir den Zettel weggenommen. Seinem Gesicht konnte ich ansehen, dass es hinter seiner ruhigen Fassade brodelte. Er war wütend, unglaublich wütend und unglaublich enttäuscht. Trotzdem verstand ich kein Wort von dem, was er gesagt hatte; es ergab einfach keinen Sinn. »Warum was?«
    »Warum bist du zu Talbot gefahren?«
    Alles in mir schrie danach, augenblicklich zu lügen. Ich könnte einfach sagen, was ich mir die ganze Zeit über zurechtgelegt hatte: »Weil er mein Großvater ist und ich ihn kennenlernen wollte.« Wer würde einer 16jährigen nicht glauben, dass sie genau das wollte? Mit aller Kraft kämpfte ich diesen Impuls nieder und atmete tief ein. »Weil es schon einmal passiert ist.«
    Max fragte nicht, was ich meinte, sondern sah mich nur entgeistert an. Auch David, der aus der Küche in den Flur kam, schwieg.
    »Daria hat mir die Tagebücher mitgebracht …« Ich verstummte in der Hoffnung, dass einer von beiden etwas sagen würde. Am besten etwas, was ich noch nicht wusste. Doch sie sahen mich nur an. Max ein wenig traurig und David – naja, wie David eben. Voller unterdrückter Wut.
    »Mein Großvater – ich kannte ihn damals nur von Dads Fotos – hat mich von der Schule abgeholt und mitgenommen. Da war diese Uhr, die er mir geschenkt hat … mein Dad hat mich gefunden … und die Uhr bei seinem Vater gelassen … aber als ich wieder zu Hause war …«
    »… sind Mädchen eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht?«, ergänzte Max behutsam. So behutsam, als wäre ich ein rohes Ei, das bei dem kleinsten Anzeichen von Druck zerspringen würde.
    Ich nickte und platzte wirklich: »Ist es die Uhr?«
    Es erschien mir auf einmal ganz logisch. Man konnte an Flüche glauben, wie man wollte, manche Dinge waren einfach zu unheimlich, um sie zu ignorieren, oder um sie mit logischen Mitteln erklären zu können. Ich meine jetzt mal ehrlich … Mädchen, die einfach so nicht mehr aufwachen … wegen Selbsthypnose oder Hysterie?
    »Die Uhr?«
    »Gibt es hier ein Echo?«
    »Jonah!« David spie das Wort aus wie eine Beleidigung.
    »Jonah?« Hier gab es ein Echo! »Jonah würde nie…« Moment mal, verteidigte ich da gerade Jonah? Ich verstummte mitten im Satz.
    »Was würde Jonah nie?« Drohend kam David einen Schritt näher und wirkte mit einem Mal furchteinflößend.
    »Ich meine … wie soll er … er kann doch nicht …« Ich verstummte schon wieder. Konnte er? Ich ging geistig die Fakten durch und fand ein unschlagbares Argument: »Jonah war damals nicht da!«
    »Aber du?!«
    »Beschuldigst du mich?« Trotz meiner Verblüffung schaffte ich es wütend zu werden. Es war ja nicht so, als hätte ich nicht selbst schon drüber nachgedacht … aber es ist ein Unterschied, ob man sich selbst als Täter in Betracht zog – oder ob es jemand anderes tat.
    »Ja!«
    Ich wollte mich auf ihn stürzen und nur Max Schritt nach vorne, zwischen uns, verhinderte genau das.
    »Du warst damals dort und bist es heute wieder – und du scheinst nicht betroffen zu sein.«
    »Wovon? Ich neige nicht zur Hysterie!«, brüllte ich hysterisch.
    »Hysterie? Glaubst du wirklich, dass es Hysterie ist?« Er schrie über Max` Rücken hinweg. Max drehte sich um und befahl lautstark: »Halt den Mund!«
    Doch

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