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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Schlange anschloss, die zwecks geheimer Abstimmung auf die Bühne musste. An einem kleinen Tisch saßen Mister Förster, Justus Früh und ein weiterer Schüler. Sie gaben jedem Wartenden einen Zettel zum Ankreuzen und anschließenden Einwerfen in die Wahlurne für die elfte Stufe.
    Ich hasste es, meine schützende Ecke zu verlassen und mich ohne Deckung zur Bühne zu bewegen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie David und seine Clique über mich sprachen, Paul klopfte Dominique aufmunternd auf die Schulter. Obwohl ich es ahnte, ging ich die Treppe hoch und rechnete dabei mit allem. Nichts geschah. Das war das Schlimmste. Früher oder später ließ die Aufmerksamkeit nach – und dann würde Paul zuschlagen.
    Bei einer normalen Person hätte das auch funktioniert. Aber wer war hier schon normal?
    Ich sprang gerade rechtzeitig zur Seite und hinter Mister Försters Tisch in Deckung, als ein Wasserballon von der Bühnentechnik nach unten fiel. Wasser und Plastikfetzen spritzten in alle Richtungen und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden richtete sich auf die einzig trockene Person auf der Bühne – mich. Ungläubige Staunen, leises Gelächter und verwirrtes Gemurmel aus der Masse der Schüler setzte ein.
    Elijah trat zu mir, reichte mir seine Hand und half mir auf. Bevor ich mich bedanken konnte, hatte er das Mikro des perplexen Simons genommen und meinte: »Wen sollte das treffen? Den Rektor, mich oder die charmante Dame an meiner Seite?« Das Lachen schwoll an. »Jetzt mal ehrlich: Wenn ich es schon nicht weiß, wie soll denn dann die entsprechende Person wissen, dass ihr der Warnschuss gegolten hat? Wer so schlecht zielen kann, braucht definitiv meine Hilfe – um charmante junge Damen auch anders anzuschießen.«
    Elijahs letzter Blick, bevor er mir zuzwinkerte und Simons das Mikrofon zurückgab, galt meinem Bruder. Ich starrte den charmanten, unscheinbaren Schulsprecher-in-Spe an. Er wusste es! Wie gut war der denn?
    Natürlich gewann Elijah die Wahl. Vielleicht doch nicht ganz zu Unrecht, wie ich zugeben musste, aber ich war mir noch nicht ganz sicher. Während die anderen Wahlen noch in vollem Gange waren, lehnte ich in meiner Ecke und behielt die Umgebung im Auge, ohne es mir anmerken zu lassen. Elijah hatte kurz mit David gesprochen, mit Astrid geflirtet und stand jetzt mit irgendeiner Tussi – natürlich blond – in einer Ecke. Er war ebenso weit von der Clique meines Bruders entfernt wie ich, genauso an einer »unsichtbaren« Stelle, verdeckt von einer Säule. Ich beobachtete, wie die Blondine mit einem herzlichen Lachen ihre Haare nach hinten warf und ein wenig näher an Elijah herantrat. Zweifellos hatte er den Dreh raus. Wenn auch auf eine eher fragwürdige Art und Weise.
    Genau wie Jonah, der sich kurz die Ehre gab. Gerade lange genug, um David und seine Freunde zu begrüßen und mit ihnen abzutauchen. Ungehindert stahlen sich die Jungs aus der Aula und selbst Simons, der den Abgang mit gerunzelter Stirn von der Bühne aus wahrnahm, unternahm nichts.
    Als ich mich wieder zu Elijah umdrehte, war er verschwunden. Zusammen mit dem Mädchen. Ich schüttelte den Kopf. Die Schule mochte nicht so schlimm sein, die Menschen in meiner Umgebung waren es aber ganz bestimmt. Tatsache.
    Fünf Minuten später bestätigte sich meine Meinung.

    Der Stinkbombe, die Paul aus der sicheren Entfernung von zwanzig Metern und fünf Höhenmetern geworfen hatte, traf niemanden der Nachzügler beim Verlassen der Aula. Musste sie auch nicht. Sie kontaminierte einen Umkreis von zehn Metern und mit mir noch zwei weitere Schüler.
    »Shit!« Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Geruch war so intensiv, dass er einem die Tränen in die Augen trieb und brannte in der Nase wie Feuer. Zum An-die-Luft-laufen-und-Ausmüffeln war es zu spät. So würde David mich sicher nicht mitnehmen – und niemand würde ihm einen Vorwurf daraus machen.
    Natürlich war Paul verschwunden, bevor er von erwachsenen Zeugen gesehen werden konnte. Wahrscheinlich hatte auch keiner der beiden anderen, die verwirrt, hustend und mit laufenden Augen im Foyer standen, den Täter gesehen.
    »Sofortiges Waschen hilft«, verriet ich den beiden Jungs. Einer davon sah aus wie der Kleine, der mich vorher über die Wahl aufgeklärt hatte, aber sicher war ich mir nicht. Dafür konnte ich zu wenig sehen.
    Obwohl ich wusste, dass es nicht mehr viel bringen würde, beeilte ich mich, um auf die Toilette zu kommen. Mit etwas Glück konnte ich wenigstens diesen klebrigen

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